Leichtathletik Anflug auf Dortmund

Die Sprinter des SCM steigern ihre Leistungen. Antonia Buschendorf hat die Chance auf einen Start bei der Hallen-Meisterschaft.

Von Daniel Hübner 11.02.2021, 18:03

Magdeburg l Sie hatten Glück, sie waren dem Schneesturm in Sachsen-Anhalt vorausgeeilt, hatten am vergangenen Sonnabend pünktlich Magdeburg erreicht. Zurück in der Wärme der heimischen vier Wände ließ sich auch Leistungen und Zeiten besser genießen. Nicht zuletzt Antonia Buschendorf wird ihr Resultat besonders genossen haben.

Beim Hallen-Meeting des LAC Chemnitz ist die 19-Jährige an jenem Sonnabend zu einer Bestzeit über 60 Meter Hürden gesprintet. 8,53 Sekunden wurden auf der Anzeigetafel notiert, was nüchtern betrachtet sehr gut, im Vergleich zum Wettbewerb zwei Wochen zuvor an gleicher Stelle allerdings ein riesiger Sprung ist. Ein Sprung über 22 Hundertstelsekunden. „Das ist eine sehr gute Entwicklung vom ersten zum zweiten Wettbewerb“, sagt Marco Kleinsteuber, der die SCM-Sprinter trainert.

Buschendorf selbst war von ihrer neuen Bestzeit über die 0,838 Meter hohe Hürde nicht mal überrascht. „Ich weiß, dass noch wesentlich mehr geht“, ist sie sich sicher. „Das kommt mit den Wettkämpfen, der Erfahrung und dem Umsetzen einiger Details zurück“, erklärt sie in Anbetracht ihrer fast zweijährigen, verletzungsbedingten Pause. „Ich muss noch mental etwas an Stärke gewinnen, um meine Trainingsleistung auch im Rennen zu zeigen. Vor allem an der ersten Hürde verliere ich momentan unheimlich viel Zeit, da ich momentan zu nahe an sie heranlaufe“, analysiert Antonia Buschendorf.

Dennoch hat die Zeit Hoffnungen geweckt, nicht zuletzt bei Kleinsteuber. Am kommenden Freitag wird es erneut einen Wettkampf für Bundeskader geben, diesmal in Leipzig, in der Quarterback Immobilien Arena. Und der 46-Jährige hofft zuerst, dass Buschendorf ihre Zeit noch einmal steigern kann und letztlich als Nachrücker für die Deutschen Hallenmeisterschaften in Dortmund (20./21. Februar) berücksichtigt wird. Mit ihrem aktuellen Bestwert liegt sie in der Jahresrangliste der Frauen auf Rang acht. 16 Damen dürfen derzeit im Ruhrpott um die Titel laufen. Letztlich entscheidet über ihren Start aber allein der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV).

„Jedes Rennen ist für sie einfach wichtig, um dranzubleiben“, sagt Kleinsteuer. Auch mit Blick auf die Freiluft-Saison, wo als Höhepunkt die U-23-Europameisterschaften in Bergen (Norwegen) auf Buschendorf warten. Und wo sie dann über 100 Meter Hürden starten will: „Diese Strecke gefällt mir doch wesentlich besser als die 60 Meter, denn meine Stärke liegt gerade in der zweiten Hälfte der Distanz.“

Die U-23-EM peilt auch Viviane Heilmann an – über die 400 Meter Hürden. Die Medizinstudentin hat sich in Chemnitz über die 200 Meter auf 23,65 Sekunden gesteigert. „Das zeigt, dass sie im Vergleich zum Vorjahr ein ganz anderes Niveau erreicht hat“, erklärt Kleinsteuber. Im Februar 2020 war die 19-Jährige noch eineinhalb Sekunden langsamer gewesen über diese Distanz. Nun also geht sie mit einem positiven Gefühl in die Vorbereitung auf die Freiluft-Saison, für Heilmann war Chemnitz nämlich der vorerst letzte Hallenauftritt.

Während zudem Justine Wehner und Ole Ehrhardt ihre zuletzt gezeigten Leistungen bestätigen konnten, hatte Chelsea Kadiri ihren ersten Auftritt in diesem Jahr – und lieferte 8,92 Sekunden über die 60 Meter Hürden ab. „Sie hat ihr Potenzial aufblitzen lassen“, erklärt der Coach. Aber es wäre eine noch bessere Zeit herausgekommen, wenn die 15-Jährige durchgehend hätte trainieren können.

Als Nachwuchskader 2 des DLV war ihr das in dieser Corona-Zeit nicht erlaubt. „Sie war lange raus“, sagt Kleinsteuber. Ein Ausfall, der sich in einer technisch anspruchsvollen Disziplin wie dem Hürdensprint kaum kompensieren lässt. Und nicht nur das: „Es ist dann schwer, die Motivation hochzuhalten.“ Weshalb Kleinsteuber dafür plädiert, auch die Landeskader im Training zu halten, zumal „sich in all den Monaten nicht einer in der Trainingshalle mit Corona infiziert hat“, blickt er zurück. Müssen die Kader allerdings langfristig fernbleiben, „wäre das tödlich“. Für Athlet wie Verein.