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Leichtathletik Neues Zeitfenster für Buschendorf vom SCM

Die Hoffnung der SCM-Hürdensprinterin Antonia Buschendorf auf einen Start bei der U-20-EM ist aufgrund einer Verletzung gestorben.

Von Daniel Hübner 25.05.2019, 01:01

Magdeburg l Hatte sie das wirklich gesagt, hatte sie gerade dem Herrn mittleren Alters jeglichen Stolz über seinen gezeigten Auftritt genommen? Als der Autor dieser Zeilen in der Magdeburger Leichtathletik-Halle am Olympiastützpunkt an einem Mai-Donnerstag zwei Hürden vorbildlich mit gestrecktem Bein und ohne Berührung genommen hatte, urteilte Antonia Buschendorf im Wortlaut diplomatisch, aber in der Stimme erbarmungslos ehrlich: „Sieht gefährlich aus.“

Verübeln konnte man das der 17-Jährigen vom SCM natürlich nicht. Zum einen ist sie Spezialistin für den Sprint über 100 Meter Hürden. Sie sieht also genau, ob sich da jemand gerade die Beine bricht. Zum anderen hatte sie kurz zuvor noch über ihre Vorbereitung und ihre Saisonziele freundlich, lächelnd und realistisch referiert. Vielleicht hatte sie sich nur Sorgen gemacht um das Sitzbein des Amateurläufers, um den Beugeransatz im linken Oberschenkel also. Ihr eigener nimmt ihr selbst seit drei Monaten jegliche Trainingsintensität.

Womit wir bei den schlechten Nachrichten wären: Buschendorf ist zuletzt nur dosiert gesprintet und noch dosierter über das Hindernis gesprungen. „Wir haben die Übung im Training nur angedeutet“, erklärte sie. Im Leistungsniveau stand sie allenfalls bei 60 Prozent, schätzte sie ein. Und dies in ihrem ersten U-20-Jahr, in dem sie nun über die 0,84 Meter hohe Frauenhürde springen muss. Zehnmal in einem Lauf.

Sie hat dazu bislang keine Zeit im Rekordbuch notiert. Sie wollte sich erst Ende Juni bei der Junioren-Gala in Mannheim eintragen. Sie wollte Risiko gehen, denn in Mannheim wäre die letzte Chance auf die Norm (13,80 Sekunden) und eines der drei Tickets für die Europameisterschaft in Boras (Schweden/18. bis 21. Juli) gewesen. Aber seit dem gestrigen Freitagmorgen steht nun fest: Antonia Buschendorf startet weder bei diesem noch bei einem anderen Wettbewerb, sie hat in Absprache mit ihrem Trainer Marco Kleinsteuber die Saison vorzeitig beendet.

Die Verletzung hat sich einfach zu lange hingezogen. Und „die Gesundheit geht jetzt vor“, sagte Buschendorf. Zu wichtig ist die Zukunft, sind die nächsten Ziele, als auch diese in Gefahr zu bringen. Enttäuscht ist Buschendorf natürlich trotzdem. Zum einen, „weil ich im Winter super trainiert habe und auch der Sprint über die höhere Hürde bombe lief“. Zum anderen, „weil ich vielleicht zu spät signalisiert habe, dass mir etwas wehtut, so hat sich die Entzündung ausgeweitet“. Und so war eine frühere Genesung nicht mehr zu retten.

Dabei wäre die Norm machbar gewesen. Die Elftklässlerin am Sportgymnasium hat 2018 über die 0,762 Meter hohe Junioren-Höhe mit 13,30 Sekunden einen deutschen Altersklassenrekord aufgestellt. Mit solch einer Zeit wäre sie bei der U-20-WM im gleichen Jahr über das acht Zentimeter höhere Frauenhindernis Vierte geworden. Aber wie sehr hinkt der Vergleich?

Weniger als gedacht. „Acht Zentimeter hören sich wenig an, aber man muss sich auch trauen, sie zu überwinden“, erklärte Buschendorf zwar. Darin sieht Marco Kleinsteuber aber kein Problem, zumindest nicht für den Körper. „Acht bis zehn Zentimeter Abstand waren bei ihr schon über die kleinere Hürde immer zu sehen“, meinte der 44-jährige Trainer.

Und wie fühlt er sich in Anbetracht der Situation? „Klar, bin ich enttäuscht, wenn ein Trainingskonzept nicht aufgeht, weil eine Athletin verletzungsbedingt ihr Leistungspotenzial nicht abrufen kann. Aber das gehört eben auch im Junioren-Leistungssport dazu.“

Bis gestern war Kleinsteuber trotzdem optimistisch, was den Start in Mannheim betrifft. „Sie ist physisch stark und sehr talentiert. Ich traue ihr zu, auch mit relativ wenig Training eine sehr gute Leistung zu bringen“, hatte er erklärt. Nun aber „geht der Blick nach vorn, mit den Lehren aus der Vergangenheit“. Beide haben ein neues Zeitfenster geöffnet: Nächstes Ziel ist die Hallensaison im Winter, so der Coach, „damit sie sich auch im Wettbewerb schnell an die Frauenhürde gewöhnen kann“.