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Motorsport Für das Cockpit in die Sauna

Die Fans von schnellen Autos schauen am Wochenende nach Bahrain. Der Magdeburger Dominique Schaak fährt dagegen auf dem Hockenheim.

Von René Miller 30.03.2019, 00:01

Magdeburg l Motorengeräusche und quietschende Reifen bestimmen sein Leben. „Wer einmal in einem Rennwagen sitzt, der kommt davon nicht mehr los“, erzählt Dominique Schaak. Als Achtjähriger probierte er sich zum Spaß auf einer Kartbahn aus. Inzwischen hat er als professioneller Rennfahrer die C-Lizenz, fährt seit 2015 Profi-Rennserien und kann den Saisonstart am Wochenende auf dem Hockenheimring kaum erwarten.

Wenn die Ampeln auf der Rennstrecke auf Grün schalten, sitzt der 28-Jährige auch in einem neuen Wagen. Schaak ist neben dem Porsche-Sports-Cup künftig auch in der National-Endurance-Serie im Seat Leon Cupra unterwegs. Mit dem 350  PS starken Boliden hat er vor zwei Wochen im Autodrom Most die nötigen Testfahrten absolviert. Allein der Ausflug nach Tschechien kostete rund 5000 Euro pro Tag. Schaak: „Ohne Sponsoren könnte ich meinen Beruf gar nicht ausüben.“ Deshalb ist für den gebürtigen Hallenser schon seit Jahren fleißig Klinkenputzen angesagt.

Es sind gewaltige Summen. „Rund 100 000 Euro benötige ich im Jahr“, sagt Schaak. Und da sind mögliche Schäden am Auto nicht mal eingerechnet. Für einen Crash auf der Rennstrecke kommt ja keine Versicherung auf. Das muss ich alles aus eigener Tasche zahlen.“ Die Sponsorensuche könnte er zwar auch einer Agentur übergeben. „Aber mir ist es lieber, wenn ich den persönlichen Kontakt zu Sponsoren habe.“

Für seine Rennen bringt er dann auch mal selbst die Eintrittskarten vorbei. Und wenn er auf der Rennstrecke in Oschersleben ist, steht Schaak auch als Renntaxi zur Verfügung. Da darf man als Beifahrer mit im Cockpit sitzen und eine Runde über die Rennstrecke drehen. „In 120 Metern die Geschwindigkeit von 260 km/h auf 60 km/h zu drosseln, ist aber nicht jedermanns Sache“, schmunzelt Schaak.

Auch die Pflege seiner Webseite und das Design seines Helms gibt Schaak nicht aus den Händen. „Wenn sich die Temperatur im Auto erhöht, wird an meinem Helm künftig die Skyline von Magdeburg zu sehen sein. Hier lebe ich seit vielen Jahren und kann mich mit Magdeburg inzwischen mehr identifizieren als mit Halle.“

Und im Auto wird es warm. Bis zu 60 Grad müssen die Rennfahrer da schon mal aushalten. „Durch den Motor und das ständige Bremsen geht das auch ganz schnell. Wir haben ja nur das nackte Blech um uns herum“, erklärt Schaak, der deshalb auch schon mal ein Fahrrad-Ergometer in der Sauna aufgestellt hat, um richtig ins Schwitzen zu kommen. Neben solchen Extra-Einheiten gehören Krafttraining und Laufeinheiten fest zu seinem wöchentlichen Programm.

Um die entsprechende Rennlizenz zu bekommen, ist auch ein ärztliches Attest notwendig. Nur dem Ball jagt er nicht mehr hinterher. Schaak: „Ich habe früher auch gerne Fußball gespielt. Beim TSV Völpke und zuletzt SV Hötensleben, im Nachwuchs früher sogar in der Verbandsliga. Aber jetzt ist Fußball einfach zu gefährlich. Wenn ich mich da ernsthaft verletzten würde, hätte ich ein großes Problem und könnte das meinen Sponsoren kaum vermitteln.“

Zusammen mit einem Schweizer und einem Österreicher aus dem Allied-Racing-Team feierte Schaak voriges Jahr am 26. Mai im Porsche Cayman GT4 beim Sieg des 12-Stunden-Rennens von Imola seinen bisher größten Triumph. Schaak: „Dort zu gewinnen, war unglaublich. Ausgerechnet in Imola. Dort, wo 1994 leider Ayrton Senna tödlich verunglückte. Das ist schon etwas ganz Besonderes für einen Rennfahrer.“

Selbst mal in der Formel 1 zu fahren, wird für Schaak ein unerfüllter Traum bleiben. „Um es bis dahin zu schaffen, braucht man acht bis zehn Millionen Euro. Oder man ist ein absolutes Ausnahmetalent wie beispielsweise Sebastian Vettel“, sagt Schaak, dessen aktuelle Rennserie verglichen mit dem Fußball so etwas wie die 3. Liga ist.

Trotzdem gibt es noch große Ziele. „Ich würde gerne mal die 24 Stunden von Le Mans in einem Prototypen fahren. Auch Austin in Texas ist ein großer Traum. Da braucht man aber allein für das Rennen schon einen Etat von 40  000 Euro“, verrät Schaak, der vom 17. bis 19. Mai bei der zweiten Etappe seiner Rennserie in Oschersleben am Start ist und in dieser Saison für das HTF-Motorsport-Team fährt.

Schaak mit einem Lächeln: „Da kann ich zwischen den Rennen abends nach Hause.“ Mit vorgeschriebener Geschwindigkeit? Schaak: „Ich bin schon ab und zu im postalischen Austausch mit der Polizei. Meinen Führerschein musste ich aber noch nie abgegeben.“