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Tischtennis Von der Hochzeit an die Platte

Der TTC Börde ist ein Familienverein. Fast von Anfang an sind Wolfgang Fromm (72) und Otto Thüm (79) dabei, spielen heute noch im Punkte.

Von Hans-Joachim Malli 17.11.2018, 00:01

Magdeburg l Das Trainingsshirt ist durchgeschwitzt. Kurze Pause. Jetzt muss erst einmal ein Kaltgetränk her. Zweimal die Woche stehen die Börde-Urgesteine Wolfgang Fromm und Otto Thüm zum Training an der Platte. Dazu kommen am Wochenende die Punktspiele. Fromm spielt noch immer Landesliga, sein langjähriger Mitspieler Thüm in der achten Mannschaft in der Stadtliga.

Fromm (72) und Thüm, der im kommenden Frühjahr 80 wird, sind seit frühester Kindheit dem Tischtennissport verfallen. „Mein Vater Max, der 1949 die BSG Aufbau Börde mitgegründet hat, schenkte mir den ersten Holzschläger. Wir wohnten am Westring. Da habe ich zuerst bei Post gespielt, ab 1957 dann aber bei Börde“, erinnert sich Wolfgang Fromm.

Was den Jüngeren der Fromm-Brüder besonders stolz und beim heutigen TTC Börde zur Legende macht, umschreibt der Magdeburger so: „Ich habe 22 Jahre lang kein einziges Punktspiel versäumt. Ich war immer da, ob ich Zahnschmerzen hatte oder sonst was. Selbst am Tag nach meiner Hochzeit stand ich auswärts in der Oberliga an der Platte. Meine Frau Marlis war zum Glück genauso Tischtennisverrückt, hat nicht gemurrt.“

Fromm, der an 25 DDR-Meisterschaften teilgenommen hat und den Schüler-Vizemeistertitel im Doppel holte, kann manche Anekdote zum besten geben. So von den Oberliga-Spielen zu DDR-Zeiten, als zu den Heimspielen in der Schule an der Schmeilstraße hunderte Zuschauer kamen. „Die Auswärtsspiele dagegen waren manchmal weniger lustig“, erinnert sich Fromm. „Da damals ein Satz nur über elf Punkte ging und in den folgenden Doppeln die jeweils drei Spieler der oberen und unteren Mannschaftshälfte gegeneinander antraten, kam es schon mal vor, dass man ganz schnell fertig war und wegen eines Spiels insgesamt acht Stunden in kalten Zügen unterwegs war“, so der dienstälteste Akteur des heutigen TTC Börde.

Der gründete sich unter Führung von Günter Schmietendorf 1997 aus der BSG Aufbau Börde heraus, pachtete zehn Jahre später die ehemalige Schulturnhalle in der Steinigstraße. Mit Unterstützung der Stadt und von Sponsoren wurde das Gebäude zur einzigen Tischtennishalle umgebaut.

Fromm wie auch sein Kumpel Otto Thüm blieben dem TTC treu. Selbst ein fünfjähriger Aufenthalt bei der Tochter in Hamburg konnte Fromm nicht vom regelmäßigen Spielen in der Steinigstraße abhalten. Inzwischen wohnt das langjährigste noch aktive Vereinsmitglied in Lostau, schwört aber auf seinen Verein in Stadtfeld: „Börde werde ich nie verlassen, schon weil mein Vater den Verein mitgegründet hat. Ich will mich fithalten. Das regelmäßige Training hält fit und gesund.“ Im Vorjahr wurde er mitteldeutscher Meister im Einzel.

Für Frank Kuhnert, seit 15 Vereinsvorsitzender, ist der TTC Börde im wahrsten Wortsinn ein Familienverein: „Unser jüngstes aktives Mitglied, Jacob Müller, ist vier. Bis vor kurzem spielte Kurt Kühne, inzwischen 93, noch für uns. Unsere Halle ist jeden Tag ab 10 Uhr offen. Auch vormittags, auch am Sonntag. Manchmal gehen erst nach 23 Uhr die Lichter aus“, so Kuhnert, der gemeinsam mit seinem Stellvertreter Peter Bauske den Verein lenkt.

Kuhnert kann auch wunderbar für seinen Sport werben, sagt: „Der Vorteil von Tischtennis ist, man kann bis ins hohe Alter spielen, Wettkämpfe bestreiten. Und im Winter spielen wir in der warmen Halle.“

Ehrgeizig ist Wolfgang Fromm noch immer, ob bei den Seniorenmeisterschaften oder den Landesligapartien gegen Spieler, die seine Enkel sein könnten. „Von der Schnelligkeit her habe ich noch nicht mal Probleme, eher von der Reaktion her. Aber der Nachwuchs drängt nach. Natürlich ist das Spiel viel intensiver und athletischer geworden. Und auch die Techniken haben sich mit dem neuen Schlägermaterial in Laufe der Zeit verändert. Heute steht man viel näher am Tisch.“

Nervös machen lässt sich Oldie Fromm von den jüngeren Gegnern aber auch heute noch nicht. „Wolfgang bleibt immer relativ gelassen“, sagt Vereins-Chef Kuhnert. Und der so „Geadelte“ erklärt: „Die Kelle habe ich noch nie weggeschmissen. Wenn, dann ärgere ich mich über mich selber, wenn ich einen billigen Fehler gemacht habe.“

Fromms Rückhand ist heute noch gefürchtet.