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Fußball Aus Not- wird eine Dauerlösung

Lange galt der MTV Beetzendorf in der Fußball-Landesklasse, Staffel I, als so etwas wie die Schießbude der Liga.

Von Florian Schulz 07.05.2018, 05:00

Beetzendorf l Das hat sich mittlerweile ein wenig geändert – und zwar seit Markus Thiel den Kasten der Elf von Trainer Mayk Zürcher hütet. Sein Anteil daran, dass seine Farben gute Chancen haben, zum zweiten Mal in Folge den Klassenerhalt zu schaffen, ist groß. Der Blick auf den Abstiegskampf in der Landesklasse I fällt Markus Thiel in dieser Saison mit Sicherheit nicht leicht. Denn in seiner Brust schlagen wohl noch immer zwei Herzen. Natürlich gibt der 25-Jährige alles dafür, dass sein MTV der Liga erhalten bleibt. Dann allerdings könnte es den Verein erwischen, bei dem der Beetzendorfer Schlussmann einst seine Laufbahn begann – nämlich den FSV Havelberg.

Als gebürtiger Havelberger lag es für Markus auf der Hand, seine fußballerische Karriere beim FSV zu starten. Gerade mal sechs Jahre alt war Thiel, als er zum ersten Mal die Töppen schnürte. Anfangs musste er noch auf dem Feld ran, ehe er sich im Laufe der Jahre vermehrt zwischen den Pfosten wiederfand. Bis zu seinem zehnten Lebensjahr blieb er in Havelberg, zwei Jahre später zog es ihn samt Familie aus privaten Gründen nach Beetzendorf.

Dort schloss er sich direkt der D-Jugend des MTV an und wurde dort von Mayk Zürcher trainiert. „Eigentlich wollte ich hier Torwart werden“, verrät Markus Thiel. Allerdings stellte ihn sein Vorgesetzter Zürcher zumeist auf der „Sechs“ im zentralen defensiven Mittelfeld auf. Dennis Panhey hütete stattdessen den Kasten. „Ich konnte im Vergleich zu Dennis auch draußen spielen“, so der 25-Jährige. Mit dem Beetzendorfer Nachwuchs verzeichnete der Altmärker viele tolle Erfolge. Schon in der D-Jugend wurde er Kreispokalsieger, in der C- und in der A-Jugend jeweils Kreismeister und mit den A-Junioren außerdem auch noch Vizemeister in der Landesliga sowie Sieger des Kreispokalwettbewerbs.

Coach Torsten Kempe holte Markus Thiel bereits mit 17 Jahren in die erste MTV-Herrenmannschaft. Zum Zug kam der robuste Youngster entweder im Angriff oder als Rechtsaußen. Nachdem sein früherer Jugendtrainer Mayk Zürcher die Geschicke bei den Beetzendorfer Männern übernahm, schafften diese 2014 und 2016 jeweils den Kreismeistertitel sowie den damit verbundenen Aufstieg in die Landesklasse. „Ich denke, dort sind wir mittlerweile auch gut aufgehoben“, klingt Markus recht selbstbewusst. Vor allem der starke Zusammenhalt ist der Garant des Erfolgs beim MTV. „Jeder versteht sich mit jedem, es macht einfach Spaß“, fühlt sich Thiel pudelwohl.

In die Spielzeit 2016/2017 ging Dennis Panhey noch als klare Nummer eins. Einen echten Konkurrenten hatte der Schlussmann nicht. Um den Druck auf Panhey zu erhöhen, ließ sich Coach Zürcher etwas einfallen. „Bereits mehrere Wochen vor Dennis‘ Verletzung hat mich Mayk gefragt, ob ich als zweiter Torhüter einspringen würde“, verrät der 25-Jährige. Dennis Panhey galt zwar als guter Torhüter, doch er leistete sich ab und an auch mal Leichtsinnsfehler. Nach seiner schwerwiegenden Verletzung war er nun schon gut ein Jahr lang nicht mehr aktiv. Markus Thiel, zuvor zumeist als Offensivspieler in der in der 1. Kreisklasse beheimateten Zweitvertretung auf Torejagd, erklärte sich bereit, in die Bresche zu springen. Aus der Not- ist mittlerweile eine Dauerlösung geworden.

Thiel spielt bislang eine solide Saison 2017/2018, strahlt Sicherheit zwischen den Pfosten aus und kann von seinen Mitspielern zudem immer wieder mit einbezogen werden. „Sicherlich geht es noch besser. Ich bin ja wieder recht frisch im Tor, da sind kleine Fehler ab und an mal normal, doch im Großen und Ganzen war die Spielzeit bislang sicherlich okay“, urteilt der Wahl-Westaltmärker. Mit der Zeit möchte der 25-Jährige aber noch stärker werden. „Ich denke, im Herauslaufen und im Mitspielen bin ich gut, aber auf der Linie könnte ich mich noch verbessern“, erklärt Markus Thiel.

Nach einem gelungenen Trainingslager spielten die Beetzendorfer in der Landesklasse eine starke Hinrunde, doch in der zweiten Halbserie tun sie sich schwer. „Der Klassenerhalt ist und bleibt unser Ziel, und ich denke auch, dass wir das schaffen können und werden“, so ein optimistischer Schlussmann, der kürzlich beim 2:2 in Uchtspringe seinen ersten Feldverweis als Nummer eins hinnehmen musste. Er sah die Rote Karte. Die Landesklasse ist für ihn besonders lukrativ: „Es macht einfach mehr Spaß, gegen größere Namen und Vereine zu spielen.“ Noch muss der MTV mit seinem nicht allzu deutlichen Polster auf die Abstiegsplätze zwar zittern, doch der Ligaverbleib ist nach wie vor aus eigener Kraft möglich.

Beim MTV wurde kürzlich ein neuer Vorstand in der Sparte Fußball gewählt. Unter anderem wurde Thiels Schwager Stephan Wippich zum Vorsitzenden ernannt, Mitspieler Sebastian Spychalski hingegen als dessen Stellvertreter. Auch weitere Kollegen wie Nico Schulz oder Fabian Panhey gehören der neuen Führungsriege an. „An sich finde ich es gut, dass wir jetzt neue Leute im Vorstand haben, doch man sollte ihnen erst einmal Zeit geben. Dann wird man sehen, wie sich alles entwickelt“, urteilt Markus Thiel. Speziell die Nachwuchsarbeit soll sich in Beetzendorf verbessern. „Das ist sicherlich auch nötig, weil wir über relativ wenige Jugendteams verfügen. Von auswärts Spieler heranzuholen, ist heutzutage immer schwieriger“, deutet Markus daraufhin, dass auch die Herren in Zukunft wieder vermehrt auf Akteure aus dem eigenen Nachwuchs bauen möchten.

Von ganz großen Titeln möchte Markus Thiel derzeit nicht träumen. „Über einen Staffelsieg in der Landesklasse brauchen wir momentan nicht zu reden. Wir wollen unbedingt in dieser Liga bleiben und uns dort dauerhaft einstellig platzieren. Wichtig wäre uns einfach, dauerhaft sicher durch die Saison zu kommen“, backt der 25-Jährige eher kleinere Brötchen. Reizvoll wäre allerdings ein Kreispokalsieg. „Bis dahin sind es ja nicht viele Spiele, das wäre schon eine schöne Sache“, weiß der Keeper. Um dieses Ziel zu erreichen, wird sich der gebürtige Havelberger in den kommenden Jahren sicherlich ordentlich reinhängen. Natürlich hofft Markus Thiel, dass er dies dann auch weiterhin als Nummer eins zwischen den Pfosten des MTV Beetzendorf tun kann.