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Fußball Ehrgeizig auf und neben dem Platz

Egal ob auf oder neben dem Platz: Tino Fricke ist immer mit ungeheurem Ehrgeiz dabei und möchte möglichst jedes Spiel gewinnen.

Von Florian Schulz 01.09.2018, 03:00

Beetzendorf l Beim MTV Beetzendorf ist der 28-Jährige nicht nur Leistungsträger in der ersten Herrenmannschaft, sondern neuerdings arbeitet er auch als Trainer der F-Junioren. In beiden Funktionen hat sich Fricke noch einige Ziele gesteckt. Er war erst Stürmer, dann Torhüter, dann wieder Angreifer und mittlerweile ist er im defensiven Mittelfeld beheimatet. Tino Fricke wurde in seiner bisherigen Laufbahn mehrfach umfunktioniert, doch der Westaltmärker funktionierte fast überall.

Nicht nur seine Allrounder-Qualitäten, sondern auch sein enormer Einsatz sowie sein starkes Zweikampfverhalten machen Fricke so wertvoll für das erste Männerteam des MTV Beetzendorf. Mit diesem möchte er möglichst lange in der Landesklasse bleiben. Mittlerweile vermittelt der Beetzendorfer aber auch sein Wissen an den jüngsten MTV-Nachwuchs, zu dem auch sein erst vierjähriger Sohn Luis zählt.

Gerade einmal vier Jahre alt war Tino, als er zum ersten Mal im Verein dem runden Leder hinterher jagte. In der Beetzendorfer F-Jugend zählte er mit zu den jüngsten Akteuren und hörte auf die Kommandos von Trainer Michael Kross. Ab der D-Jugend spielte Fricke mit dem MTV erstmalig in der Landesliga und schaffte dort auch auf Anhieb den Klassenerhalt. Weil es anschließend in Beetzendorf keine Großfeldmannschaft mehr gab, wechselte der damalige Angreifer für drei Jahre zum VfB 07 Klötze. Mit den VfB-C-Junioren bejubelte Tino Fricke sogar den Kreismeistertitel. Zu A-Jugend-Zeiten zog es ihn dann aber wieder zurück zum MTV Beetzendorf.

Dort fand er sich aber nicht – wie gewohnt – im Sturm, sondern zwischen den Pfosten wieder. „Wir hatten damals keinen Torwart, somit habe ich mich bereiterklärt. Eigentlich habe ich zuvor nur in der Freizeit mal im Tor gestanden“, erinnert sich der 28-Jährige zurück. Coach Ralf Schwotzer hatte anscheinend auch keine Bedenken, Fricke das Trikot mit der Nummer eins zu geben. Immerhin anderthalb Jahre lang trug er selbiges dann auch und machte seine Sache mit der Zeit auch sehr ordentlich.

In seinem ersten Herrenspiel unter der Leitung von Trainer Axel Krüger erzielte der Westaltmärker direkt einen Treffer. Zum Einsatz kam er im besagten Auswärtsspiel bei der Salzwedeler Eintracht-Reserve wieder im Angriff. Zuvor war er eigentlich immer als Ersatzkeeper eingeplant. Doch Fricke war eben doch eher ein Stürmer, was er dann auch demonstrierte, als er seine Chance bekam. Um einen Stammplatz musste er seinerzeit mit Christian Fischer und Gordon Bock kämpfen. Dieser Konkurrenzkampf pushte anscheinend alle Offensivakteure, denn am Ende der Spielzeit standen die Kreismeisterschaft sowie der Aufstieg in die Landesklasse zu Buche.

Dort hielt sich der MTV allerdings nur eine Saison und stieg dann wieder in die Kreisliga ab, in der er ins graue Mittelmaß abrutschte. Nach mehreren „schlechten Jahren“, wie sie Fricke im Nachgang bezeichnet, übernahm Mayk Zürcher das Traineramt der ersten Herrenvertretung – und brachte den Erfolg, den er bereits im Nachwuchs hatte, mit. „Es lief wieder und hat einfach Spaß gemacht, zumal Mayk ja auch viele gute Spieler zurückgeholt hat“, verrät Tino. 2014 schafften die Beetzendorfer als Kreismeister die Rückkehr in die Landesklasse. Zwar ging es nach nur einem Jahr erst einmal wieder zurück in die Kreisoberliga, doch der MTV wurde 2016 gleich noch einmal Champion im Altmarkkreis Salzwedel und stieg erneut in die Landesklasse auf. Dort schafften die Westaltmärker zuletzt zweimal in Folge den Ligaverbleib und sind gerade in ihre dritte Saison gegangen.

„Wir sind eine eingeschworene Truppe, in der ganz klar der Zusammenhalt der Schlüssel zum Erfolg ist. Wir sind nicht nur auf dem Platz Freunde, jeder versteht sich mit jedem“, charakterisiert Tino Fricke das MTV-Team. Dieses wird nun übrigens nicht mehr von Mayk Zürcher, sondern von Michael Banse trainiert. Letztgenannter hatte nach Beendigung der Vorsaison seine aktive Laufbahn beendet und gibt nun von der Seitenlinie aus die Anweisungen. „Micha macht es gut. Sicherlich ist es eine Umstellung, dass er nun nicht mehr unser Mitspieler, sondern Trainer ist, doch wir respektieren ihn und es gibt keine Unruhe“, erklärt Fricke.

Einen kleinen, aber feinen Unterschied hat der 28-Jährige zwischen beiden Übungsleitern auch erkannt: „Zwar legen beide viel Wert auf die Kondition, doch mittlerweile machen wir fast alle Übungen auf dem Platz mit dem Ball und arbeiten viel im taktischen Bereich.“ Fricke selbst ist mittlerweile auf der sogenannten Sechser-Position im zentralen defensiven Mittelfeld beheimatet. Doch ist er nicht vielleicht verärgert, dass er nun nicht mehr so oft treffen kann wie noch zu Stürmerzeiten? „Nein, ich habe mich mittlerweile mit dieser Rolle abgefunden und fühle mich dort auch wohl. Wobei ich anfangs noch Probleme hatte und erst einmal richtig reinkommen musste“, entgegnet der Beetzendorfer. Vor allem seine Kopfballstärke und seine Robustheit gaben den Ausschlag, weshalb der 28-Jährige bereits in Zürchers Ägide nach hinten beordert wurde. Zweikämpfe scheut er nämlich keineswegs.

Der neue „Abräumer“ vor der Abwehr prophezeit seiner Mannschaft eine harte Spielzeit. „Es wird schwerer als in der Vorsaison“, ist sich der 28-Jährige sicher. „Spielerisch sind wir sicherlich nicht die stärkste Mannschaft, von daher muss der Einsatz stimmen und jeder Spieler immer mit einhundert Prozent dabei sein. Ansonsten haben wir keine Chance“, fügt er an. Die Liga sei schließlich noch ausgeglichener als in den Jahren zuvor, dazu haben sich im Gegensatz zum MTV fast alle Ligakonkurrenten verstärkt. Doch was macht Tino Hoffnung? „Ganz klar unser enormer Teamgeist. Selbst wenn wir – was wir natürlich nicht hoffen – absteigen, vermute ich, dass wir als Mannschaft auch so zusammenbleiben.“ Die Beetzendorfer sind trotz des 0:2 zum Auftakt gegen Potzehne weiterhin mit Spaß dabei, hoffen nun aber, dass vor allem die verletzten Spieler so schnell wie möglich zurückkehren.

Bereits früh startete Tino Fricke auch eine Karriere als Trainer. Gemeinsam mit Timm Müller coachte er zunächst die G-Junioren, später dann die C- und die E-Junioren. „Aus personellen Gründen waren wir aber nie länger als zwei Jahre für eine Mannschaft zuständig“, berichtet der 28-Jährige. Der wurde damals, weil in Beetzendorf händeringend Nachwuchstrainer gesucht wurden, angesprochen und sagte relativ schnell zu. „Es hat eigentlich immer Spaß gemacht“, verrät Tino. Der eigenen aktiven Laufbahn stand die Tätigkeit als Übungsleiter nie im Weg: „Da hat sich eigentlich nie etwas überschnitten.“

Zur neuen Saison hat Fricke gemeinsam mit Marcus Wotapek das Amt bei den Beetzendorfer F-Junioren übernommen. Hauptgrund war sein Sohn Luis, der mit vier Jahren der jüngste Spieler im Team ist. „Wir haben keine G-Jugend, so dass Luis bei uns schon mal mit reinschnuppert. Da muss er sich mal mit Älteren messen, das ging mir früher nicht anders“, verrät Tino Fricke mit einem Schmunzeln. Da sein Trainerkollege Wotapek unter der Woche oft aus beruflichen Gründen nicht anwesend sein kann, ist Fricke im Training zumeist für um die 15 junge Kicker alleinverantwortlich. „Das ist schon anstrengend, doch wir versuchen die Älteren und die Jüngeren zu trennen. Bis jetzt klappt das schon ganz gut“, berichtet der Beetzendorfer.

Der Großteil des Teams war bereits zuvor aktiv, doch es gibt auch mehrere Neueinsteiger, denen Tino nun erst einmal das Fußball-Abc beibringen muss. „Wir wollen die Kleineren immer mehr heranführen und uns von Turnier zu Turnier steigern. Vielleicht gelingt es uns auch mal, Erster zu werden, was für die Kinder sehr schön wäre“, erläutert der neue Coach seine Ziele. Ab und an muss er an der Seitenlinie durchaus mal laut werden. „Aber nur, damit mich die Kinder auch verstehen. Wenn sie etwas falsch machen, sage ich ihnen das ganz in Ruhe“, verrät Tino Fricke.

Vorrang genießt für den Westaltmärker aber seine aktive Laufbahn, die noch lange kein Ende haben soll. Die Trainertätigkeit ist eher ein Ausgleich. „Das möchte ich auch nur im Nachwuchs machen. Im Herrenbereich wäre das zumindest jetzt noch nichts für mich“, so Fricke. Dennoch möchte der 28-Jährige sowohl als Spieler als auch als Trainer jedes Spiel gewinnen. Ein ganz großes Ziel als Aktiver ist der Kreispokalsieg. „Den will ich unbedingt irgendwann mal holen“, verrät der Defensivakteur. Kreismeister ist er immerhin schon dreimal geworden, dazu auch schon zweimal Hallenkreismeister.

Apropos Halle: Dort findet sich Tino oft im Tor wieder. „Das macht eigentlich Spaß, weil man dort viel zu tun bekommt. Auf dem Feld muss ich das aber nicht mehr unbedingt haben“, berichtet der Beetzendorfer. In der Vorsaison musste er allerdings im wichtigen Auswärtsspiel in Potzehne (4:0) den Kasten hüten und parierte sogar einen Elfmeter. Besser aufgehoben sieht er sich aber auf der „Sechs“. Die aktuelle Mannschaft sieht Fricke gut aufgestellt: „Wenn alle fit sind, ist das schon in Ordnung. Ansonsten wird es eben auch schnell mal eng. Es wäre schön, wenn wir uns vor allem mit jungen Spielern noch in der Breite verstärken könnten.“

Der MTV möchte sich so lange wie möglich in der Landesklasse halten. „Vielleicht schaffen wir es irgendwann mal, im gesicherten Mittelfeld mitzuspielen. Mehr wird aber sicherlich nicht möglich sein“, so der 28-Jährige. Der Anhänger des Rekordmeisters FC Bayern München begrüßt es, dass in Beetzendorf ein neuer Spartenvorstand mit Stephan Wippich an der Spitze gewählt wurde. „Die Jungen sind näher am Geschehen und bringen daher sicherlich auch mehr Verständnis mit ein. Bisher sind schon deutliche Fortschritte zu erkennen“, berichtet Tino. Als Trainer würde der Westaltmärker gern irgendwann einen Kreismeistertitel bejubeln: „Allerdings muss ich natürlich erst einmal schauen, wie lange ich den Weg überhaupt mitgehe.“

Für den Verein wünscht sich Fricke, dass er dauerhaft wieder über eine A-Jugend verfügt. „Dann können vielleicht auch mal wieder junge Spieler in den Herrenbereich aufrücken. Wir sind schließlich auch nicht mehr die Jüngsten“, weiß der Beetzendorfer. Mindestens sieben Jahre möchte er noch im Herrenbereich („Solange mich meine Beine tragen, werde ich auch weiterspielen“) aktiv sein – übrigens auch beim MTV Beetzendorf, den der heimatverbundene Westaltmärker nicht mehr verlassen möchte. Gut möglich, dass Tino Fricke anschließend noch ein paar Jahre gemeinsam mit seinem Vater Lutz Werner bei den Altherren auf Punktejagd gehen wird.