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Fußball Fleißiger Arbeiter im Hintergrund

Er hält sich zwar eher im Hintergrund auf, doch genau dort legt sich Nico Schmidt für den SV Engersen ordentlich ins Zeug.

Von Florian Schulz 26.11.2018, 03:00

Engersen l Nicht nur, dass der 43-Jährige jahrelang für den SVE selbst aktiv war, auch als Schiedsrichter und Trainer ist er viel für seinen Herzensverein unterwegs.

Womöglich sagt der Name Nico Schmidt vielen Leuten in der Altmark wenig. Doch spricht man ihn beim SV Engersen an, so kann man sich auf viele lobende Worte einstellen. Viele Jahre gab der Fußballenthusiast für die Engersener Herren und Altherren als Spieler alles, mittlerweile fungiert er für den Verein als Referee und zudem als Co-Trainer der B-Junioren.

Als gebürtiger Kalbenser begann Schmidt seine Laufbahn gemeinsam mit mehreren Freunden mit gerade einmal sechs Jahren beim ortsansässigen VfL. Er hörte damals auf die Kommandos von Trainer Günther Dietzsch. Der entdeckte schnell das Talent des Westaltmärkers als Verteidiger und stellte ihn auch dort auf. Ab der D-Jugend gab es für Nico in Kalbe/Milde keine Spielmöglichkeit mehr. Also zog es ihn zum SV Brunau 06.

In der C- und B-Jugend spielte Nico Schmidt beim TuS Blau-Weiß Kakerbeck unter der Leitung von Trainer Horst Schernikau in der Landesklasse. Bereits mit 16 Jahren feierte er dann sein Debüt im Herrenbereich für die zweite Mannschaft des VfL Kalbe/Milde. „Das war für mich als ganz junger Spieler natürlich schwierig, aber ich habe mich durchgesetzt“, ist der 43-Jährige rückblickend stolz. Nur gut drei Jahre später – da war Nico gerade erst 19 – schaffte er den Sprung in die von Karl-Heinz Dietzsch trainierte VfL-Erstvertretung. Mit dieser war der Defensivakteur in der Landesklasse unterwegs, aus der die Mildestädter aber 1998 abstiegen.

Beruflich war Schmidt in dieser Zeit – da oft auf Montage – stark eingespannt. So entschloss er sich, etwas „kleiner“ weiterzumachen. 1999 folgte sein Wechsel zum SV Engersen. Die Mannschaft von Coach Klaus Wiechmann war damals in der 2. Kreisklasse beheimatet. Mehrfach pendelten die Engersener anfangs zwischen der 1. und 2. Kreisklasse. Der größte Erfolg gelang ihnen aber mit Stützen wie Michael Kubaile, Andreas Schnecke und Marcel Krzewski im Jahr 2010 mit dem Aufstieg in die Kreisliga. „Der Zusammenhalt war schon immer toll, zudem stimmte die Mischung im Kader“, berichtet Nico Schmidt.

Noch bis zu seinem 40. Lebensjahr war der Routinier fester Bestandteil des SVE-Herrenteams. Durch seine hohe Laufbereitschaft war Schmidt im defensiven Mittelfeld zudem noch immer eine wichtige Stütze. Parallel spielte er auch noch fast jedes Wochenende für die Altherren der SG Schwiesau/Jeggau/Engersen. Kein Problem für Nico: „Ich war eigentlich noch fit.“ Dennoch musste der 43-Jährige zuletzt lange pausieren. Schließlich zog er sich im Februar dieses Jahres beim Hallentraining mit den „Oldies“ des VfL Kalbe/Milde einen Kreuzbandanriss zu. Erst kürzlich nahm der Routinier das Training wieder auf, möchte sich aber nur noch in Kalbe fit halten und nicht mehr in den Punktspielbetrieb („Ich möchte nur noch in der Freizeit ein bisschen spielen“) zurückkehren.

Lieber konzentriert sich Nico Schmidt, der übrigens seit 2001 in Engersen wohnt, auf seine Aufgabe als Schiedsrichter. Als solcher ist er bereits in der zweiten Saison aktiv. Dafür entschieden hat er sich nicht unbedingt aus purer Leidenschaft, sondern um seinem Verein und den Kindern zu helfen. Schließlich muss jeder Klub eine gewisse Anzahl an Referees stellen, um ohne Strafe davonzukommen. „Ich wurde gefragt und zeitlich hat es auch ganz gut gepasst“, verrät Schmidt. Mittlerweile ist er seit gut anderthalb Jahren fast jedes Wochenende auf den Sportplätzen der Region unterwegs, darf Partien bis hin zur Kreisliga der Herren leiten. Bereut hat er diese Entscheidung nicht. „Bisher war eigentlich alles im grünen Bereich“, erklärt der 43-Jährige mit einem Schmunzeln. Wichtig ist dem Unparteiischen die Kommunikation mit den Spielern, erst dann werden durchaus auch mal Karten gezückt.

Bereits seit gut elf Jahren ist Nico auch als Trainer tätig. Nachdem er ab 2007 die G-Junioren des VfL Kalbe/Milde gemeinsam mit Lutz Schwochow betreute, rief der Westaltmärker zwei Jahre später beim SV Engersen eine G-Jugend ins Leben. „Ich wollte einfach für die Kinder da sein und ihnen etwas beibringen“, erklärt der Engersener. Die Truppe, in der auch seine Tochter Helene aktiv war, hielt allerdings nur bis zur Winterpause durch. Dann wurde die Personaldecke zu dünn. Nico Schmidt reagierte und nahm Kontakt zu Bernd Fankhänel auf, der bei den G-Junioren des TuS Blau-Weiß Kakerbeck das Sagen hatte. Es ging um die mögliche Gründung einer Spielgemeinschaft. Offiziell besteht die SG Kakerbeck/Engersen seit der E-Jugend.

„Die Mannschaft hat sich richtig gut entwickelt. Das liegt aber auch an Bernd Fankhänel, der ein richtig guter Trainer ist“, lobt Schmidt. Die Truppe wurde in der D- und C-Jugend jeweils Kreismeister und ist mittlerweile im B-Junioren-Bereich angekommen. Dort läuft es in der Kreisliga bislang noch nicht nach Wunsch, was aber wohl vor allem am kleinen Kader liegt. Allein zwei Akteure brachen sich zu Beginn der Spielzeit das Schlüsselbein. „Wir hoffen auf eine bessere Rückrunde“, so Schmidt, der schon noch mit dem dritten Platz liebäugelt. „Die zweite Saison in der jeweiligen Altersklasse ist für uns eigentlich immer gut“, nehmen sich der Assistenzcoach und seine SG-Schützlinge 2019/2020 als älterer Jahrgang dann wieder einiges vor.

Schmidt selbst hält sich, was das Training angeht, mittlerweile etwas zurück. Stattdessen kümmert er sich vorrangig um organisatorische Dinge wie den elektronischen Spielbericht bei den jeweiligen Partien oder die Online-Anmeldung von neuen Spielern. Bei den Heimbegegnungen ist er zwar zumeist dabei, doch auswärts schafft es der 43-Jährige eher selten. Seine Funktion als Schiedsrichter hindert ihn oft daran. Den Zusammenschluss zwischen Kakerbeck und Engersen betrachtet Nico Schmidt im Nachhinein als „richtige Entscheidung“. Er steht Coach Fankhänel auch weiterhin so oft es geht als Assistent zur Verfügung, doch als eigenständiger Trainer – schon gar nicht im Herrenbereich – möchte der Westaltmärker auf Dauer nicht arbeiten.

Ebenso hat er sich als Schiedsrichter keine hohen Ziele gesetzt. Nur soviel: „Solange es mir Spaß macht, werde ich das auch weiterhin machen.“ Für die Engersener Herren, die aktuell unter der Regie von Trainer Andy Kupke in der Kreisliga weit oben im Tableau mitspielen, würde sich Nico dauerhaft den Aufstieg in die Kreisoberliga wünschen. Allerdings hat er mit Blick auf den dünnen Kader leichte Bedenken. Doch für den Nachwuchsaufbau beim SV Engersen hat ja Nico Schmidt („Wenn die B-Jugendlichen irgendwann aufrücken, bin ich eigentlich recht optimistisch“) einst selbst mit gesorgt.