Pferdesport Tränen zum Abschied

Der Mut des RV Kemnitz, in Corona-Zeiten ein Reitturnier auszurichten, wurde am Wochenende belohnt.

Von Stefanie Brandt 19.09.2020, 01:01

Kemnitz l Zahlreiche Pferdesportler und Zuschauer pilgerten am zweiten Septemberwochenende in den Südosten Salzwedels und genossen eine bestens organisierte Veranstaltung. Sahnehäubchen für den gastgebenden RV Kemnitz waren die sehr guten Platzierungen der eigenen Reiter.

Das Jahr 2020 ist kein gutes für die Turnierreiter. Viele traditionelle Veranstaltungen wurden abgesagt. Besonders hart trifft es die Dressurreiter, denn wenn es doch mal Ausschreibungen gibt, dann meist für reine Springturniere. Kein Wunder also, dass die Starterfelder in Kemnitz schnell voll waren.

„Wir hatten 700 Nennungen, die Dressurprüfungen waren bei Nennungsschluss überfüllt. Bei den A-Springen war der Andrang so groß, dass wir von den ausgeschriebenen 70 Startplätzen auf 80 erhöht haben“, berichtet Ulrich Prehm vom großen Andrang. „Dabei wollten wir in diesem Jahr gar kein Turnier mehr machen, erst als die Lockerungen der Corona-Auflagen kamen, haben wir uns vor acht Wochen überlegt, doch eines durchzuführen. Für uns war klar: wenn Turnier, dann nur mit Zuschauern. Und die Reaktionen geben uns Recht, alle waren sehr zufrieden.“

Einzig der Wegfall des Showabends mit den zwei großen S*-Springen am Samstag – sonst in jedem Jahr ein Highlight – war ein Wermutstropfen.

„Das hat mir schon gefehlt, auch wenn ich die Veranstaltung sonst einfach super fand. Ich hoffe, dass das Turnier im nächsten Jahr wieder wie gewohnt stattfinden kann“, wünscht sich Dressurreiterin Merle Prehm vom RV Kemnitz. Für sie war der Heimauftritt dieses Mal etwas ganz Besonderes. In den beiden L-Dressuren wurde sie mit Park´s Topic jeweils Zweite. Beim letzten Abwenden auf die Mittellinie flossen dann die Tränen, denn es waren die letzten Aufgaben für das 20-jährige Pony, mit dem sie 2018 den Landesmeistertitel holte. Am Sonntag, vor dem S-Springen wurde es vor großer Kulisse in den Ruhestand verabschiedet und durfte seine letzten Runden unter Applaus über den Rasen schweben. Die junge Reiterin bedankte sich unter Tränen bei all ihren Unterstützern, der Familie sowie der ex tra aus Hamburg angereisten Luisa Hellmann, die mit Geduld aus Park´s Topic ein gutes Dressurpony gemacht hatte, bevor es nach Kemnitz kam. Für das Pony gab es einen riesigen Korb Möhren und Äpfel.

Ein großes Dankeschön musste auch Ulrich Prehm vom Veranstaltungsteam noch loswerden: „Wir bedanken uns bei allen Helfern und natürlich bei den Sponsoren, die in dieser schwierigen Zeit zu uns gehalten haben.“

Sportlich glänzten die Kemnitzer ebenso wie als Organisatoren. Einen Doppelerfolg für den Gastgeber gab es zum Beispiel im Punktespringen der Klasse M* mit Joker. Hier siegte Annie Kamieth auf Quintana vor Anja Neuhaus auf Monte Cristo.

Auch Altmärker aus anderen Vereinen überzeugten und sammelten zahlreiche Schleifen. Besonders groß war die Freude am Ende bei Johanna Meyer (Gieseritz) nach ihrem Auftritt im erst zweiten M*-Springen in diesem Jahr: „Für mich lief es durchwachsen, ich schiebe es jetzt nicht auf mein Pferd. Nicht jeder Turniertag und -platz und erst Recht nicht die Leistung ist gleich. Dass jeweils eine Stange in den drei L-Prüfungen fiel, ist ärgerlich. Aber die erste M* Platzierung mit dem dritten Platz macht mich mega glücklich. Realisiert habe ich das erst am Tag danach. Es ist unser zweites Jahr, wo Concyta und ich in den M-Springen unterwegs sind, da muss man halt erstmal zusammenfinden.“ Mit der Einschätzung des Turniers insgesamt spricht Meyer sicher vielen Teilnehmern aus der Seele: „Das Feeling, der Pferdesport und natürlich auch die hervorragende Verpflegung mit Essen und Trinken waren sehr gut.“