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Boxen Steigende Teilnehmerzahl als Bestätigung

Im Barbyer Rautenkranz steigt die 16. Auflage des Febro-Neujahrspokals vom PSV Schönebeck. Auch im Jahr 2018 ist das Interesse groß.

Von Enrico Joo 11.01.2018, 23:01

Schönebeck l Ganz kurz dreht sich Frank Käsebier einmal um sich selbst und winkt den kleinen Steppke mit den dunklen Haaren zu sich heran. Hart aber herzlich raunt er ihm zu: „Du kommst aus Afghanistan, stimmt‘s?“ Der kleine Junge nickt wortlos, dann wird er zurück ins Training geschickt.

Das geschäftige Gewusel wurde nur kurz unterbrochen an diesem Nachmittag. Nun ertönt er wieder in regelmäßigen Abständen, dieser stumpfe Ton, der den Boxern so sehr vertraut ist. Wie ein Herzschlag pulsiert und pocht er durch den Raum. Regelmäßig wie ein Schweizer Uhrwerk. Wiederkehrend und Lebenskraft gebend. Immer wieder knallen die kleinen Fäuste in ihren großen Boxhandschuhen auf den riesigen Sandsack.

Für eine Handvoll Boxer steht in dem kleinen Hinterraum der Franz-Vollbring-Halle in Schönebeck das erste Training des Jahres 2018 an. Sie alle trainieren beim PSV Schönebeck. Dem Boxverein, der am Sonnabend zum Highlight des Jahres einlädt. Im Rautenkranz in Barby fliegen ab 16 Uhr die Fäuste. Mit dem 16. Febro-Neujahrspokal wuppt der Schönebecker Verein wieder ein Event mit Strahlkraft im sehr weiten Umkreis. „Die Meldung ist gut. Es gibt überraschend viele Interessenten“, freut sich Trainer Frank Käsebier, ein Urgestein des Boxens in Schönebeck.

Und es wird voll werden beim Febro-Neujahrspokal. 92 Boxer aus 13 Vereinen haben gemeldet, neun Sportler sind allein vom PSV Schönebeck am Start. Der Boxsport findet noch breiten Anklang und ist mehr denn je zuvor „Auffangbecken“, um „Kinder von der Straße zu kriegen“, wie es Käsebier formuliert. Der soziale Auftrag spielt eine große Rolle. Und gerade Kinder aus Familien mit Migrationshintergrund finden beim Boxen eine zweite oder neue Familie. Nicht nur aus Afghanistan strömt der Nachwuchs zum PSV.

Vielleicht auch, weil Boxen ein Spiegelbild der zuweilen harten Realität ist. Weil die Kinder hier lernen, wie es da draußen wirklich zugeht. „Du brauchst viel Selbstdisziplin. Das ist wie im wahren Leben“, erzählt Käsebier, der schon seit 1965 in Schönebeck im Box-Ring steht. Wenn es einer wissen muss, dann er.

Das Interesse ist nach wie vor groß. Beweisstück A ist natürlich der Febro-Neujahrspokal. Stiegen 2017 noch 70 Boxer aus 13 Vereinen in den Ring, sind es diesmal 92. Selbstverständlich kommen die Boxer aus den leistungsstärksten Boxmannschaften aus Sachsen-Anhalt zusammen.

Aber auch zwei Vereine aus Berlin und ein Club aus Strausberg bei Berlin haben sich angekündigt. Die weiteste Anreise hat aber der BC Burglengenfeld. Denn Burglengenfeld liegt im Landkreis Schwandorf in der Oberpfalz. „Für uns ist es das Highlight im Jahr“, bekräftigt Käsebier noch einmal. „Dadurch wird auch der Nachwuchs gefördert.“ In verschiedenen Alters- und Gewichtsklassen von den Schülern bis zu den Erwachsenen, vom Leicht- bis zum Schwergewicht werden die Boxer in Barby in den Ring steigen. Auch Argishti Terteryan wird wieder mit am Start sein. Seine ersten Box-Schritte machte er beim PSV Schönebeck. Heute trainiert er bei und boxt für den SV Halle. 2016 wurde Terteryan in der Gewichtsklasse bis 49 Kilogramm sogar Deutscher Meister bei der U 19. Sein Herz hängt aber noch immer am PSV und an Schönebeck. Tradition funktioniert, Boxen funktioniert.