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Fußball Eine spannende Karriere

Er hat als Fußballer viel erlebt. Jetzt lässt der 46-jährige Jan Arnoldi seine Laufbahn bei den Alten Herren der TSG Calbe austrudeln.

Von Stefan Lenhardt 30.03.2020, 23:01

Calbe l Als hängende Spitze, zentraler Mittelfeldspieler, als Libero oder in der letzten Saison der Alten Herren sogar als Torhüter – Jan Arnoldi von der TSG Calbe hat zweifelsohne das Prädikat Allrounder verdient. Trotz der vielen Positionen, auf denen er zum Einsatz kam, steht er in der aktuellen Saison an der Spitze der Torjägerliste seines Teams. Im Interview äußert sich der Mann mit den langen lockigen Haaren zu vielen spannenden Themen.

Sie wurden zum besten Spieler der Alten Herren ausgezeichnet. Was bedeutet dies für Sie?

Jan Arnoldi:Mich freut es natürlich, wenn ich in meinem fortgeschrittenen Fußballalter der Mannschaft noch helfen kann. Aber der Erfolg der Mannschaft hängt immer von allen Spielern ab. Deswegen stehe ich bei Mannschaftssportarten den Auszeichnungen von einzelnen Spielern immer skeptisch gegenüber.

Mit bisher acht Toren in neun Spielen sind Sie der erfolgreichste Torschütze der Alten Herren der TSG Calbe. Können Sie sich an ein besonderes Tor in dieser Saison erinnern?

Ein spezielles Tor fällt mir da nicht ein. Aber das verrückte Spiel beim 1. FC Magdeburg, als mir drei Tore in einer Halbzeit gelangen. Das bleibt in Erinnerung.“

Auch den gegnerischen Mannschaften ist mit Sicherheit schon aufgefallen, wie wichtig Sie für ihr Team sind. Wie geht man mit der teilweise sehr engen Manndeckung um?

„Für mich persönlich ist es sicher nicht immer angenehm, wenn ich mich nicht so in das Spiel einbringen und der Mannschaft helfen kann. Andererseits schafft das aber Räume für meine Mitspieler, die sie dann nutzen können.“

Als Fußballspieler blicken Sie auf eine interessante Karriere zurück. Welche Stationen waren für Ihre Entwicklung besonders wichtig? Woran erinnern Sie sich sehr gern zurück? Haben Sie an verschiedenen Karrierestationen auch schwierige Entscheidungen treffen müssen?

„Das Fußballspiel habe ich ab dem siebenten Lebensjahr bei der ASG Vorwärts Dessau erlernt. Hier wurden grundlegende Fähigkeiten vermittelt und bis zu fünfmal wöchentlich trainiert. Die Wettkämpfe auf Bezirksebene waren schon anspruchsvoll und zeitaufwendig. Hinzu kamen Spiele der Kreisauswahl und später auch der Bezirksauswahl. Bis zu den Junioren (heute A-Jugend/Anm. d. Red.) spielte ich in diesem Verein und schaffte es bis in die DDR-Liga.

Dann kam die politische Wende und vieles änderte sich plötzlich. Den Sprung in die erste Mannschaft schaffte ich nicht sofort, weswegen ich das Fußballspielen kurzfristig aufgab. Aber nach knapp einem Jahr Pause musste ich die Fußballschuhe einfach wieder schnüren. Ohne ging es dann doch nicht. So begann ich wieder beim alten Verein in der zweiten Mannschaft und kämpfte mich schließlich doch zur Ersten hoch. Nach etlichen Umbenennungen hieß der Verein nun FC Anhalt Dessau, bei dem ich bis zum 24. Lebensjahr in der Amateuroberliga (damals 3. Liga/d. Red.) kickte. Da der finanzielle Konkurs des Vereines im Raum stand, entschied ich mich zu einem Wechsel zum VfL Köthen. Dies war sportlich gesehen aber eine schwierige Entscheidung, da ich von der 3. in die 8. Liga wechselte. Aber der sportliche Erfolg der nächsten Jahre ließ es als richtige Entscheidung erscheinen. Hinzu kam, dass ich die Möglichkeit hatte unter Werner Biskup, einem ehemaligen Bundesligatrainer von Hannover 96, trainieren zu können. Durch ihn lernte ich, dass der Kopf gerade im Spitzensport eine extrem wichtige Rolle spielt. Aber auch die taktischen Möglichkeiten im Fußball wurden mir das erste Mal erläutert und umgesetzt.

Nach dem rasanten Aufstieg von der Kreisliga in die Verbandsliga war aber auch in diesem Verein das finanzielle Ende abzusehen. Gerade im letzten Jahr standen wir oft ohne Trainer da, sodass ich als Spielertrainer die Verantwortung tragen musste. Nach dem Ende der Saison und dem geschafften Klassenerhalt wechselte ich mit 28 Jahren ein letztes Mal. Es ging zurück in die alte Heimat, aber zum SV Dessau 05. Auch hier gab es etliche Erfolge, beispielsweise zwei Aufstiege in die Oberliga, und tolle Erlebnisse. Das Prägendste war sicherlich eine zehntägige Reise nach China mit dem Höhepunkte eines Spieles gegen Shanghai Shenhua FC, dem damaligen mit Weltstars gespicktem chinesischen Pokalsieger. Mit der knappen 1:2-Niederlage konnten wir sehr gut leben. Ein weiterer Höhepunkt war dann zum 100-jährigen Vereinsjubiläum das Spiel gegen den FC Bayern München. Damit wurde natürlich ein Kindheitstraum wahr.

Aus beruflichen Gründen habe ich dann meine Karriere mit 32 Jahren beendet und habe danach nur noch bei den Alten Herren von 05 gespielt. Seit knapp anderthalb Jahren spiele ich nun bei der TSG Calbe und bin vom familiären Klima extrem positiv überrascht und hoffe, hier noch ein paar schöne und erfolgreiche Jahre verbringen zu können.“

Wie sollte es aus Ihrer Sicht nach der Pause mit den angebrochenen Spielrunden weitergehen?

„Dies ist momentan schwierig zu beantworten. Persönlich wünsche ich mir schon, dass die Saison der Alten Herren zu Ende gespielt werden kann. Aber die Gesundheit aller Beteiligten geht natürlich vor.“

Welche Ziele haben Sie für diese Saison mit Ihrer Mannschaft noch im Fokus?

„Falls es weitergehen sollte, würde ich mir schon einen Platz unter den ersten Fünf wünschen. Denn das Potential steckt eindeutig in dieser Mannschaft, nur haben wir es bisher leider nicht immer abrufen können.“