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Handball Die „Königsposition“ ist gut besetzt

Kurz vor Weihnachten erhielt der TSG-Handballer Ronny Krause das schönste aller Geschenke: eigenen Nachwuchs.

Von Franziska Herz 09.01.2016, 00:01

Brumby l Müde wirken die jungen Eltern während des Gespräches nicht, obwohl sie die erste Nacht gemeinsam mit Joel zuhause verbrachten und alle zwei Stunden gefordert waren. Die Drei wohnen in Brumby, nicht weit von Calbe entfernt.

Dass sich Ronny Krause nun voll auf den Kleinen konzentriert und dafür beim Training kürzer tritt, wäre naheliegend, doch er schmunzelt: „Nein, ich werde wohl weiterhin regelmäßig da sein. Meine Freundin ist so handballverrückt, sie ist die Erste, die mich in die Halle schickt.“ Judith war selbst aktive Handballerin, wechselte in der Vergangenheit jedoch zum aktiven Fan der Männermannschaft. Auch im Hinblick auf Joel ist sich Ronny Krause sicher: „Judith wird ihn schneller mit in die Halle nehmen, als mir lieb ist.“

Selbst steht der 27-Jährige seit 17 Jahren auf dem Parkett. Insgesamt 15 davon bei der TSG in Calbe, zwei in Glinde. Dreimal wöchentlich ist ein Training für die Mannschaft angesetzt. Ronny spielt auf den Positionen Linksaußen, meist aber Rückraum links. „Die Königsposition“, wie der Handballer mit einem verschmitzten Grinsen anfügt.

An die eindrucksvollsten Momente seiner bisherigen sportlichen Karriere kann er sich sehr gut erinnern. „Ich bin zweimal mit den Jungs aufgestiegen.“ Das ist die bemerkenswerte, kollektive Leistung der Männer, aber auch an ein ganz bestimmtes Spiel - „sein“ Spiel - erinnert sich Krause mit funkelnden Augen zurück: „Das war gegen den HSV Magdeburg.“ Damals sagte er: „Ich habe einen Sahnetag erwischt.“ Gegen Magdeburg traf er zwölffach und verteidigte grandios gegen Michael Jahns.

„Calbe war schon immer eine Handball-Hochburg. Hier wird seit 45 Jahren guter Sport geboten“, betont Ronny über seinen Trainingsort. Auch wenn die erste Halbserie für das Team in der Mitteldeutschen Oberliga bisher nicht verlief wie gewünscht, „ist der Klassenerhalt nach wie vor das Ziel.“ Dafür musste der Rückraumakteur in den vergangenen Partien die „Zähne zusammenbeißen“, schließlich war er der einzige Spieler auf dieser Position. Im Schnitt fehlten, zumeist verletzungsbedingt, fünf Stammspieler aus der Mannschaft. „Es ist schon eine hohe Belastung, wenn man 60 Minuten durchspielt, statt 20 Minuten und dann eine Pause machen kann“, erklärt er. „Wenn alle fit wären, würden wir jetzt nicht auf dem letzten Platz stehen.“

Dass die Stimmung der Handballer untereinander hervorragend ist, ist unbestreitbar. Auch, dass die Calbenser Fans stets hinter der Sieben stehen, unterstreichen Judith und er gleichermaßen. Etliche Beispiele fallen ihnen auf dem heimischen Sofa ein, um ein Bild davon zu erzeugen: „Die Stimmung ist wie in einem Hexenkessel, vor allem wenn wir zuhause spielen. Die Fans veranstalten immer wieder ein Spektakel.“ Es sind nicht nur Freunde und Familie die zum Anfeuern kommen, auch viele Externe unterstützen die TSG bei jedem Spiel lautstark.

Und noch etwas zählt zum starken Zusammenhalt: Alle Mitglieder der Ersten sind Calbenser oder stammen aus der Nähe. Das kann nicht jeder Verein von sich behaupten, oft werden in den höheren Ligen Spieler eingekauft. „Wir haben alles aus eigener Kraft geschafft“, sagt Ronny Krause deshalb nicht ohne Stolz.

Ihre Kräfte kurz vor einem Wettkampf sammeln die Männer ab 90 Minuten vor Beginn einer Begegnung. Eine Musikbox wird aufgestellt, jeder Spieler darf zwei Lieder für die mannschaftseigene CD auswählen. Gehört wird Querbeet. Mit einer taktischen Ansprache stimmt Trainer Ronald Kampe abschließend auf den Gegner ein. Während der gesamten Zeit wird das Team von Mannschaftsbetreuer Torsten Sowa unterstützt: „Er ist wie eine Mutti zu uns.“

In eigener Halle gehen die TSG-Handballer das erste Mal am 30. Januar 2016 auf das Parkett. Joel ist dann anderthalb Monate alt. Und vielleicht zum ersten Mal dabei, wenn sein Papa für den Calbenser Verein kämpft.