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Reitsport Die Pferde stehen im Mittelpunkt

Die 13-jährige Annika Sambill aus Schönebeck lebt ihren Traum.

Von Franziska Herz 09.07.2016, 01:01

Schönebeck l Für Annika Sambill ist es nicht am Wichtigsten ganz oben auf dem Treppchen zu stehen. Sie legt den Fokus auf einen soliden Wettbewerb – dass ihr Pony und sie gut durch den Parcours kommen, mit einem guten Gefühl in das Ziel reiten. Das ist sehr reif für ihr Alter: Annika ist 13 Jahre. Ein Haus in Felgeleben. Gleich daneben die Trainingsstätte der Tischtennis-Spieler des Schönebecker SV. Dort spielt auch Annika Sambills Vater erfolgreich in der ersten Herrenmannschaft. Annika selbst sitzt an diesem Vormittag an einem großen Tisch im Wohnbereich der Familie. Sie ist ruhig. Manchmal wandert ihr Blick nach unten. Ihre Mutter sitzt mit dabei und beginnt sofort zu berichten, zählt die Erfolge ihrer Tochter auf. Schon die Liste der bedeutensten ist lang. Sie ist stolz auf ihr Mädchen. Ob der Artikel auch in der Staßfurter Ausgabe laufen könne und im General-Anzeiger? Dass kürzlich der MDR da gewesen sei, um eine Reportage über Annika aufzunehmen. Die Ausstrahlung sei übrigens Ende August. Aber wie ging das eigentlich los? Was gab den Ausschlag für die Pferde- und Reitleidenschaft?

Mit sieben Jahren bekam Annika ihr erstes Pony geschenkt. Aber auch vorher steckte sie eigentlich schon mittendrin: ihr Papa, der selbst reitet, nahm seine Tochter zu seinen Springreitwettkämpfen mit. Orania hieß das erste Pony. Pflegen, putzen, füttern, darauf sitzen – nicht nur der Reitunterricht reizte sie, Annika wollte von Anfang an die gesamte Pflege übernehmen. Es dauerte nicht lange, bis ein weiteres Pony hinzukam. „Sie sind nicht gerne allein“, begründet Frau Sambill und zuckt mit einem Schmunzeln die Schultern. Inzwischen hat die Familie vier Ponys, einen eigenen Stall, einen kleinen Reitplatz – ein eigenes Ponyparadies.

Die Bewegung draußen, die frische Luft, die ihr um die Nase weht, die Zeit, die sie mit den Tieren verbringen kann – das alles treibt die 13-Jährige an, ihre gesamte Freizeit im familieneigenen Stall zu verbringen und sich um die Huftiere zu kümmern. „Sie ist immer draußen. Bei Wind und Wetter.“ Wieder der stolze Blick der Mutter. Jeden Tag im Stall, vier Ponys wollen versorgt werden, einmal Dressur- und einmal Sprungtraining pro Woche, oft an den Wochenenden an Wettkämpfen teilnehmen. Bleibt da noch Zeit für etwas anderes? Wie sieht es beispielsweise mit der Schule aus, die Jugendliche kommt nach den Sommerferien in die achte Klasse. „Ich habe das Glück, dass ich nicht viel lernen brauche, ich nehme das Meiste im Unterricht mit.“ Annika spricht ruhig und überlegt. Man merkt, dass die Pferde über allem anderen stehen. „Ich mache nachmittags oder abends Hausaufgaben, je nachdem.“ Sonst ist sie im Stall. „Durch den Druck bin ich in der Schule eigentlich sogar noch besser geworden.“ Ihre Mutter bekräftigt, dass die Noten stimmen müssen, um weiterhin so viel Zeit in das Reiten zu investieren.

Auch in einer Fachzeitschrift war die Schönebeckerin bereits abgebildet. „Mama, wo ist denn das? Hol das doch mal her.“ Wenn es um die Erfolge ihrer Ponys geht, ist Annika lebhaft. Für sie stehen die Ponys im Vordergrund. Der Verdienst geht aber im Großen und Ganzen auf die Jugendliche selbst zurück. Sie war es teilweise auch, die die Ponys einritt. Auch das ist reif. Ob sie keine Angst habe, etwas falsch zu machen? Dass ihr die zahllosen Aufgaben über den Kopf steigen? Nein. Annika selbst scheint eher erstaunt über diese Frage. Auch Frau Sambill verneint sofort: „Sie ist nicht kaputt zu spielen.“ Und der Erfolg gibt ihr Recht. Kreismeisterin wurde sie, Dritte bei den Hallen-Landesmeisterschaften, war im Förderkreis und wurde in den Landeskader aufgenommen. Und auch an diesem Wochenende ist Annika unterwegs: bei den Landesmeisterschaften in Prussendorf. Das Ziel? Wirklich äußern möchte sich das Mädchen nicht. Vorbereitet ist sie aber. Die Pferdeliebhaberin nimmt Training an verschiedenen Orten, bei verschiedenen Trainern in Anspruch. Sie möchte das Beste herausholen, gefördert werden. „Ich will nicht auf der Stelle stehen bleiben.“ In ihrem Zimmer, das komplett mit Schleifen, Schärpen, Pokalen, Urkunden und Fotos verziert ist, blüht Annika auf. Mit dem Pokal? Oder doch dieser Schärpe? Das perfekte Motiv ist nicht leicht zu finden. Wollen wir noch zum Stall hinausfahren? Ja, wir fahren hin. Und vielleicht ist das Bild gemeinsam mit Donna Clara einfach ideal.