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Behindertensport Geglückte Integration durch Fußball

In Satßfurt fanden die Landesmeisterschaften für Menschen mit geistiger Behinderung statt und fanden breiten Anklang.

Von Enrico Joo 22.08.2017, 23:01

Staßfurt l Am Anfang war der auflockernde Scherz. Norbert Block, Vizepräsident des Behinderten- und Rehabilitations-Sportverbandes Sachsen-Anhalt (BSSA), hatte das Wort und sollte einleitende Sätze zur Einstimmung der Landesmeisterschaften für Menschen mit geistiger Behinderung am Sonnabend im Staßfurter Stadion der Einheit finden. Block nickte zu dem neben ihm stehenden Sven Wagner, Oberbürgermeister der Stadt Staßfurt, hinüber und bemerkte trocken: „Er hat zwar die Schirmherrschaft, aber den Schirm hat er weggelassen. Daher haben wir heute so tolles Wetter.“

Nein, beschweren konnten sich die Verantwortlichen nicht. Das Wetter spielte mit. Und so konnten die Titelkämpfe ohne Probleme über die Bühne gehen. Fünf Mannschaften waren am Start. Neben dem gastgebenden GRB Staßfurt waren Vertretungen von Blau-Weiß Günthersdorf, Rotation Aschersleben sowie zwei Teams vom BSV Salzwedel an die Bode gereist. Beim Spiel- modus „Jeder gegen Jeden“ setzte sich Titelverteidiger Salzwedel erneut durch vor dem punktgleichen Gastgeber aus Staßfurt. Drei Tore entschieden zugunsten der Altmärker. Die Freude war natürlich groß bei den Salzwedelern.

Und doch war vielleicht der übergeordnete Gedanke wichtiger als Pokale oder Urkunden. Es geht um Integration. Um die Einbeziehung benachteiligter Menschen in die Mitte der Gesellschaft. Sport - und ganz konkret der Fußball - leisten dabei einen großen Anteil. „Der Zusammenhalt im Fußball klappt am besten“, erzählt Thomas Wagner, Vorsitzender des Gesundheits-, Rehabilitations- und Behindertensportvereins (GRB) Staßfurt. „Da sind die Spieler die Helden.“ Ganz normal. So läuft das auch im Training. Auch da gibt es keine Unterschiede zum geregelten Fußballbetrieb. „Beim GRB Staßfurt wird einmal die Woche trainiert“, so Wagner. Vier Übungsleiter decken die Einheiten der etwa 20 aktiven Spieler ab. Jürgen Nowack, Manfred Arendt, Silvio Noack und Peter Plaue kümmern sich um die Behinderten. Viel gelingt da auch durch die erfolgreiche Kooperation mit der Lebenshilfe Bördeland.

Trotzdem gibt es auch Probleme. Die Anzahl der teilnehmenden Mannschaften war mal höher. „Sonst waren es immer so acht bis zehn Mannschaften“, sagt Steffen Winkelmann, in Doppelfunktion Trainer vom BSV Salzwedel und Landestrainer. „Es wird immer schwerer, die Freizeitaktivitäten abzusichern. Es mangelt oft an Logistik und Fahrern. Das Ehrenamt geht zurück.“ Noch gibt es aber sozial engagierte Freiwillige mit Herz.

Die Vorbereitung auf Turniere sieht da oft nicht viel anders als bei Mannschaften im normalen Spielbetrieb. Im Juli gab es zum Beispiel ein Trainingslager des GRB Staßfurt in Haldensleben. Das Zauberwort „Teambuilding“ stand auch da über allem. Grillen, Bier trinken, den Zusammenhalt pflegen. Und nebenbei etwas Fußball spielen. Funktioniert auch bei Menschen mit geistiger Behinderung prima.

Und natürlich sind die Turniere, wie jetzt auch die Landesmeisterschaften, ein Höhepunkt. Da wird viel geflucht, der Mitspieler angemotzt und später dann auch gejubelt. Weil das so sein muss und darf im Fußball. Neu bei der Landesmeisterschaft in Staßfurt am Sonnabend war die Prämierung. Es wurde zum Beispiel die fairste Mannschaft geehrt, dazu bekam jeder Spieler eine kleine Hantelbank. Jedes Team bekam zudem einen nigelnagelneuen Fußball gesponsort.

Beim gut organisierten Durchlauf fehlte es an nichts. Die Kabinen durften genutzt werden, die Stadt sowie die Sponsoren unterstützten das Turnier. Gern darf es wieder so unkompliziert werden. Aber der GRB Staßfurt hat ja auch Erfahrung. Fünf mal war der GRB schon Ausrichter der Landesmeisterschaft. Und auch andere Veranstaltungen richtet der Verein regelmäßig aus. Und die Spieler? Haben die Gefallen gefunden an der Bodestadt? Ja, ganz sicher. „Wenn es nicht so gewesen wäre, hätten sie es gesagt. Das ist das Besondere. Sie sind ehrlich“, erklärt Wagner. Solche Werte werden ganz automatisch mit verkauft.