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Fußball Spitzenspiel Staßfurt gegen Westerhausen

Am letzten Spieltag wird der Aufsteiger aus der Landesliga Nord im direkten Duell ermittelt. Staßfurt (2.) ist zu Gast in Westerhausen (1.).

Von Enrico Joo 31.05.2018, 23:01

Staßfurt l Ein Remis würde den Harzern vom SV Westerhausen im zweiten Jahr in der Landesliga schon zum Aufstieg in die Verbandsliga reichen. Der SV 09 Staßfurt muss gewinnen, ist für dieses Unterfangen aber gut gerüstet und motiviert. Wer hat Vorteile? Die Volksstimme wagt eine Gegenüberstellung.

Trainer:

Jens Liensdorf (36) trainiert den SV 09 Staßfurt seit dem Sommer 2016. Für den langjährigen Spieler der Staßfurter war es nach dem Engagement beim SV Förderstedt eine Rückkehr an die alte Wirkungsstätte. Gleich im ersten Jahr führte er den Verein zum Aufstieg in die Landesliga, im zweiten Jahr könnte der Durchmarsch in die Verbandsliga folgen. Liensdorf hat einen guten Ruf, ein großes Standing im Verein und der Mannschaft. Mit seinen analytischen Fähigkeiten und seinem in Fachgesprächen kühlen Kopf erreicht er die Spieler.

Anders ist die Gemengelage in Westerhausen. Von Erfolgstrainer Karsten Armes trennte sich der SVW Ende April überraschend. Seitdem werden die Harzer vom Interimsduo Sebastian Werner und Mario Fehnle gecoacht. Haben die internen Turbulenzen doch Spuren hinterlassen? Aus vier Spielen holte Westerhausen seit Ende April nur einen Punkt, erst das 4:2 bei Germania Olvenstedt vor einer Woche beendete die Minikrise. „Schon die letzten Auftritte waren nicht alle schlecht von uns. Nur haben wir uns diesmal endlich auch wieder mit Toren belohnt“, sagte Stürmer Friedrich Reitzig danach gegenüber der „Mitteldeutschen Zeitung“. Pluspunkt Staßfurt

Umfeld:

Westerhausen ist ein beschauliches Dorf. Nur etwas mehr als 2000 Seelen wohnen in dem kleinen Vorort von Thale. Ruhiges aber beständiges Arbeiten ist als Synonym für den SV 1890 Westerhausen zu verstehen. Über zehn Jahre war der Harzer Verein in der Landesklasse III ein Garant für die vorderen Platzierungen. Ausreißer nach unten gab es nicht. Und nach Platz zwei (Saison 13/14) und drei (14/15) belohnte sich der SVW dann im Jahr 2016 mit dem Aufstieg in die Landesliga, in der im ersten Jahr ein vierter Platz heraussprang.

Etwas turbulenter verliefen die vergangenen Jahre beim SV 09. Zwischen 2011 und 2013 war der Verein beinahe finanziell kollabiert. Die Spieler liefen davon, der Absturz war folgerichtig. Vier triste Jahre in der Landesklasse folgten. Mit der neuen Philosophie und dem neuen Präsidenten Ralf Möller kam der Wandel. Finanziell ist der Verein gesundet. Seit dem Sommer 2016 zahlen die Staßfurter auch Aufwandsentschädigungen an ihre Spieler. Das schürt Neid und Unmut bei Vereinen in der Umgebung, beim SV 09 hingegen wird mit diesem Konzept gut gefahren, der Erfolg und die professionelle Außendarstellung geben den Staßfurtern Recht. Unentschieden

Spielweise:

Jens Liensdorf gewinnt lieber 1:0 als 4:3. Plan A des Staßfurter Trainers ist es immer, dass die Mannschaft zu null spielt. „Ich denke italienisch“, sagte er einmal. Das schlägt sich am Ende der Saison auch in der Tordifferenz nieder. Gerade einmal 29 Gegentore haben die 09er in 27 Spielen bekommen. Das ist Liga-Spitzenwert.

Aber auch Westerhausen ist keinesfalls als Schießbude bekannt. Mit nur einem Gegentreffer mehr steht der Tabellenführer nur knapp hinter den Staßfurtern. Den besten Sturm hat hingegen der SV Westerhausen dank der Tormaschine Friedrich Reitzig (22 Tore). Auch Lars Timpe (10 Tore) kann ein Mann für entscheidende Tore sein. Dem SV 09 gingen die Knipserqualitäten hingegen zuletzt etwas ab. Trotzdem: Die große Stärke der Staßfurter ist die Unberechenbarkeit in der Offensive. Mit Matthias Härtl (16 Tore), Benjamin Kollmann (11), Stefan Stein (8) und Marcus Bolze (7) verfügen die Bodestädter über vier hoch veranlagte Stürmer mit unterschiedlichen Qualitäten und für alle Spielsituationen. Das könnte entscheidend sein. Unentschieden

Erfahrung:

Tobias Witte, Maximilian Moye, Mathias Nagel, Matthias Oehme, Felix Jesse, Markus Müller, Michael Schmidt, Matthias Härtl, Benjamin Kollmann und Stefan Stein spielten vor ihrem Engagement in Staßfurt bereits in der Verbandsliga. Diese Spieler wissen, wie sie sich in bestimmten Situationen verhalten müssen, kennen die Drucksituationen auf hohem Niveau in- und auswendig. In Westerhausen verfügen nur Lars Timpe und Friedrich Reitzig über umfassende Erfahrungen in höheren Ligen. Angreifer Timpe spielte viele Jahre für Sangerhausen in der Verbandsliga, Reitzig in Halberstadt. Pluspunkt Staßfurt

Vereinsphilosophie:

Die beiden Liga-Schwergewichte ähneln sich in der Philosophie auffällig. Das Credo des SV 09 Staßfurt ist es, auf Spieler aus der Region zu setzen. Konkret sieht das so aus, dass die Staßfurter seit der Saison 2015/2016 in der Landesklasse III vermehrt ehemalige Spieler an die Bode zurückgelockt haben. Das fing im Winter 2015/2016 mit Markus Müller, Benjamin Kollmann und Stefan Stein an. Im Sommer darauf kamen Maximilian Moye, Tobias Witte und Mathias Nagel. Der im Sommer 2017 verpflichtete Matthias Härtl und der im Winter 2017/2018 gekommene Matthias Oehme passen ebenfalls in dieses Konzept.

Auch der SV Westerhausen ist ein Verein, der sich fast ausschließlich aus Spielern aus der Umgebung zusammensetzt. Der Großteil der Mannschaft spielt seit Jahren zusammen. Dazu wurde der letztjährige Aufsteiger im Sommer punktuell verstärkt, profitierte dabei stark von der aufgelösten Reservemannschaft von Germania Halberstadt. Felix Kanter, Christoph Klötzer, Laurin Kreß, Jakob Frye und Daniel Krämer kamen im Sommer 2017 vom Harzer Konkurrenten. Auch Mark Schröder, Gordon Stammer, Martin Panterodt, Steven Pflug, Friedrich Reitzig und Kai Rathsack haben Halberstädter Vergangenheit. Unentschieden

Stars:

Diese Frage ist auf Westerhäuser Seite simpel zu beantworten. Das ist Friedrich „Fritze“ Reitzig. Der 32-Jährige trägt seit sechs Jahren das SVW-Trikot, kickte davor viele Jahre für die erste Mannschaft von Germania Halberstadt. 142 Partien in der Oberliga sprechen für sich. In der Saison 2011/2012 absolvierte der Mittelstürmer auch zehn Partien in der Regionalliga. Am 1. April 2012 reichte es sogar zu 23 Minuten Spielzeit gegen den 1. FC Magdeburg.

Und auch in Westerhausen weiß er noch, wo das Tor steht. 22 Tore hat Reitzig in der aktuellen Spielzeit bisher erzielt. Der SV 09 hofft, dass morgen keines dazukommt. Stars gibt es auf Staßfurter Seite nicht. Und wenn, dann agieren sie unauffällig. So wie Michael Schmidt. Der 33-Jährige war einst Kapitän bei Askania Bernburg in der Oberliga, kam 2016 nach Staßfurt und ist auch dort sofort mit seiner ruhigen und kontrollierten Spielweise als defensiver Mittelfeldspieler zum Leitwolf aufgestiegen. Er schreit nicht, er meckert nicht, verteilt aber immer die klugen Pässe in die Zentrale und überlässt das Rampenlicht den offensiven Spielern. Schmidt ist nicht umsonst Kapitän. Den Spieler, der das Aufstiegsduell im Alleingang entscheiden kann, hat aber Westerhausen in seinen Reihen. Pluspunkt Westerhausen

Formkurve:

Beide Mannschaften haben sich zuletzt nicht mit Ruhm bekleckert. Westerhausen blieb vier Spiele in Folge sieglos, Staßfurt drei, bevor beide Teams am vergangenen Wochenende ihre Ergebniskrisen beendeten. Rechtzeitig vor dem großen Duell am „Wolfsberg“ in Westerhausen. Unentschieden

Anhänger:

Der SV Westerhausen hat den höchsten Zuschauerschnitt der ganzen Liga. 184 Fans strömen im Schnitt zu den Heimspielen der Harzer. Auch morgen wird es wohl voll werden in Westerhausen. Die Staßfurter Anhänger sind verhaltener. 96 Zuschauer kommen im Schnitt zu den Heimspielen des SV 09. Und auch in den sozialen Netzwerken hat Westerhausen die Nase vorn. 1133 Menschen haben ihren „Like“ bei Facebook beim SVW gesetzt. Staßfurt kommt auf 720 „Follower“. Pluspunkt Westerhausen

6:6 geht der Kreuzvergleich zwischen dem SV Westerhausen und dem SV 09 Staßfurt aus. So oder so wird es ein enges und spannendes Spiel werden vor sehr großer Kulisse. Wer steigt auf? Staßfurt oder Westerhausen? Der Sonnabend bringt die Antwort.