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Handball Der Wind der Veränderung beflügelt

Der HV Rot-Weiss Staßfurt absolviert am Sonnabend gegen die HSG Osterburg das erste Saisonspiel in der Sachsen-Anhalt-Liga.

Von Enrico Joo 31.08.2018, 23:01

Staßfurt l Auch der alte Hase Sven Liesegang kann seine Vorfreude kaum verhehlen. Hell und freundlich steht die neue Dreifelder-Halle in Staßfurt Nord. Und der ansässige Sachsen-Anhalt-Ligist HV Rot-Weiss absolviert am Sonnabend mit dem Heimspiel gegen die HSG Osterburg (Anwurf 17.30 Uhr) das erste Spiel in der neuen Liga. „Alle freuen sich auf das Spiel“, sagt Trainer Liesegang. „Die neue Halle wird bestimmt ein paar Prozente herauskitzeln. Wir müssen den Druck in positive Energie umwandeln. Ich bin überzeugt, dass wir gewinnen werden.“ Doch mit welcher Mannschaft? Die Volksstimme wirft einen Blick auf die einzelnen Mannschaftsteile.

Jung und wild geht es auf Linksaußen zu. Mit Toni Fanselow (20) und Niklas Zimnick (18) stehen zwei Jungspieler aus der eigenen Talenteschmiede im Rampenlicht. Mit Neuzugang Mario Meißner (23) hat der Verein zudem einen Außenspieler mit Erfahrung verpflichtet. „Wir haben sehr schnelle Spieler, die auch über die Halbpositionen kommen können“, freut sich Liesegang. „Allerdings bekommen wir noch wenig Bälle über außen. Da müssen wir uns noch steigern.“

Ein halbes Dutzend Spieler drängelt sich auf den nur drei Positionen im Rückraum. Sind Sebastian Retting (34) und Nils Hähnel (28) fit, geht für Liesegang kein Weg an den beiden Routiniers vorbei. Die beiden sollten im Normalfall die Positionen in der Stammsieben auf halblinks und halbrechts besetzen. Wobei kein Spieler gesetzt ist. „Es geht bei mir nicht um alt oder jung. Wer am meisten überzeugt, der spielt. Ich habe schon eine konkrete Vorstellung“, erklärt Liesegang. Preisgegeben wird die nicht. Fakt ist: Auch Retting bekommt keine Sonderbehandlung. Beim Aufbau hat der Coach die Qual der Wahl zwischen den beiden Neuzugängen Martin Strnad und Robert Reiske. Dazu gibt es im Rückraum mit Marvin Frank und Alexander Ernst weiteres Personal mit Potential. Zimnick, Christian Schöne, Marian Spadt und Andreas Steinbrink sind keine gelernten Rückraumspieler, können diese Positionen aber im Bedarfsfall ebenfalls ausfüllen. „Uns macht es in der neuen Saison aus, dass wir viele Spieler auf mehreren Positionen einsetzen können. Wir sind effektiver und variabler als in der Vorsaison.“ So soll der gelernte Rückraumlinke Reiske auch auf Mitte spielen. Auch Retting hat im Training und in Testspielen schon auf dieser Position gespielt.

Nach dem Abgang von Niclas Kaiser holte Staßfurt mit Gabor Vadaszi (26) einen schon erfahrenen Spieler als Ersatz vom abgestiegenen HBC 53 Wittenberg/Jessen. Der Ungar teilt sich die Spielzeiten mit Marian Spadt (25). Mit Schöne und Hähnel gibt es zudem zwei weitere Linkshänder. Meißner ist Rechtshänder, sammelte aber in Schönebeck viele Jahre Erfahrung auf dieser Position. Der flinke Neuzugang kann mit seinen eingesprungenen Effet-Würfen eine Option sein. Aber auch auf Rechtsaußen kreiert Staßfurt noch zu wenig Chancen, doch Potential ist da. „Wir haben mit Vadaszi und Spadt gute und schnelle Leute.“

Kein Weg führt an Oliver Jacobi (31) vorbei. Der Wortführer und Leistungsträger wird die Mannschaft mitreißen und Verantwortung übernehmen. Seine große Erfahrung hilft, Jacobi wird ein wichtiger Bestandteil im Offensivspiel sein. Kränkelt Jacobi oder ist dieser verletzt, kann Steinbrink einspringen. In der Vorbereitung agierte auch Frank in einem Testspiel am Kreis. Allgemein geht es darum, im Kleingruppenspiel variabler zu sein. „Jacobi versteht sich natürlich blind mit Retting“, so Liesegang. „Wir müssen aber zusehen, dass wir auch die anderen Spieler mit einbeziehen.“ Was ein Prozess ist, der Zeit braucht.

Das Duo ist altbewährt, kennt sich in-und auswendig. Der ewig junge Patrick Tuchen (39) und Sebastian Schliwa (26) stehen bereit für große Taten mit geballter Faust auf dem Weg zum Wiederaufstieg. Das Duo gibt Halt und Sicherheit. Auch, weil es ein Duo ist, das verschiedene Spielsysteme entschärfen kann. „Schliwa hat große Vorteile im Nahwurfbereich, Tuchen guckt mehr, ist ruhiger und hat Vorteile im Rückraum“, erklärt Liesegang. „Ich habe keine klare Nummer eins.“ Das Bauchgefühl entscheidet bei der Aufstellung.

Im älter und ein bisschen langsamer gewordenen Kader hatte sich über die Jahre in der Oberliga ein stabiles 6:0-System mit einem kontrollierten aber auch eher behäbigen Angriffsspiel etabliert. Immer wieder versuchten die Staßfurter, sich selbst zu reformieren, verschiedene Trainer drehten an den Rädern. Besserung war aber nie wirklich in Sicht, auf Grund mangelnder jugendlicher Neuzugänge, die Tempo ins Spiel hätten bringen können. Im Sommer 2018 hat sich Staßfurt verjüngt und auf dem Papier auch eine erfrischende Spritzkur in Sachen Schnelligkeit verpasst. Die ersten Praxistests verliefen gut. Der hohe Sieg vor einer Woche im HVSA-Pokal beim SV Anhalt Bernburg II wurde auch dank der vielen Gegenstöße eingefahren. So ist dann im Deckungssystem auch vielleicht mal ein 5:1 drin. Offensiver und attraktiver wird Staßfurt auf jeden Fall agieren. „Der erste Pass nach dem Ballgewinn ist wichtig. In dieser Liga müssen wir das Tempo hochhalten. Aber der Lernprozess dauert noch an“, sagt Liesegang. Wie weit die Mannschaft ist, zeigt sich heute.