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Handball Seehäuser muss an Kondition arbeiten

Der 21-jährige Rückraumspieler von Handball-Verbandsligist SG Seehausen, Noah Herzan genannt Bertram, im Interview.

Von Jeannette Heinrichs 12.11.2020, 00:01

Seehausen l Der Handballsport ruht sowie alle anderen Sportarten auch. Verbandsligist SG Seehausen hat vor dem Lockdown im Heimspiel gegen Aufsteiger Post Magdeburg II ein 26:26 Unentschieden geholt. Seehausens Rückraumspieler Noah Herzan genannt Bertram im Volksstimme-Interview.

Volksstimme: Der Lockdown zwingt Euch zu einer neuerlichen Pause. Was halten Sie von dieser Eintscheidung?

Noah Herzan genannt Bertram: Ich halte diese Entscheidung für vollkommen richtig. Bei den momentanen Zahlen sollte man das Risiko meiner Meinung nach nicht eingehen, den Spielbetrieb fortzusetzen. Auch ich muss unbedingt vorsichtig sein, da einige Personen aus meiner Familie zur Risikogruppe gehören, daher kann und will ich kein Risiko eingehen.

Wie halten Sie sich fit, um eventuell im Dezember wieder Spiele auszutragen? Gibt es vom Coach einen Trainingsplan, den es abzuarbeiten gilt?

Wir haben einen Trainingsplan bekommen, der Lauf- und Stabilisationsübungen enthält. Dieser ist aber nicht verpflichtend, ich denke aber jeder sollte selbst wissen inwiefern er sich fit halten sollte. Ich mache weiterhin 2- bis 3-mal die Woche etwas Krafttraining in unserem „Homegym“ bei uns in der Garage, meist mit meinem Mannschaftskollegen Arne Werneke, wenn er in der Heimat ist.

Im letzten Heimspiel gegen Post Magdeburg II (Endstand 26:26) habt ihr 15 Sekunden vor Schluss noch einen Punkt geholt. Wie war Ihre Gefühlslage danach?

Zunächst war ich erleichtert, dass wir doch noch einen Punkt mitnehmen konnten. Allerdings überwog dann doch die Enttäuschung, da meiner Meinung nach ein Sieg Pflicht gewesen wäre. Wir sind eine starke Truppe und haben zu viele Fehler gemacht, die uns dann auch zum Verhängnis geworden sind. Unsere gesamte Mannschaft bringt viel Qualität mit und es ist dann einfach schade, wenn man das dann nicht nutzt. Zwar war unsere spielerische Leistung nicht überragend, allerdings hat jeder Einzelne bis zur letzten Sekunde gekämpft und darauf können wir trotzdem stolz sein.

Nach nur vier Spielen steht ihr Team derzeit auf dem neunten Platz. Der Start ist somit nicht geglückt. Woran haperte es?

Für uns ist es im Moment nicht ganz einfach ein sehr gutes Niveau zu spielen, da wir viele angeschlagene Spieler hatten/haben. Gerade im Rückraum haben wir zurzeit viele Probleme, durch die vielen Verletzungen. Zusätzlich hatten wir auch einige Abgänge in der letzten Saison, wodurch unser Kader dieses Jahr dezimiert wurde. In Folge dessen müssen wir noch variabler werden, um auch auf anderen Positionen eingesetzt werden zu können. Da kann es durchaus schon mal vorkommen, dass nicht alles so klappt, wie man sich das wünscht. Allerdings wollen wir diese Situation auch nutzen, um viel zu probieren und dazuzulernen, damit wir unsere Leistung auf lange Sicht steigern können.

Sie sind derzeit mit 29 Treffern (Schnitt pro Spiel 7,25) bester Torschütze ihrer Mannschaft. In der vergangenen Saison sind Sie auf 68 Tore in 13 Spielen (Schnitt pro Spiel 5,23) gekommen. Denken Sie, Sie können diesen Wert toppen? Wenn ja, warum?

Natürlich hoffe ich diesen Wert toppen zu können, da ich in den letzten Jahren, besonders von den erfahrenen Mitspielern, dazulernen durfte. Ich bin stets bemüht, mich viel mit allen Spielern aus der Mannschaft und unserem Trainer auszutauschen und Tipps anzunehmen. Ich selbst habe noch sehr viel zu lernen und es gibt immer Luft nach oben. Ich denke jedoch trotzdem, dass Tore werfen allein nicht viel darüber aussagt, wie gut ein Spieler ist. Ziel sollte es immer sein, die gesamte Mannschaft voranzubringen. Ich freue mich tatsächlich meist mehr über ein Tor, das ich vorbereitet habe als über eins, welches ich selbst geworfen habe. Ganz einfach, weil man dann merkt, welchen Nutzen man selbst für die Mannschaft hat.

Sie sind Linkshänder. Welche Vorteile hat man da gegenüber einem Rechtshänder?

Auf jeden Fall gibt es keine Nachteile ein Linkshänder zu sein. Man ist einfach gefragter aufgrund der Tatsache, dass Linkshänder deutlich seltener vorkommen. Dadurch hat man oft weniger Konkurrenz auf der eigenen Position, da die wenigsten Rechtshänder sich auf der rechten Seite wohlfühlen. Für das Angriffsspiel ist es auch immer von Vorteil „anders“ zu sein, da die meisten Abwehrspieler mit einem Rechtshänder rechnen, gerade wenn man über die Mitte zum Tor zieht.

Wann haben Sie mit Handball spielen angefangen?

Ich habe bereits im Alter von vier Jahren mit dem Handball spielen angefangen. Zwar hatte das noch nicht so viel mit richtigem Handballtraining zu tun, aber es ist immer ein Vorteil, so früh wie möglich Kindern solche Sportarten ans Herz zu legen.

Wo sind Ihre Stärken und Schwächen?

Meine größte Schwäche ist auf jeden Fall meine Kondition, da habe ich noch einiges aufzuholen, aber das hat sich schon etwas gebessert. Auch treffe ich noch zu oft falsche Entscheidungen im Spielverlauf, da muss ich auch noch souveräner werden. Abwehrtechnisch muss ich auch noch eine Schippe drauflegen, weil mir immer noch zu viele Fehler unterlaufen, besonders in der Absprache. Trotzdem denke ich, dass ich einige Stärken für das Team mitbringe. Ich habe einen guten Wurf und würde mich für relativ Torgefährlich einschätzen. Auch im Eins gegen Eins kann ich etwas bewirken, sehe aber oft noch zu selten die richtige Lücke. Ich denke eine große Stärke von mir ist es auch, dass ich für meine Teamkameraden auf und neben dem Feld immer da bin. Ich bin auf jeden Fall der lauteste in der Mannschaft, wenn es darum geht seine Freude auszudrücken. So versuche ich der Mannschaft Rückenwind zu geben und wenn mal etwas nicht klappt, lege ich extrem viel Wert darauf, dass alles konstruktiv betrachtet wird. Für meckern habe ich nichts über.

An welches Spiel erinnern Sie sich gerne zurück?

Am häufigsten erinnere ich mich an das erste Pflichtspiel zurück, welches ich für die erste Männermannschaft absolvieren durfte. Das war in der Saison 2016/17 und gleich mein erstes Derby gegen Osterburg. Leider sind wir damals 30:18 in Osterburg untergegangen, was sich immer noch eingebrannt hat. Allerdings ist es mir in Erinnerung geblieben, weil ich nach dem Spiel von vielen Zuschauern und auch Spielern sehr viel positives Feedback erhalten habe, was mich als damals 17-Jährigen extrem geehrt hat. Auch weiß ich noch, wie nervös ich die ersten zehn Minuten war - so etwas vergisst man halt einfach nicht.

Wie kommt es zu Ihrem ungewöhnlichen Namen?

Der Name ist schon ein paar Generationen alt. Eine Familie namens Herzan hatte einen tödlichen Unfall. Nur das Kind überlebte und so ging das Sorgerecht an die Großeltern, welche Bertram hießen. Diese wollten, dass das Kind auch den Namen der Großeltern trägt, also wurde der neue Name: „Herzan genannt Bertram“ beschlossen und hat sich bis heute gehalten.