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Fußball König: Erfolg haben, den wir uns vorstellen

Zum 1. Juli übernimmt Danny König das Amt des Cheftrainers beim Fußball-Regionalligisten VfB Germania Halberstadt.

Von Ingolf Geßler 07.06.2020, 23:01

Nach der Vertragsunterzeichnung unterhielt sich Volksstimme-Redakteur Ingolf Geßler mit dem 46-jährigen Hettstedter.

Wie ist das Engagement mit dem VfB Germania Halberstadt zustande gekommen?

Grundsätzlich besteht zu den handelnden Personen schon lange ein Verhältnis und auch immer ein Kontakt. Teilweise auch freundschaftlich, weil ich hier schon gespielt habe und weil ich immer auch mal hier war, mit Zwickau oder auch einfach als Zaungast, und den Verein immer auch im Blick hatte. Und dann hatte Halberstadt die Idee, auch weil sie wussten, dass mein Vertrag ausläuft. Ich war jetzt fünf Jahre in Zwickau, das ist eine lange Zeit und wir hatten extremen Erfolg mit dem Drittliga-Aufstieg und dem Klassenerhalt. Und da wollte ich jetzt unbedingt etwas anderes machen. Ich kenne das Umfeld hier, ich kenne die infrastrukturellen Bedingungen, die sind sensationell, was die Trainingsbedingungen anbetrifft etc. Und ich habe Partner an meiner Seite, denen ich vertraue, weil ich sie schon Jahre kenne. Auch das ist ein Fakt, der nicht ganz unwichtig ist. Und auch die Tatsache, nach längerer Zeit als Co-Trainer nun wieder als Cheftrainer zu arbeiten, um seine eigenen Ansichten mehr auf dem Platz umsetzen zu können.

Welche Stationen hattest Du als Spieler?

Das würde jetzt den Rahmen sprengen, alle Vereine aufzuzählen. Gestartet und beendet habe ich meine Karriere in Hettstedt. Mit 13 Jahren bin ich an die KJS nach Halle gegangen und habe für den HFC gespielt. Zwischendurch habe ich wieder in Hettstedt gespielt, weil ich meine Ausbildung gemacht habe. Meine Eltern haben gesagt, „es ist schön und gut was Du machst, aber wir würden es gern sehen, wenn Du eine vernünftige Ausbildung machst.“ Das habe ich dann im Heimatverein gemacht. Danach bin noch einmal losgezogen, über Passau und Österreich zum SV Südharz-Walkenried unter Trainer Andreas Petersen. Weiter ging es über Paraguay, zum Dresdner SC und dann nach Halberstadt. Und ganz zum Schluss habe ich in Hettsedt die Karriere ausklingen lassen und bin dann Trainer geworden als Übergang.

Als Spieler hast Du also viele Stationen erlebt und bist viel rumgekommen. War das im Nachgang betrachtet wertvoll für die weitere Entwicklung und Berufswahl?

Zum Schluss habe ich auch gedacht, das war ein bisschen wild, aber heute als Trainer hilft mir das enorm. Du lernst so viele verschiedene Charaktere auf den ganzen Stationen kennen, Du lernst Dich selber auch mal kennen, weil Du Dich immer mal einfügen musst. Das hilft mir jetzt unheimlich mit den Jungs. Ich selbst war ein „schwieriger Spieler“ als Fußballer, das muss man auch sagen. Aber ich weiß halt auch, wie man mit solchen Spielern umgeht, weil ich selbst einer war und meinen Trainern da oft Sorgen gemacht habe. Und ich glaube die ganzen Stationen und Lebenserfahrungen bringen mir jetzt unheimlich viel. Ich kenne auch Kollegen, die diese Lebenserfahrungen und dementsprechend auch soziale Sichtweisen nicht so haben. Damals hätte ich vielleicht den ein oder anderen Weg anders gehen müssen, weil ich mich schnell auch mit Trainern angelegt habe. Im Nachhinein hat es mir menschlich viel gebracht. Du findest halt unheimlich viele verschiedene Leute auf den ganzen Stationen.

Du sagst, „Ich war ein ,schwieriger Spieler‘ als Fußballer“. Wie würdest Du Dich als Spielertyp beschreiben?

Von Grund aus war ich ein sehr guter Fußballer, ich war ja auch Standardspezialist, habe mich mit „Gerle“ in Halberstadt quasi immer um die Freistöße „gebalgt“. Aber ich hatte auch schon immer einen sehr eigenen Kopf und habe versucht, durch Wände zu laufen. Und ganz viele Wände haben halt nicht nachgegeben, komischerweise. Aber das sind Sachen, die man im Nachhinein auch reflektiert – und das bringt mir heute unheimlich viel. Ich hab mich selbst reflektiert, auch die Reaktionen anderer Leute, meiner Trainer. Und ganz interessanter Weise: Mit Trainern, mit denen ich mich damals vielleicht sogar „gekabbelt“ habe, zu denen habe ich heute ein überragendes Verhältnis. Ob das Frank Lieberam ist, ob das Andreas Petersen ist, ob das Udo Schmuck ist – es gibt ganz viele Trainer, mit denen hatte ich so ein bisschen meine Kämpfe auszutragen, aber mit denen habe ich heute ein top Verhältnis, weil ich mich selbst reflektiert habe und unheimlichen Respekt vor den Trainern und ihrer Art und Weise hatte. Auch das bringt mir jetzt unheimlich viel im Umgang mit der Mannschaft.

Gibt es besondere Erfahrungen und Erfolge als Spieler?

Grundsätzlich habe ich als Spieler aus meinen Möglichkeiten viel zu wenig gemacht, das bestätigen mir auch alle meine Trainer. Ich habe ja auch Jugend-Nationalmannschaft für die DDR damals gespielt. Aber am Ende des Tages ist das kein Grund, warum ich nachts nicht schlafen kann. Ich bin trotzdem mit all dem, wie es so gelaufen ist, im Nachgang im Reinen. Und ich kann weiter im Fußball arbeiten, das ist erst einmal eine schöne Sache. Man muss ja auch immer ein bisschen bodenständig bleiben und alles sauber reflektieren, das ist ja auch wichtig im Leben. Früher habe ich das auch nicht gekonnt, aber irgendwann kam das dann und das hat mir echt geholfen.

In der Saison 2004/05 hast Du für den VfB Germania Halberstadt als Spieler die Stiefel geschnürt. Welche besonderen Erinnerungen verbindest Du mit diesem Jahr?

Erst einmal hatten wir eine brutal gute Mannschaft. Da haben Leute wie Kevin Schlitte, René Cunaeus, Thomas Pfannkuch und Erik Hartmann gespielt, im Tor Sebastian Kischel, dazu Nils Pölzing, „Gerle“ sowieso, vorn Vladimir Penev, Frank Lieberam war Trainer. Wir haben am Anfang unheimlich gut mitgespielt, haben Zuhause Halle 3:0 geschlagen, haben gegen Jena, die am Ende aufgestiegen sind, 3:0 gewonnen oder gegen Sachsen Leipzig 0:0 gespielt. Wir waren lange richtig gut oben dabei, es gab schon die Träume, bis zum Schluss vorn dabei zu sein. Das hat sich dann nicht so bewahrheitet, aber es war eine tolle Saison. Frank ging zur Winterpause, Thomas Pfannkuch hat als Spielertrainer übernommen und zum Schluss waren wir nicht mehr so erfolgreich. Es war eine schöne Station, man hatte viele Kontakte. Aber es war jetzt nicht so prägend, weil der große Erfolg am Ende des Tages ausgeblieben ist.

Mit Andreas Petersen hast Du später mehrere Jahre als Co-Trainer zusammengearbeitet. Bestand auch zu anderen Teammitgliedern engerer Kontakt?

Zu Enrico Gerlach hatte ich ständigen Kontakt, über die ganzen Jahre. Auch zu Frank Lieberam, aber auch wenn ich den „Langen“ treffe (René Cunaeus/d.Red.), schnacken wir immer eine Runde. Jetzt natürlich mit Erik Hartmann, weil er Präsident ist. Darüber habe ich mich auch gefreut, weil wir als Spieler gar nicht so auf einer Wellenlänge waren. Aber das hat wieder super funktioniert, da sieht man auch, dass wir alle so ein bisschen geerdet haben. Aber ich war halt nur ein Jahr da, es gibt andere Stationen, da hat man eine engere Bindung zu mehreren Leuten.

Hat es Deine Entscheidung beeinflusst, dass mit Präsident Erik Hartmann und dem sportlichen Leiter Enrico Gerlach ehemalige Mitspieler die Verantwortung bei der Germania haben?

Jein. Für mich steht im Vordergrund die Infrastruktur, was den Trainingsbetrieb anbetrifft. Für mich steht im Vordergrund, welche Leute sind im Boot und arbeiten daran, dass wir eine erfolgreiche Serie spielen, dass wir eine gute Mannschaft auf den Platz stellen. Das mache ich schon lange nicht mehr, dass ich mich grundsätzlich von Personalien leiten lasse. Es macht es sicherlich nicht schwerer, das ist klar, man hat einen Zugang, wenn man Leute kennt. Es kann aber in der täglichen Arbeit auch behindern: Wenn man sich vermeintlich gut kennt ist es manchmal auch schwieriger, den ein oder anderen neuen Besen zu schwingen.

Spielte Andreas Petersen als langjähriger Trainerkollege bei der Verpflichtung eine Rolle?

Andreas ist grundsätzlich ein guter Freund von mir und ein guter Ratgeber, weil er einfach lange schon im Fußball unterwegs ist, er auch mein Trainer und ich sein Co-Trainer war. Und dann ist es doch ganz klar, auf dieses KnowHow, was auch Spielbewertungen anbetrifft, zurückgreift, obwohl wir da relativ gleich ticken. Wenn man das nicht macht, ist man einfach nur blöd.

Du warst Co-Trainer unter Joe Enochs und Torsten Ziegner in Zwickau und Andreas Petersen in Magdeburg und Rehden. Welche Tricks und Kniffe nimmst Du von wem mit für die eigene Cheftrainer-Funktion?

Grundsätzlich war ich ja auch schon Cheftrainer, ich war ja nicht nur Co-Trainer in meinem Leben. Zweitens ist es so, dass  es in den meisten Teams heutzutage zwar nach Außen eine klaren Cheftrainer gibt, aber das ganze Trainerteam extrem wichtig ist, um erfolgreiche Arbeit zu leisten. Das wird in Halberstadt auch so sein. Na klar stehe ich dann für Entscheidungen gerade und treffe auch gern endgültige Entscheidungen und gebe einen gewissen Takt vor, das ist logisch. Wenn ich aber als Cheftrainer nicht auf meine engsten Vertrauten höre und auch nicht reinhöre, was sie für Ideen haben, bin ich kein guter Cheftrainer.

Und dann gehen auch Entwicklungen an einem Cheftrainer vorbei, die sonst nicht gewesen wären. Das war übrigens auch bei Andreas Petersen und Torsten Ziegner absolut der Fall, dass wir extrem auf Augenhöhe gearbeitet haben. Ich habe mich unheimlich einbringen dürfen und der Erfolg war immer auch im Verein gleichzeitig mein Erfolg. Wir haben als Trainer auf Augenhöhe gearbeitet und das hat mir echt gezeigt, wie das im Team geht und wie man Erfolg haben kann. Und das möchte ich auch nach Halberstadt adaptieren, das ist mir extrem wichtig.

Wie gesagt, Entscheidungen in der Endkonsequenz muss ich treffen und dafür stehe ich auch ein. Denn die Jungs wollen ja auch wissen, wer der Cheftrainer ist und wollen verlässliche Aussagen, das ist ganz wichtig. Aber wer sein Team nicht achtet, wer sein Team nicht mitnimmt und nicht darauf hört, der ist heutzutage im Fußball eine arme Sau. Es gibt so viele Einflüsse, so viele Sachen zu erledigen und zu beachten, rund um den Fußball und im Fußball selber. Das kann eine Person gar nicht abdecken. Wer das denkt, hat glaube ich ein Riesenproblem auf Strecke.

Mit welchem Team soll die Regionalliga-Saison in Halberstadt angegangen werden?

Enrico und ich werden uns in der nächsten Woche speziell nochmal über das Trainerteam unterhalten. Grundsätzlich würde ich sehr gerne mit dem vorhandenen Team weiter arbeiten, weil da auch Leute dabei sind, die ich unheimlich schätze. Bei Enrico Gerlach ist es ja eh eine Zwischenposition Co-Trainer/sportlicher Leiter, was übrigens gar kein Problem ist, weil wir da, was Transfers anbetrifft, Entscheidungen treffen, mit denen wir uns beide wohlfühlen müssen.

Mir schwebt vor, dass wir noch einen jüngeren Co-Trainer dazu nehmen, der eine andere Sichtweise mit einbringt und der auch von mir hoffentlich auch viel lernen kann. Sebastian Kischel schätze ich menschlich und fachlich unheimlich, es wäre mir sehr wichtig, wenn er als Torwarttrainer weiter macht. Dazu arbeitet die Mannschaft mit Steffen Fricke als Athletiktrainer. Das ist auch ein wichtiger Baustein, weil er ein absoluter Fachmann auf seinem Gebiet ist. Darauf verzichten zu wollen, wäre einfach nur schlecht. Das Team ist schon cool, da gehört ja auch noch der Staff dazu mit Uwe Grüttner und Sabine Wiedemann, die ich ja auch noch als Spieler kenne und unheimlich mag. In dem Team wollen wir nächstes Jahr in enger Verzahnung mit dem Vorstand und dem Aufsichtsrat den Erfolg haben, den wir uns alle vorstellen.

Welchen Fußball willst Du bei Germania Halberstadt spielen lassen?

Jeder Trainer steht grundsätzlich für eine Philosophie. Wir müssen jetzt erstmal gucken, da werde ich jetzt mit „Gerle“ extrem in die Tiefe gehen, was den Kader betrifft. Am Ende des Tages kann ich sagen: Wir wollen extrem aktiv Fußball spielen gegen den Ball und auch mit dem Ball. Letztlich muss man sehen, was wir als Mannschaft auf den Platz bekommen. Und dann ist es auch eine Stärke vom Trainerteam zu erkennen, was gibt die Mannschaft für eine Philosophie her. Aber klar, wenn ich jetzt neu komme, möchte ich meine Philosophie schon zu 100 Prozent einbringen und versuchen, diesen aktiven Fußball spielen zu wollen. Mit einem hohen Pressing, mit einem extrem aggressiven Spiel gegen den Ball, aber auch mit einem extrem aggressiven Spiel mit dem Ball. Das ist der Plan, da müssen wir jetzt gucken, dass wir die Jungs, die wir da haben, für begeistern und wir coole und mutige Entscheidungen treffen und gute Jungs holen, die dazu passen. Das ist entscheidend.

Konntest Du Dir in den wenigen Tagen schon ein Bild von der neuen Mannschaft machen?

In der Tiefe noch nicht, das wird ab jetzt stattfinden. Wobei ich jetzt nicht sagen kann, ich bin drei Tage die Woche hier. Ich bin ja noch freigestellt und habe Vertrag in Zwickau. Aber klar wird es im Hintergrund Sachen geben, in denen wir nach vorn arbeiten.

Hast Du das Team in der aktuellen Saison live gesehen?

Ich habe die Mannschaft zweimal live gesehen: Im DFB-Pokalspiel gegen Union Berlin und im Landespokal gegen den HFC. Beides völlig wertfrei, gegen Halle weil Torsten Ziegner Trainer ist und es ein Konkurrent von uns war. Ich habe in diesem Moment nicht speziell auf Halberstadt geschaut, habe mir aber schon einen Eindruck von den Spielern gemacht.

Das Verhältnis Zuschauer und Germania Halberstadt ist ein besonderes. Der Halberstädter im Allgemeinen braucht viel Überzeugungskraft, um den Weg ins Stadion zu finden. Wie willst Du wieder mehr Zuschauer ins Rund locken?

Die Frage habe ich befürchtet, viele werden am Anfang gefragt, wie macht ihr das Stadion voller. Ich glaube, dass es anmaßend ist, als Trainer darauf eine Antwort zu geben. Ich kann nur sportlich antworten, was wir versuchen, auf den Platz zu bringen. Und wenn das dann am Ende erfolgreich ist und mehr Zuschauer locken sollte, dann ist das schön. Aber das kann ich nur sportlich mit meiner Mannschaft beeinflussen und nicht anders. Ob der Zuschauer dann trotzdem kommt, das kann ich nicht beeinflussen. Aber das ist nicht mein Ansatz, mein Ansatz ist es, erfolgreich zu sein. Und wenn dann der Bonus ist, dass Zuschauer neugierig werden und kommen – gerne, sehr gerne.

Da würden wir uns alle drüber freuen. Aber das irgendwie vorauszusagen, ist nicht möglich. Früher habe ich auf solche Fragen geantwortet „Wir wollen erfolgreich spielen und dann kommen auch wieder Zuschauer“. Das ist aber Unsinn. In Halberstadt wird lange auf diesem Niveau gearbeitet, vielleicht brauchen wir auch wieder einen sportlichen „Aha-Effekt“, in welcher Richtung auch immer. Vor allem auch klar auszugeben, Heimspiele immer gewinnen zu wollen, egal gegen wen. Wenn dann ein Zuschauer mehr kommt, freuen wir uns über diesen, wenn es Hundert sind, freuen wir uns über die. Aber ich kann nicht versprechen, dass dies mit mir zusammenhängt. Wir können nur das anbieten was wir wollen – und wir wollen erfolgreich sein.