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Kegeln Jugend nähert sich dem Top-Niveau

Auch im Kegelsport ruhen die Kugeln aufgrund der Corona-Pandemie auf unbestimmte Dauer.

Von Ingolf Geßler 13.05.2020, 03:00

Blankenburg l Der SV Lok Blankenburg blickt in dieser Zeit auf die Geschichte des Kegelsports in der Blütenstadt zurück. Teil drei beginnt mit der sportlich schwierigen Zeit nach der politischen Wende.

Die Zeit um die politische Wende in Deutschland war von großer Euphorie der Menschen in Ost und West geprägt und einige Gesetzmäßigkeiten, auch durch die Sportler, wurden einfach mal so außer Kraft gesetzt. Alles regelte sich dann mit dem Einigungsvertrag BRD und DDR.

Noch im Dezember 1989 haben die Kegelsportler vom SV Lok, allen voran Abteilungsleiter Herbert Strobach gemeinsam mit Ingo Schmidt, Lothar Richter, Fritz Daul und Gunther Meier, erste freundschaftliche Kontakte zum niedersächsischen Kegelverein KSG Wolfenbüttel geknüpft – eine Sportfreundschaft, die heute noch nach 30 Jahren Deutscher Einheit besteht und immer wieder neue Blüten treibt. Das erste Keglertreffen startete am 4. Februar 1990 in Wolfenbüttel im Beisein und mit Ansprache des Wolfenbüttler Bürgermeisters Heinz Dieter Eßmann. Leider steht das nun schon 59. Keglertreffen in 2020 in Blankenburg wegen des Coronavirus noch in den Sternen, keiner weiß ob es durchgeführt werden darf.

Mit der Deutschen Einheit wurden auch die Strukturen des Sportes auf Selbstverwaltung umgestellt. Es mussten neue Vereinssatzungen geschaffen werden, die Mannschaften beim SV Lok wurden nach dem Leistungsprinzip neu aufgestellt und die Jugendabteilung unter Leitung von Jutta Nehrkorn, Lothar Richter und Matthias Kürschner nach den nun einheitlichen Regeln des DBKV erneuert.

Die ersten Erfolge waren die Teilnahmen an Deutschen Jugend-Meisterschaften 1991 auf Bohle in Pinneberg durch Frank Herbst und Jutta Nehrkorn bei den Damen, Alexandra Hotze wurde in der Jugend B weiblich erste Landesmeisterin nach der Wende. 1992 schlossen sich auch die Kegel-Damen der SG Stahl dem SV Lok an, damit konnten wieder spielfähige Teams am Spielbetrieb im Land Sachsen-Anhalt teilnehmen.

Noch einmal ging die Sportanlage „Alt Blankenburg“ von April bis Juli 1992 außer Betrieb, diesmal wegen einer größeren Sanierung der Anlage mit neuer Aufstellautomatik und Erneuerungen des Fundaments, im Fachwerk und am Dach. Die Finanzierung erfolgte durch den LandesSportBund, die Stadt, dem Fahrzeug- und Entwicklungswerk (FEW) und aus Eigenmitteln des Verenis.

Erfolgreich starteten Sportler und Mannschaften des SV Lok in die nächste Saison, Helga Strobach und Lothar Richter vertraten die Abteilung bei den Deutschen Eisenbahnermeisterschaften in Uelzen. Die erste Herrenmannschaft spielte in der Besetzung Richter, Daul, Kürschner, Pingel, Schmidt und Strauch erfolgreich in der Landesliga, die Damen mit Nehrkorn, Böttcher, Grundmann, Saucke, Stolt und Strobach in der Sachsen-Anhalt-Liga. Auch in dieser Periode wurden wegen der Auslastung der Zwei-Bahnenanlage vielfältige Gedanken an eine Anlage mit vier Läufen angestellt. Die Ruine Bahnhofshotel war oft im Gespräch, später der Kuhstall der LPG Florian Geyer am Jahnsportplatz oder Räumlichkeiten im Stahlbau des ehemaligen FEW. Doch alle Gedanken verpufften.

Große Mühen im Training und Wettkampf gaben sich die Kegelsportler in den 90-er Jahren, durch Teilnahmen der Jugend an Landes- und Deutschen Meisterschaften erreichten im besonderen Katharina Wenzel, Nadin und Martina Kürschner, Jana Schulze, Mattes Buchholz, Ralf Preußler oder Maik Rehbein größere Erfolge. Im Erwachsenenbereich gelang dies Olga Grundmann 1997 mit dem Vize-Landesmeistertitel der Damen, ein Jahr später gewann das Herrenteam Bronze bei den Landesmeisterschaften in Zahna.

Das neue Jahrzehnt begann mit dem Vize-Landesmeistertitel der Lok-Damen in Wolmirstedt. Olga Grundmann wurde 2000 in Goldbeck und 2001 in Kropstädt zweimal in Folge Landesmeisterin, Lothar Richter gewann 2000 in Osterburg den Vize-Landesmeistertitel. Fünf Teams, drei im Herren- und zwei im Damenbereich, spielten in den 2000er-Jahren in den höchsten Ligen Sachsen-Anhalts sehr erfolgreich.

Seit 1993 organisieren die Freizeitkegler um Klaus Lindner mit seinem engagierten Team jährlich bis in die heutige Zeit den Harzpokal für Freizeit- und Sportkegler, 2011 wurde das Turnier umgetauft in Blankenburger Schloßpokal und für die Jugend der Blankenburger Löwenpokal neu ins Leben gerufen. Beide Veranstaltungen, wie auch das Harzsportfest des Landkreises, sind heute aus dem Wettkampfkalender der Kegelabteilung nicht mehr wegzudenken.

Mit dem KC Rot-Weiß Seyda, der aktuell in der 2. Bundesliga spielt, verbindet der SV Lok seit 2000 eine enge freundschaftliche Verbindung, im letzten Jahr fand das 37. Treffen statt. Mit der KSG Wolfenbüttel wurde 2019 schon die „Perlenhochzeit“ nach 30 Jahren Sportfreundschaft gefeiert. Die Jugend weilte in Celle und in Helmstedt zu Vergleichen und Turnieren.

Der große Leistungsdurchbruch kam dann durch die Jugendlichen Laura Auerswald, Katharina Wenzel, Felix Ullmann, Fabian Glanz, Justin Heinze und Ralf Preußler. Ab 2010 gab es eine talentierte Generation im Landkreis Harz zu beobachten, die bis heute sogar das Niveau im Deutschen Keglerbund (DBKV) mitbestimmt. Großen Anteil daran hat auch die von Lothar Richter und Rolf Leonhardt trainierte Jugendgruppe des SV Lok mit seinen C-Jugendspielern Raciel Straat­mann, den Zwillingen Lucy und Leon Lindner, Henrik Blaenk und Lisa Kremberg.

Jula Tropschug vom SV 02 Heudeber gelang 2013 in Husum sogar ihr erster Länderspieleinsatz gegen das Team Dänemark, sie war damit die erste Nationalspielerin des Altkreises Wernigerode und die zweite im Harzkreis nach Carolin Ruppert aus Hedersleben. Nach einer Silber- und fünf Bronzemedaillen bei Deutschen Meisterschaften in den Jahren 2013 und 2014 holte sich die Heudeberanerin im Jahr 2015 den ersten Deutschen Einzelmeistertitel im Drei-Bahnenspiel in der U18-Jugend.

Als Vorbild hatte Jula eine Art Signalwirkung für die junge Blankenburger Garde. Insbesondere die seit 2011 im SV Lok angemeldeten Lindner-Zwillinge Lucy und Leon sowie Raciel Straatmann, etwas später auch Henrik Blaenk, eiferten der erfolgreichen Kegelsportlerin nach. Die verbleibende Zeit in der C-Jugend, die nur im Landkreis Wettkämpfe bestreiten dürfen, nutzten die Blankenburger Kegeltalente, um ab 2014 explosionsartig die Spitze des Deutschen Kegelsports in der B-Jugend (U14) zu erklimmen und eine noch nie dagewesene Erfolgswelle auszulösen.