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Lauf Stimmung und Wetter sind bombastisch

18 Grad auf dem Brocken, deutlich über 20 oder vielmehr knapp unter 30 auf der Wiese an der Wernigeröder Himmelpforte.

Von Florian Bortfeldt 16.10.2018, 05:00

Wernigerode l  Der 41. Harz-Gebirgslauf in Wernigerode hat für Rekordwerte gesorgt, wenn auch nicht in erster Linie im sportlichen Bereich. Beim Startschuss lobte Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Armin Willingmann die „tolle Veranstaltung“, die auch für die Vielfalt steht. „Immerhin gehen hier Läuferinnen und Läufer aus 27 weiteren Nationen an den Start.“ Für den einmal mehr gelungenen Wettkampf bedankte er sich im Namen der Landesregierung beim Harz-Gebirgslaufverein, Bürgermeister Peter Gaffert und der Stadt Wernigerode sowie bei den Vertretern der Hochschule Harz. Mit einem „Kommt gut hoch und gesund wieder“ schickte er die Sportler auf die Strecke.

Knapp 4000 hatten sich im Vorfeld für den beliebten Crosslauf angemeldet, am Ende kamen 3473 LäuferInnen, Nordic-WalkerInnen und WanderInnen ins Ziel. 23 schafften es nicht bis dahin. Bei einigen davon dürfte das sommerliche Wetter eine Rolle gespielt haben. Der Vereinsvorsitzende vom gastgebenden HGL Wernigerode, Frank Harbrecht, sprach im Nachgang von 40 medizinischen Einsätzen, vier Personen mussten sogar in das Krankenhaus eingeliefert werden. Bei einem Aktiven bestand nach einem Sturz der Verdacht auf Schulterfraktur. „Es gab mehr Kreislaufprobleme als sonst“, ergänzte Harbrecht, der in Kontakt mit der leitenden Ärztin Dr. Annegret Hausl stand. Zum Glück gab es aber keine schlimmeren Vorfälle, niemand kam zu Schaden.

Bei etwa 27 Grad im Zielbereich war klar, das bei der 41. Auflage nicht mit neuen Rekordzeiten zu rechnen war. Am nächsten kam über 11 Kilometer der Berliner Mustapha Elouartassy (1. VfL Fortuna Marzahn) dem Bestwert. Mit seinen 38:09 Minuten verpasste er den inzwischen 14 Jahre währenden Rekord von André Pollmächter um weniger als eine Minute. Ihm folgten Sven Schenk (MTV Himbergen, 41:47 min) als Zweiter und Lokalmatador Fabian Lippe (Harz-Gebirgslauf, 42:12 min) als Dritter. Der Wernigeröder hatte 2017 noch ganz oben auf dem Podest gestanden. Bruder Florian lief 17 Sekunden später als Gesamtvierter durch das Ziel.

Bei den Frauen triumphierte über diese Distanz Alina Celine Rippin vom Nordischen Skiverein Wernigerode (48:17 min). Nach dem Sieg über 5 Kilometer vor einem Jahr landete die Wernigeröderin nun auch hier ganz vorne. Zweite wurde Anja Carlsohn (LG Brandenkopf, 50:03 min), Dritte Marion Bathen (PSV Brilon, 52:20 min). Mit Solveig Siede und Frauke Albrecht landeten zwei weitere Aktive des NSV auf den Rängen vier und sechs.

Nur 30 Sekunden zur Bestzeit von Thomas Kühlmann (15:50 min) fehlten dem Sieger über 5 Kilometer, Marvin Küster (Erfurter LAC, 16:20 min). Er bestätigte damit seinen Erfolg des Vorjahres. Hinter ihm folgte einmal mehr die lokale Sportspitze. Jannis Grimmecke (NSV Wernigerode, 17:09 min) eroberte „Silber“, Aurelio Kischkies (Harz-Gebirgslauf, 17:35 min) „Bronze“. Hans Matthes vom SV Lok Blankenburg folgte auf Rang fünf, Jeremy Scheffner (Harz-Gebirgslauf) auf Rang sechs. Bei der weiblichen Konkurrenz durchquerte Teresa Wahl nach 20:22 min als Erste den Zielstrich. Melina Holland (20:53 min) und Celina Grimmecke (21:04 min) – beide für den NSV Wernigerode startend – kamen ihr am nächsten. Die Leistungsdichte der Harzer Läuferinnen dokumentierten Hanna Pauline Dieckmann als Vierte und Yvonne Brandecker als Fünfte (beide HGL).

Groß war der Ansturm bei den Kindern. Knapp 300 waren über die 2 Kilometer an den Start gegangen. Schnellster wurde wie schon 2017 Deaken Holland vom NSV Wernigerode. Seine 8:11 min waren dabei eine klare Steigerung zum Vorjahr, als er 8:33 min benötigte. Jan Prell (08:35 min) und Jan Schulz (09:04 min) schafften es mit auf das Podest. Schnellstes Mädchen war Sara Schulz (09:55 min). Über Platz zwei freute sich Lana Falke (10:08 min) und über den dritten Rang Leonie Hana Klaus (21:04 min).

Nicht zu schlagen war wie schon 2017 Carsten Krüger über die Halbmarathondistanz. Seine tolle Zeit vom Vorjahr (1:20:59 Stunde) konnte er zwar nicht wiederholen, die 1:23:52 Stunde reichte aber locker zum Triumph. Mit Enrico Dietrich vom VfB Germania Halberstadt (01:25:36 h) folgte ein bekannter Harzer Läufer auf Rang zwei. Und auch die weiteren Platzierungen gingen an prominente Sportler der hiesigen Szene: Eike Eyermann (Brockenlaufverein Ilsenburg) kam nach 01:30:11 Stunde ins Ziel. Fabian Stagge (NSV) folgte auf dem vierten Platz.

Dass der Nordische Skiverein läuferisch zu den Top-Clubs zählt, unterstrich dann Nadine Noack mit ihrem Sieg bei den Frauen. Die Wernigeröderin, 2017 Schnellste beim Brockenmarathon, hatte ursprünglich über 11 Kilometer gemeldet, entschied sich kurzerhand aber für die doppelte Strecke. Nach 01:36:02 Stunde war sie zurück auf der Wiese an der Himmelpforte. Mit fast zehn Minuten Abstand folgte Yvonne Loock (SSV Einheit Perleberg, 01:45:48 h) auf Platz zwei. Dritte wurde Franziska Schneider, die wiederum nur acht Sekunden langsamer als Loock war.

Paradedisziplin des Harz-Gegbirgslauf bleibt der Brockenmarathon, immerhin Norddeutschlands schwerster seiner Art. Nicht ohne Stolz berichtete Frank Harbrecht von der beeindruckenden Teilnehmerzahl, gingen doch 750 Aktive an den Start. „Das sind ungefähr so viele, wie beim Magdeburg- und Mitteldeutschen Marathon zusammen.“ Sicherlich genießen die genannten Veranstaltungen aufgrund der höheren Teilnehmerzahl sehr große Popularität, in Sachen Marathon ist der Harz-Gebirgslauf jedoch nicht zu schlagen.

Als Erster kam bei den Männern wie schon letztes Jahr Lokalmatador Thomas Kühlmann ins Ziel. Dass von ihm eine Rekordzeit erwartet wurde, wollte er nicht bestätigen. „Ich hatte 2018 die Prioritäten auf Studium und Beruf gelegt, es blieb gar keine Zeit zur entsprechenden Vorbereitung.“ Mit 02:51:55 Stunden trug er sich letztlich in die Siegerliste ein. Jörn Harland (SSC Hanau/Rodenbach, 02:57:43 h) und Oliver Tzschoppe (Laufteam Fürth 2010, 03:02:50 h) folgten auf den weiteren Plätzen.

Ohne große Ambitionen war Marita Wahl (GutsMuthsRLV) über den „langen Kanten“ an den Start gegangen. Zwar triumphierte sie 2016 schon einmal (3:27:10 h), dass ihre diesjährige Zeit von 03:55:31 h aber erneut zum Erfolg reichen würde, damit hatte sie nicht gerechnet. „Ich wollte einfach nur Spaß haben.“ Yvonne Ittershagen (KS Sportsworld, 03:59:19 h), die außerdem zur „Miss HGL 2018“ gekürt wurde, und Susanne Edelmann (04:01:52 h) kamen mit ihr auf das Podest.

Wieder zeigte der HGL Wernigerode als ausführender Verein, dass er mit der Zeit geht und sich weiterentwickelt. So gab es mit Kerstin Eilers erstmals eine zweite Moderatorin im Zielbereich. Sie unterstützte damit die langjährige Sprecherin Christiane Schierhorn.Die zahlreichen Läuferinnen und Läufer auf die Stimmung angesprochen, bekamen die beiden mehrfach ein „bombastisch“ zu hören. Auch Klaus Oswald, der zunächst immer beim Start mit seiner Stimme aktiv ist und später die Siegerehrungen präsentiert, bekam mit Andreas Menz einen (professionellen) zweiten Moderator an die Seite gestellt. Gerade die beiden spielten sich den sprichwörtlichen Ball recht locker zu und sorgten für eine Belebung.

Toll war auch die Live-Schaltung auf den Brocken. Von dort übermittelte Bernd Minnich nach etwa der Hälfte des Brockenmarathon seine Eindrücke und berichtete, wer die ersten Läufer auf Norddeutschlands höchsten Berg waren.

Frank Harbrecht, der mit seinem Team aufgrund des Sommerwetters noch bis weit nach Zielschluss an der Himmelpforte ausharrte, zog ein positives Fazit. „Wir waren gut vorbereitet auf das Wetter. Die Getränkewagen waren gut bestückt, der Nachschub lief besser als letztes Jahr, auch wenn zwischenzeitlich die Kohlensäure ausging. Erstaunlicherweise hat sich Bier am besten verkauft. Und sogar Mützen und Schals gingen bei diesem Sommerwetter.

Dass hier 27 Nationen plus Deutschland bei den Teilnehmern vertreten sind, macht uns glücklich. Die Dänen waren mit 40 Aktiven am stärksten vertreten und sorgten für top Stimmung.“ Auch die „Exoten“ wollte er nicht ungenannt lassen. „Selbst aus Australien, Argentinien, Brasilien und China war je ein Starter dabei. Zudem haben drei Japaner einen Beitrag zu Waldemar Cierpinski gedreht. Unsere Veranstaltung wird also demnächst auch in Fernost im TV zu sehen sein.“

Dass es sportlich 2018 keine Rekorde zu vermelden gab, störte Harbrecht nicht. „Das sehe ich wie Thomas Kühlmann auch sehr tiefenentspannt.“ Am Ende dankte er den zahlreichen Helfern. „Mir geht das Herz auf, wenn ich vor allem die älteren Helfer sehe. Mit vollem Einsatz sind sie dabei und haben alle Spaß.“

Übrigens: Ab 1. März kann sich für den 42. Harz-Gebirgslauf am 12. Oktober 2019 angemeldet werden.