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Lauf Ursula Behrens macht den Anfang

Vor zehn Jahren hat in Halberstadt der Sparkassenmarathon mit etwa 2500 Teilnehmern stattgefunden.

Von Gerald Eggert 29.11.2020, 13:27

Halberstadt l Mitorganisator MSV Eintracht blickte im Harzer Sportkurier bereits auf dieses Ereignis zurück. Doch auch von den anderen Sparkassen­marathons gibt es aus Harzer Sicht einige Geschichten zu erzählen.

„Solch einen Arbeitgeber müsse man erst einmal finden, der einen per Dienstreiseauftrag zu einer Sportveranstaltung schickt“, meint Lutz Schindler und erinnert an die Delegierung von Mitarbeitern der Halberstädter Sparkasse zum Sparkassenmarathon. Veranstalter des jährlichen Lauffestes in jeweils anderen Orten der Bundesrepublik waren die dort ansässigen Kreditinstitute.

Allerdings blieben die angestellten Sparkassenmitglieder bei diesen Wettbewerben zunächst einmal unter sich, da nur sie eine Teilnahmeberechtigung bekamen. Diese Gelegenheit nutzten Ursula und Hans-Günther Behrens in der 1990er Jahren gern. 2001 startete dann Frank Harbrecht, der 2010 den Halberstädter Sparkassenmarathon organisierte, erstmals in Leipzig.

Ursula Behrens gilt als die erste Teilnehmerin an einem dieser Läufe. Sie reiste im September 1990 nach Radolfzell am Bodensee und nahm am Zehn-Kilometer-Lauf teil. Lutz Schindler, der ein Jahr später seine Tätigkeit als Investbauleiter bei der Kreissparkasse aufgenommen hatte, lief am 3. Oktober 1992 seinen ersten Halbmarathon für seinen sportfördernden Arbeitgeber in Frankfurt am Main. Die große Ballspielhalle, die sonst den Bundesliga-Handballern vorbehalten war, die Stadtstrecke, der Flughafen und der legendäre Sportreporter Rolf Töpper­wien blieben ihm von diesem erlebnisreichen Rennen in guter Erinnerung.

Am 28. August 1993 reiste Schindler zu seinem zweiten Halbmarathon, diesmal nach Saarbrücken. Das Start- und Zielgebiet auf dem Messegelände der Saarländischen Landeshauptstadt bot viel Platz für Tausende Läuferinnen und Läufer. „Der Stadtkurs führte entlang der Saar und mehrfach über Brücken sowie durch das Herz der Metropole“, erinnert sich der Halberstädter, der ein Jahr später bereits das nächste Rennen anging.

Das startete am 24. September 1994 in Timmendorfer Strand/Ostholstein. „Dieser Halbmarathon führte uns zunächst aus dem Ort heraus auf die Strandpromenade entlang der Lübecker Bucht, wo vor nicht allzu langer Zeit noch die Patrouillenboote der DDR-Volksmarine auf Kontrollfahrt unterwegs waren. Wir genossen den Lauf mit Blick auf‘s freie Meer, kämpften gegen einen starken Wind an und freuten uns auf Rückenwind nach dem Wendepunkt. Doch Pustekuchen, der Wind drehte sich mit uns. Wir erlebten fast die gesamte Strecke Wind von vorn. So etwas vergisst man nicht.“

Seinen vierten Start absolvierte der aktive Läufer in München. Austragungsstätte war das Regattastreckengelände in München-Oberschleißheim, wo 1972 besonders spannende olympische Ruderwettbewerbe stattgefunden hatten. Denn damals tauchte auf der Anzeigetafel nach dem Zieleinlauf der Boote sehr häufig „Fotofinish“ auf, weiß Lutz Schindler. Er wusste sich gut aufgehoben an einem historischen Ort und genoss den Blick von der Haupttribüne und die Strecke.

„Durch die Beendigung meiner beruflichen Tätigkeit bei der Sparkasse konnte ich meine Serie leider nicht fortsetzen. Doch es folgten in den Jahrzehnten danach noch viele andere erinnerungswerte Lauf­erlebnisse. Wobei gerade die Starts in den 1990ern sicher für alle Läuferinnen und Läufer aus dem Osten Deutschlands mit unvergesslichen Eindrücken verbunden bleiben. Hätte doch ein Jahrzehnt zuvor niemand gedacht, zum Beispiel in München oder Frankfurt laufen zu können.“

Ursula und Hans-Günther Behrens nahmen nach Schindlers Ausscheiden noch an folgenden Sparkassenmarathons teil: 1998 in Hannover, 2004 in Koblenz, 2005 in Minden, 2007 in München, 2010 in Halberstadt und 2011 in Bielefeld. Sie startete immer auf der 10-km-Strecke, er ging jeweils den Halbmarathon an.

Frank Harbrecht begann 2001 sich an den Sparkassenläufen zu beteiligen. In den folgenden Jahren lief er zwölfmal einen Marathon, fünfmal einen Halbmarathon und zweimal die 10-km-Distanz. Beim Halberstädter Sparkassenmarathon am 25. September 2010 stand er nicht nur an der Spitze des Organisationsteams, sondern war auch der einzige Doppelstarter über zehn und 21 Kilometer.

Doch davor galt es für Harbrecht noch einen „Marathon der ganz besonderen Art“ zu absolvieren. Da der Sparkassenortsverband Cottbus, der eigentlich das 2010er Rennen organisieren sollte, abgesagt hatte, sprangen die Halberstädter in die Bresche. Und schnell war mit dem erfahrenen Läufer der Cheforganisator gefunden. Eine große Verantwortung lastete auf seinen Schultern.

Nach Leipzig, Wismar und Dresden fand nun zum vierten Mal ein Sparkassenmarathon im Osten der Republik statt. Der 1976 erstmals im nordrhein-westfälischen Dülmen intern ausgetragene Lauf für Sparkassenmitarbeiter hatte sich inzwischen zu einem Laufevent entwickelt, an dem viele andere sportlich Aktive teilnahmen. Nach Halberstadt kamen zum inzwischen 35. nationalen und 20. internationalen Sparkassenmarathon auch Sportler aus Großbritannien, Spanien, Österreich, Dänemark und Italien.

Mit dem Doppel-Olympiasieger im Marathon, Waldemar Cierpinski, hatte man einen kompetenten Schirmherrn gefunden. Landrat Dr. Michael Ermrich stand ihm zur Seite. Der damalige Sparkassen-Vorstandsvorsitzende Werner Reinhardt setzte bereits im Vorfeld auf „Hohe Werbewirkung für die Region, positive Auswirkung auf den Tourismus und positiven Effekt für die heimische Wirtschaft“. Er freute sich über die rund 2500 Teilnehmer und wünschte allen viel Erfolg.

Begeistert nahmen damals die Halberstädter Läuferinnen und Läufer teil. „Die Strecke, die durch die Theken-, die Spiegels- und die Klusberge führte, war ihnen von anderen Läufen und vom Training hinlänglich bekannt“, so Lutz Schindler, der auf der Halbmarathon-Strecke unterwegs war. Die Marathonis mussten zwei Runden á 21 Kilometer absolvieren. Ins Ziel auf allen Distanzen kamen 2338 Läuferinnen und Läufer, jeder von ihnen bekam eine Finisher-Medaille.

Auch das Fazit von Cheforganisator Frank Harbrecht fiel positiv aus, wenngleich er auch einschränkte: „In der Nacht vor dem Lauf hab ich kaum geschlafen, die Vorbereitung war immens. Das Wetter war trotz des Regens zum Laufen ideal, die Strecke gut präpariert, die Stimmung riesig.“ Den Staffelstab übergab er nach der Siegerehrung an die Sparkasse Bielefeld, die für die 37. Auflage verantwortlich war.

Seit Frank Harbrecht 2012 zum Vorsitzenden des Harz-Gebirgslaufvereins gewählt wurde, bringt er seine Erfahrungen bei der Organisation des Sparkassenmarathons in Halberstadt in die Organisation und Durchführung der größten Waldcrosslauf-Veranstaltung im Harz ein.

Mit der Ausrichtung des Sparkassen-Marathons hat sich die damals noch nicht lange fusionierte Harzsparkasse ein Denkmal gesetzt. Die positiven Erinnerungen daran leben in der Laufszene auch ein Jahrzehnt danach. „Ohne die finanzstarke Institution wäre ein solch sportlicher Höhepunkt in der Kreisstadt nicht möglich gewesen“, stellte Lutz Schindler bei einer jüngsten Begegnung im Friedensstadion fest, „die gelungene Veranstaltung und die gute Stimmung haben dazu beigetragen, dass viele Teilnehmer das positive Erlebnis in die Welt hinaus getragen und damit für die Domstadt, die Harzregion und Sachsen-Anhalt geworben haben.

2020 sollte in München der 45. Sparkassenmarathon stattfinden. Wie so viele sportliche Wettbewerbe wurde er wegen der Corona-Pandemie abgesagt. Ein Ersatztermin für die bayerische Landeshauptstadt ist nicht geplant, jedoch die nächste Auflage im kommenden Jahr in Marburg.