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Handball Platz in „Hall of Fame“ wäre verdient

Ernst Schimpf vom HSV 2000 Zerbst brachte unzähligen Zerbstern das Handball-ABC bei. Das Porträt eines 83-Jährigen.

Von Hans-Jürgen Schilling 26.04.2020, 23:01

Zerbst l Unterhält man sich dieser Tage mit Ernst Schimpf, so hat man nicht den Eindruck, einem Mann gegenüber zu stehen, der auf Grund der aktuellen Situation deprimiert, niedergeschlagen und perspektivlos ist. Man spricht mit einem über 80-Jährigen, der zwar besorgt ist, aber sich der Situation stellt und im Gespräch Gedanken über das Danach äußert. „Was soll`s, man kann es sowieso nicht ändern. Man muss eben das Beste draus machen“, so der am 4. Mai 84 Jahre alt werdende Zerbster. „Man verfolgt das ja. Man denkt noch öfter an die Kinder, die Freunde und Bekannten. Ich sitze viel am Computer und habe noch meinen Garten“, so der noch immer aktive Übungsleiter des HSV 2000 Zerbst, der sich für die neue Saison ein mögliches erneutes Engagement im Nachwuchsbereich des Zerbster Handballvereins „vorstellen“ kann.

Ernst Schimpf, Jahrgang 1936, kam in den 1950er Jahren nach Zerbst. Damals gab es noch keinen Hallenhandball. Die Handballer spielten auf dem Fußball-Großfeld, brauchten viel läuferische Qualität, viel Ausdauer. Der Neu-Zerbster besaß diese Voraussetzungen, dazu eine „schöne linke Kelle“. Von da an begann seine Handballer-Karriere, die lange Jahre als Spieler, Funktionär und jetzt noch als rühriger Übungsleiter anhält. Ihn als „Urgestein des HSV“ zu bezeichnen, ist angesichts seiner aktiven Jahre, seines Einsatzes und seiner Treue zum Zerbster Handball und zum Verein stark untertrieben.

Horst Braune, „Kalle“ Braunsdorf, Achim Schnelle, Lothar Meier, Harry Rathmann, Bodo Lorenz oder Dieter Schleußner, um nur einige Handballer aus den Anfangsjahren zu nennen, kannte er alle, waren auch „seine Lehrmeister“.

Er stand auf dem Feld und dann später in der Halle mit solchen Zerbster HandballGrößen wie Walter Tharan oder Jürgen Mrotzek zusammen. Der gelernte Schiffbauer war 50, da war er immer noch auf dem Handballparkett mit viel jüngeren Spielern aktiv, damals als Mitglied der zweiten Mannschaft der BSG Einheit/Empor Zerbst. Ernst Schimpf konnte einfach nicht loslassen vom Handball, bis heute.

Bei den sportlichen Lebensläufen der meisten Zerbs- ter Handballer stößt man fast immer auf Ernst Schimpf als Übungsleiter. Unzählige Zerbster Handballerinnen und Handballer erlernten das Handball-ABC bei ihm.

Auch von der heutigen Handballer-Generation gehören viele dazu, die irgendwann einmal von ihm trainiert wurden. In der noch aktuellen Saison sind und waren es die A-Jugendspieler des Zerbster Vereins, die er gemeinsam mit Axel Zielesniak trainiert und betreut hat. „Eine bomben Truppe. Alles prima Jung`s, prima Handballer“, so Ernst Schimpf.

Doch Laurenz Brodowski, so hörte man aus den Worten heraus, war ihm „besonders angenehm“. Ein Talent eben, wie es sich der erfahrene Übungsleiter vorstellt.

„Ehrenurkunde des DTSB der DDR“, „Ehrennadel des Handball-Verbandes der DDR“, „Schiedsrichternadel in Gold“, „Ehrenurkunde des KSB“, Auszeichnung „vorbildlicher Übungsleiter“ oder die „Ehrennadel in Gold des Landessportbundes Sachsen-Anhalt“ sind nur ausgewählte Ehrungen, die Ernst Schimpf für seinen Einsatz als Übungsleiter, Leitungsmitglied, Schiedsrichterobmann, Staffelleiter und KFA-Mitglied erhielt, Zeugnisse seiner aktiven Tätigkeit für den Handballsport.

Viel Verständnis für das zeitaufwendige Hobby besaß seine viel zu früh verstorbene Frau Renate, die ebenfalls Jahrzehnte selber in verschiedenen Funktionen für den Handball tätig war. Ist Ernst Schimpf einmal nicht für den Handball oder den HSV aktiv, sieht man ihn häufig in seinem Schrebergarten, wo er sich nach eigener Aussage „prima erholen kann“.

Gebe es eine „Hall of Fame“ für den Zerbster Handball, Ernst Schimpf hätte allemal einen Platz verdient.