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Sportpolitik Landkreis öffnet Sportzentrum nicht

„Die Hoffnung stirbt als Letztes“ ist ein russisches Sprichwort.

Von Simone Zander 09.12.2020, 04:00

Zerbst l An diese Hoffnung klammerten sich die Zerbster Turner vom TSV Rot-Weiß. Denn sie wollten gern noch in diesem Jahr ihr Training aufnehmen. Daraus wurde nichts.

Die Zerbster Turnfamilie um Übungsleiterin Birgit Gohl hatte gleich nach Bekanntgabe der 3. Änderung zur 8. SARS-CoV-2-Eindämmungsverordnung des Landes Sachsen-Anhalt, wonach Kinder und Jugendliche die Möglichkeit erhielten, in Kleingruppen zu trainieren, einen Antrag beim Landkreis Anhalt-Bitterfeld gestellt, um das Training im Sportzentrum Nord aufnehmen zu können.

Die Politik räumte die Möglichkeit ab dem 1. bis vorerst 20. Dezember ein. Voraussetzung wäre die Erlaubnis des Trägers der Sportstätte, der diese dazu öffnen müsste. Dies passiert nun nicht. „Wir werden die Sporthalle in diesem Jahr nicht mehr öffnen“, teilte Landkreissprecher Udo Pawelczyk mit. „Der Aufwand, die Sporthalle zu öffnen, wäre zu groß und nicht verhältnismäßig“, fügte er an.

Darüber waren die Turner natürlich „not amused“. „Wenn die Politik entscheidet, dass vier Kinder und ein Betreuer in die Sporthalle dürfen, sollte uns der Landkreis dies auch ermöglichen und wir verstehen die Entscheidung nicht“, sagte Birgit Gohl. Denn Turnen ist „eine Individualsportart“.

„Wir möchten, dass unsere Turnkinder ihre sportlichen Leistungen erhalten. Für uns als Sportverein wäre das sehr gut gewesen, mit den vier Kindern zu trainieren. Wir hätten sogar mit acht Kindern und zwei Betreuern trainieren können, da das Sportzentrum Nord als Zwei-Felder-Halle geteilt werden kann. Wir finden das nicht gut, dass diese Möglichkeit als unverhältnismäßig betrachtet wird“, so die Zerbster Lehrerin.

Erklärend fügte sie an: „Turnen ist eine Sportart mit sehr komplexen Anforderungen. Wir müssen dauerhaft im Training stehen. Und einen wochenlangen Ausfall können wir nicht kompensieren. Dies trifft vor allem für die Wettkampfkinder zu. Unser Verein lebt davon, dass unsere Kinder an Wettkämpfen teilnehmen und dort erfolgreich sind. Für uns ist es sehr sehr schwer, mit diesem Ausfall klarzukommen.“

Gerade beim Turnen sind spezielle koordinative und konditionelle Fähigkeiten gefragt, die sehr schnell verloren gehen, wenn kein Training möglich ist. „Die Leistungsfähigkeit lässt sehr schnell nach“, betonte Birgit Gohl. Sie findet es „bedauerlich“, dass ihre Turnabteilung „nicht individuell in die Sporthalle darf“.

Besonders verärgert ist die Zerbsterin über die Art und Weise. „Ich hatte mit dem ersten Tag nach Bekanntwerden der politischen Entscheidung eine E-Mail an den Landkreis geschrieben. Darauf erhielt ich keine Antwort. Nach meiner zweiten E-Mail erhielt ich nur die Information, dass sie weitergeleitet wird. Erst nach meiner dritten Anfrage erhielt ich am Montag die Antwort, dass die Halle zu bleibt.“

Dies ist unverständlich, zumal im Sportzentrum der Schulsport durchgeführt wird. Dies weiß gerade die Sportlehrerin des Zerbster Gymnasiums am besten: „Die Sporthalle ist jeden Tag für den Schulsport geöffnet. Die Halle ist beheizt und die Reinigungskräfte sind auch da. Und deshalb kann ich das nicht nachvollziehen, muss es aber akzeptieren.“

Die Turner hoffen nun, dass die Kinder dennoch bei ihrem Sport bleiben. „Es ist für alle Kinder traurig, nicht wenigstens die drei Wochen nutzen zu können, um abwechselnd in der Turnhalle zu trainieren“, findet Birgit Gohl. Sie ist auch der Meinung, dass ihre Abteilung das Training hätte „gut organisieren können“. „Wir hätten die Kinder abwechselnd bei ihrem individuellen und sehr intensiven Training begleitet und unterstützt.“

Für die Turner fällt nicht nur das Training ins Wasser. Am 13. Dezember hatten sie auch ihren traditionellen vereinsinternen Weihnachtswettkampf geplant. Dieser muss nun ebenfalls ausfallen, was nicht nur Birgit Gohl „sehr bedauert“. „Wir hoffen, dass die Kinder sich trotzdem über Weihnachten fit halten. Im Namen aller Übungsleiter wünsche ich allen Turnkindern auf diesem Weg ein schönes Weihnachtsfest, einen fleißigen Weihnachtsmann und gesunde Weihnachtsferien. Es ist schade, dass wir unsere Wünsche nicht persönlich aussprechen können“, bedauert Birgit Gohl.

Nun hoffen die Zerbster Turner, „dass die Halle im Januar bei erstmöglicher Gelegenheit wieder öffnet und dass sich die Turnfamilie recht bald wiedersehen kann“, denn die „Hoffnung stirbt als Letztes“.