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Verein Herthum: Abstand hat uns zusammen geschweißt

Das Jahr 2020 hat allen viel abverlangt. Lieb gewordene Gewohnheiten des alltäglichen Sportlebens mussten eingeschränkt werden.

Von Petra Herthum 23.12.2020, 15:08

Zerbst l Der Jahresverlauf für alle Sportlerinnen und Sportler im Breitensport – so auch bei der Abteilung Badminton des TV „Gut Heil“ Zerbst – wurde durch etliche Auf‘s und Ab‘s geprägt. Die Abteilung Badminton des TV „Gut Heil“ Zerbst hat sich in den letzten Jahren in der Mitgliederzahl verdreifacht und auch im Kinderbereich einen erheblichen Aufschwung verzeichnet. Erste Landeskader sind in Sicht.

Mit vollem Elan und Optimismus startend, setzte sich der Vorstand im Januar zusammen und beriet über die Jahresplanung. Alle freuten sich auf die traditionellen vereinsinternen Turniere, Freundschaftsspiele mit befreundeten Vereinen, Ranglistenturniere, Punktspiele, Landes- und Norddeutsche Meisterschaften und einfach nur auf das regelmäßige Training.

Alle Spielhöhepunkte wurden eingetaktet zwischen den kulturellen und kulinarischen Höhepunkten der Abteilung, wie Spargelessen und Grill-abende, Bowling und Weihnachtsfeier.

Los ging es dann mit dem Familienturnier der Abteilung im Februar. 28 Sportfreunde zwischen neun und 72 Jahren gingen an die Netze, um sportlich durchzustarten. Gespielt wurde in zwei Klassen im Doppelmodus in der Klasse Eltern/Kinder und in der Klasse Aktive/Freizeit. So konnten die alten Hasen die Nachwuchsleistungen der Jüngsten erleben, die Eltern bestaunten die Entwicklung ihrer Kinder. Und gemeinsam erfreuten sie sich an den spannenden Spielen der Aktiven.

Nach dem gelungenen Start folgten dann die ersten Corona-bedingten Einbrüche: kein Regelkundelehrgang für die Kids, kein Frühlingsturnier, keine Landesmeisterschaften der Senioren, keine Norddeutsche, keine Vereinsmeisterschaften der Kinderabteilung, kein Intensivlehrgang, …

Dann folgte Licht am Horizont: Outdoorsport ist möglich. Das erste Hygiene- und Nutzungskonzept wurde entwickelt. Etwas ungewöhnlich, aber wahr: diese Möglichkeit wurde von den Kindern und zum Teil auch von den Erwachsenen genutzt. Auf dem Sportplatz der Friesenhalle wurden Federballnetze aufgebaut und es wurde gespielt, Schlag- und Laufübungen gemacht. Es war nicht immer zum Schmunzeln, wenn gegen den widrigen Wind gespielt wurde. Die Erinnerungen an den Federballsport auf der Straße in früheren Jahren waren wieder da. Wichtig war jedoch der Wiedereinstieg in den Sport.

Kure Zeit später ist Indoorsport mit einem neuen Hygiene- und Nutzungskonzept wieder möglich, der Breitensport läuft wieder an, es wird trainiert und alle spüren die erste Trainingslücke: es mangelt an Kondition, Beweglichkeit, Kraft – aber mit Ehrgeiz und Diszi-plin, nebenbei ein bisschen Joggen, Radfahren oder Schwimmen, geht es wieder aufwärts.

Das traditionelle Heimatfestturnier kann mit etwas Verspätung als Turnier um den „Pokal der Stadtwerke Zerbst“ durchgeführt werden. Zerbst ist wieder einmal ein toller Gastgeber und unter Einhaltung der Corona-Hygiene- und Nutzungsregeln wird ein sehenswertes Turnier organisiert. 34 Teilnehmer gingen an die Netze. Dieses Mal ging es nicht um neue Teilnehmerrekorde. Oberstes Ziel bestand darin, den Trainingsrückstand auszugleichen und so langsam den Anschluss an den Wettkampfbetrieb herzustellen, um fit für die kommende Saison zu sein.

Im September begann die Punktspielsaison mit dem Start der beiden Teams in der Oldie-Liga. Wie schon erwartet, gab es wieder knappe Ergebnisse. Zerbst I setzte sich gegen Zerbst II in drei Sätzen durch. Beide Teams überwintern auf Platz acht und zehn der Tabelle.

Vier Zerbster Kinder fahren im gleichen Monat ins Trainingslager in die Sportschule Osterburg und erfahren durch langjährige Landestrainer einen Außenblick über ihren Leistungsstand. Voller Motivation kehren sie zurück und bereiten sich auf ihre Wettkämpfe vor. Sind da möglicherweise schon Landeskader in Sicht?

Das Training nimmt einen kurzen Anlauf, die Wettkampfspieler scharren schon mit den Füßen, alle anderen Trainierenden messen sich wöchentlich beim Schlagabtausch. Die Trainingszeiten sind gut ausgelastet.

Doch nach dem erfolgreichen Auftakt folgt keine Fortsetzung: Turniere sind nicht mehr möglich - Absage aller Ranglistenturniere, Punktspiele, der Stadtseniorenspiele in Leipzig, kein Halloweenturnier in Ebendorf, kein Trainingscamp in Quedlinburg mit dem ehemaligen Bundestrainer Werner Niesner, kein Weihnachtsturnier, …

Einziger Trost: Individualsport ohne Kontakt ist in kleinen festen Trainingsgruppen zunächst noch möglich. Im Stundentakt wechseln sich die Trainierenden ab. Das Angebot reicht nicht für alle, aber besser als gar kein Training.

Disziplin ist nicht nur beim Trainieren in Fleisch und Blut übergegangen, sondern auch beim Einhalten der Hygieneregeln. Insoweit ist es aus der Sicht des Breitensports völlig unverständlich, dass nun mit dem harten Lockdown alles vorbei ist.

„Immer wieder haben wir uns angepasst und das Beste aus der Situation herausgeholt, bis dann die nächste Corona-Verordnung wieder andere Maßnahmen brachte. Das war nicht immer einfach, aber es hat uns mit Abstand zusammengeschweißt“, sagte Petra Herthum, Abteilungsleiterin Badminton beim TV „Gut Heil“ Zerbst. „Die körperlichen Widerstandskräfte zu stärken, insbesondere durch Sport, ist das Beste für die Pandemie. Den Breitensport herunterzufahren, heißt auch Gesundheitssport herunterzufahren. Insbesondere in den Wintermonaten ist der Indoorsport wichtig. Ohne den Sport ist es einsam, eine lieb gewordene Freizeitbeschäftigung und sportliche Herausforderung sowohl bei den Kindern als auch den Seniorenspielern fehlt. Wir brauchen den Vereinssport, regelmäßiges Training und unser Vereinsleben. Die Vereinsarbeit und der Zusammenhalt werden nunmehr wieder auf eine Probe gestellt. Aber auch diese Herausforderung werden wir schaffen“, bleibt sie optimistisch.

„Liebe große und kleine Sportfreundinnen und Sportfreunde, liebe Mitglieder des TV ‚Gut Heil‘ Zerbst, der Vorstand der Abteilung Badminton wünscht euch eine schöne Weihnachtszeit und ein gesundes neues Jahr. Trotz der vergangenen und gegenwärtig schwierigen Situation werden wir auch das kommende Jahr meistern. Nutzt die Zeit für ausgiebige Spaziergänge, viel Bewegung an der frischen Luft und schaut ab und zu ein Video zum Erlernen der Badminton-Taktik. Nicht einrosten, denn bald geht es wieder los und auch im neuen Jahr halten wir an unseren Traditionen fest und starten wieder durch. Bis dahin bleibt gesund und fit“, so Petra Herthum abschließend.