Fußball-Regionalliga Sportchef will nach der leblosen Vorstellung bei Hertha BSC II "Zeitfenster anders setzen" Maß beim FCM ist voll: Ullrich macht Spielern Beine
Magdeburg l Lange hat Detlef Ullrich gute Miene zum bösen Spiel gemacht, hat das Positive herausgestellt, hat die Spieler in Schutz genommen. Doch nach der neuerlichen Pleite bei Hertha BSC II (0:2) hat der sportliche Leiter des Fußball-Regionalligisten 1. FC Magdeburg die Nase voll. "Reden allein nützt nichts", grantelte der 56-Jährige und kündigte ab sofort eine strengere Gangart an.
"Es gibt da eine Menge Möglichkeiten", so Ullrich, der allerdings keine konkreten Beispiele nennen wollte. Nur soviel: "Das Zeitfenster für die Spieler wird anders gesetzt. Das heißt nicht, dass wir länger oder härter trainieren. Das würde eher ins Gegenteil umschlagen, weil das Training gut dosiert ist. Aber die Spieler müssen spüren, dass sie in dem Moment, wo sie etwas fordern, nämlich ihr Geld, und das pünktlich, auch etwas leisten müssen." Eine Maßnahme soll laut Ullrich sein, dass sich die Kicker beim Video-Studium nicht mehr nur einzelne Sequenzen anschauen, sondern die vollen 90 Minuten.
An das Einfrieren der Gehälter, so wie es unter Ex-Präsident Volker Rehboldt schon gehandhabt wurde, denkt Ullrich allerdings nicht, weil das automatisch "arbeitsrechtliche Probleme nach sich ziehen würde".
Auslöser seiner Reaktion war der erneut leblose Auftritt der Mannschaft in Berlin. Und das gegen ein Team, das so noch nie zusammengespielt hatte. Dazu Hertha-Trainer Karsten Heine: "Wir haben beschlossen, unsere A- und B-Junioren so zu stärken, dass sie die deutsche Meisterschaft und den DFB-Pokal holen können. Ferner haben aus der U23 diejenigen gespielt, die sonst meistens auf der Bank sitzen. Insgesamt muss ich sagen: Fantastisch, wie sie es gemacht haben. Ich bin fast ein wenig euphorisch. Riesen-Kompliment für meine Truppe, die erst seit zwei Tagen in diesem Kreis trainiert."
Für den FCM kamen Heines Aussagen einer weiteren Ohrfeige gleich, weil es die ganze Hilflosigkeit dokumentiert, wenn selbst gegen eine "No-Name"-Truppe fast nichts zusammenläuft.
Ein wenig hilflos wirkt mitunter auch Trainer Ronny Thielemann, der aber nie die Contenance verliert, sondern stets sachlich bleibt und sich mit massiver Kritik gegenüber seinen Schützlingen zurückhält. Ob ein "harter Hund" vom Schlage eines Ede Geyer mehr Erfolg hätte, sei dahingestellt.
Zumindest schätzt Thielemann die Leistungen seiner Jungs wohltuend realistisch ein, anders als manche seiner Vorgänger ... Doch was soll ein Trainer machen, wenn er laut eigener Aussage im Vorfeld extra auf die Freistoßvarianten der Herthaner hinweist, die Spieler dann im entscheidenden Moment wie beim ersten Gegentor aber trotzdem nicht aufpassen?
Und bei einer Mannschaft, die sich, so Thielemann, in einer "misslichen Lage befindet", gehen solche Bälle wie die Chancen in der Schlussphase von Wolf oder Wright eben nicht rein.
Das Hauptproblem liegt aber darin, dass das Selbstvertrauen fehlt und bereits Kleinigkeiten das Team aus der Bahn werfen, es total verunsichern. So wie am Mittwoch in Berlin, als nach forschem Beginn der Pfostenschuss in der 11. Minute fast schon lähmende Wirkung hatte. Und nach dem Gegentor war\'s ganz vorbei. Ullrich: "Die Mannschaft lässt sich von Negativerlebnissen zu schnell beeinflussen. Es muss uns aber gelingen, den Hebel umzulegen. Da sind alle in der Pflicht, in erster Linie natürlich die Spieler."
Und deswegen ziehen die Verantwortlichen ab sofort die Daumenschrauben an. Ullrich unmissverständlich: "Wir wollen Jungs, die wettbewerbsfähig sind, um unsere Ziele zu erreichen. Sind sie das nicht, muss man trotz Vertrages gewisse Dinge regulieren ..." Seite 5