Der Olympiasieger von 1992 ist inzwischen in Hohenwarthe heimisch Michael Jakosits – der Herr der Laufenden Scheibe
Hohenwarthe. Das Jerichower Land hat in der Vergangenheit zahlreiche prominente und erfolgreiche Sportler hervorgebracht. Radsportlegende Täve Schur beispielsweise oder die ehemaligen SCM-Handballer Hartmut Krüger, Reinhard Schütte und Ingolf Wiegert sind noch immer im Landkreis zu Hause, Ruder-Olympiasieger André Willms hat seine familiären Wurzeln in Roßdorf bei Genthin. Zu den Topleuten gehören aber auch "Zugereiste" aus den alten Bundesländern wie Stefani Werremeier und Michael Jakosits, die mittlerweile in Hohenwarthe zu Hause sind.
WM als Herausforderung
Stefani Werremeier, praktische Ärztin in Lostau, stellte erst jüngst beim Städteachter in der Trogbrücke unter Beweis, dass sie eine Ruderin par excellence ist. Schließlich gewann sie 1992 im Zweier ohne die olympische Silbermedaille. Noch besser machte es in jenem Jahr auf Barcelona ihr Lebensgefährte Michael Jakosits. Er beherrschte das Schießen auf die Laufende Scheibe, wurde Olympiasieger. Umfangreich ist die Medaillensammlung des Paares, die sie zudem bei Europa- und Weltmeisterschaften sowie deutschen Meisterschaften anlegte.
Alte Liebe rostet bekanntlich nicht, so dass es Michael Jakosits, der bei den Spielen 2004 mit Rang fünf seinen leistungssportlichen Ausstand gab, wieder in den Fingern kribbelte, was für einen Schützen im Wortsinne allerdings nicht erstrebenswert ist.
"Die WM 2010 in München stand vor der Tür, so dass ich dachte, für einen 40-Jährigen ist das doch die Herausforderung", erinnert sich der gelernte Bankangestellte, der eine Versicherungsagentur in Wolmirstedt betreibt. Einen Verein, um die Qualifikation bei den Deutschen Meisterschaften zu meistern, musste er sich nicht suchen, denn längst hatte er sich dem SV Wolmirstedt und Freischütz Veltenhof in Braunschweig angeschlossen, wo er seiner alten Leidenschaft fröhnte.
Bei den nationalen Titelkämpfen zeigte Jakosits, dass er längst nicht zum alten Eisen gehört. Fünf erste und zwei zweite Plätze waren die beachtliche Ausbeute. Dass er die Medaillen für zwei Vereine gewann, mag für manchen ein Novum sein, für ihn ist die Sache schnell geklärt. "In Wolmirstedt trainiere ich zwei- bis dreimal in der Woche die Luftgewehrdisziplin, in Braunschweig dagegen ist ein entsprechender Stand für die Kleinkaliber-Disziplinen der Laufenden Scheibe." Das Ergebnis war jedenfalls top, die Fahrkarte für die WM in München in diesem September gebucht.
Michael Jakosits interessiert sich seit seinem siebenten Lebensjahr für den Schießsport. Die erste "richtige" Medaille gewann er 1990 bei der EM, wo er mit der Mannschaft den silbernen Rang belegte. Für den 1,84 Meter großen Schützen folgten danach die erfolgreichsten Jahre.
Doch zurück zur WM von München. Drei Monate dauerte die intensive Vorbereitung. "Nach den ersten Wochen bin ich fast an Krücken gegangen, so anstrengend war’s", schildert er diese Phase. Für ihn als Schützen ist es immer ein Kampf mit sich selbst. "Was passiert in meinem Kopf, wie gebe ich Schuss für Schuss ab so wie im Training tausendfach geübt – das sind die Herausforderungen des Schießsports."
Die WM-Trauben hingen hoch. Die deutschen Sportschützen verpulverten bei der Heim-WM zu viele Chancen und verfehlten ihre Ziele deutlich. Im Wettbewerb Laufende Scheibe, der seit Athen 2004 nicht mehr zum olympischen Programm gehört, hat Michael Jakosits das Medal-Match nur um zwei Ringe verpasst. Er kam mit 574 Ringen auf den sechsten Platz und war damit bester Starter des Deutschen Schützenbundes. Cheftrainer Reinhard Rüger: "Es war unglücklich, dass Michael ausgerechnet im Langsamlauf die drei Ringe zu wenig geschossen hat, die ihm nun zum Erreichen des Halbfinales fehlten. Wenn man bedenkt, dass er nach so langer Pause wieder in das Wettkampfgeschehen eingestiegen ist, muss man vor seiner Leistung den Hut ziehen."
Für Jakosits war es Balsam auf die Anstrengungen der zurückliegenden Monate. Schießsportlich hält er seine Zukunft bedeckt. Noch so einen Zyklus wird er wohl nicht mehr mitschießen. Seine sportliche Zukunft sieht er derzeit mehr im Fußball, wo ihn inzwischen sein fünfjähriger Sohn Lukas als Kicker von Eintracht Hohenwarthe herausfordert.