Fußball-Regionalliga Kapitän Marco Kurth spricht über Gegenwart und Zukunft "Mit dem FCM in Liga 3 - das wäre riesig"
Die Fußball-Regionalliga ist in der Winterpause - Zeit zum Durchatmen und für Zwischenbilanzen. Volksstimme-Sportredakteur Klaus Renner entlockte FCM-Kapitän Marco Kurth (34) viel Wissenswertes über sich, seinen Verein und über den Fußball hinaus.
Volksstimme: Seit fast elf Monaten tragen Sie das FCM-Trikot - die letzte Station Ihrer Fußballer-Karriere?
Marco Kurth: Davon bin ich überzeugt. Wenn nichts Außergewöhnliches passiert, ist der FCM meine letzte Station als Spieler.
Volksstimme: Sie sind verheiratet und haben zwei Kinder. Wie muss man sich Ihr Familienleben vorstellen?
Kurth: Die meiste Zeit bin ich in Magdeburg. Meine Familie lebt im Erzgebirge. Doch spätestens in eineinhalb Jahren soll mit dieser Trennung Schluss sein. Wir wollen demnächst eine gemeinsame Lösung für uns vier finden.
Volksstimme: Das hieße, Sie würden vorerst bis 2014 beim FCM verlängern - und dann?
Kurth: Für die Zeit nach meiner Spielerkarriere habe ich noch keine konkreten Pläne. Im Mai habe ich den Trainer-A-Schein erworben. Ich könnte mir vorstellen, weiter im Fußball zu arbeiten. Dann aber an einem Ort gemeinsam mit meiner Familie. Das kann man aber noch nicht im Detail planen.
Volksstimme: Wie sind Sie in Magdeburg angekommen?
Kurth: So richtig. Ich hatte mir im Februar sofort eine Wohnung genommen. Damals war die Situation im Verein allerdings katastrophal.
Volksstimme: Und heute?
Kurth: Jetzt ist alles einfacher. Zudem bin ich sehr ehrgeizig und sage es unumwunden: Ich bin trotz meiner 34 Jahre noch immer nicht am Ziel. Morgens stehe ich immer noch auf und sage mir: Du kannst immer besser werden. Ich habe stets Ansprüche an mich gestellt und bin nur deswegen zu dem geworden, was ich bin.
Volksstimme: Zum Beispiel Kapitän des Regionalligisten FCM ...
Kurth: ... einem ganz außerordentlichen Verein mit unglaublich verrückten Fans - zumeist im positiven Sinne. Ausklammern möchte ich ausdrücklich das Stürmen des Platzes nach unserem Ausscheiden aus dem Landespokal im Frühjahr in Haldensleben. Aber was die FCM-Fans in der vierten Liga nach einer so verkorksten Saison wie der vergangenen trotzdem auf die Beine stellen - das gibt es sonst wohl nur noch in Dresden.
Volksstimme: Spielt dabei nicht auch das neue Stadion eine Rolle?
Kurth: Dieses Stadion ist bundesligatauglich. Ich habe in meiner Laufbahn nicht oft gegen den FCM gespielt, aber zum Beispiel den verpassten Aufstieg gegen den FC St. Pauli mit verfolgt. Es ist traurig, dass ein solcher Traditionsverein wie der FCM sportlich so wenig erreicht hat.
Volksstimme: Was läuft beim FCM anders als vor einem Jahr?
Kurth: Es hat einen deutlichen Umschwung gegeben. Das ist in erster Linie ein Verdienst von Trainer Andreas Petersen und Präsidiumsmitglied Mario Kallnik.
Volksstimme: Erklären Sie bitte diesen Umschwung.
Kurth: Zur Hälfte besteht unsere Mannschaft noch aus alten Spielern. Aber manchmal machen vier Neue schon ein neues Mannschaftsgefüge aus. In der zurückliegenden Saison konnte keiner absteigen. Da war bei uns der Schlendrian eingezogen. Das Ding war trotz einiger Neuzugänge im Dreck. Keiner wollte Verantwortung übernehmen und fast alle haben nur zugesehen, wie sie möglichst ungeschoren aus der Sache herauskommen würden. Unser damaliger Trainer Ronny Thielemann stand damals schon auf verlorenem Posten. Die Stimmung war schlecht, die sportliche Situation ebenfalls. Fakt ist: Der FCM hatte bei der Auswahl der Spieler Fehler gemacht.
Volksstimme: Was fehlt dem FCM mittelfristig auf dem angestrebten Weg in die 2. Liga?
Kurth: Ruhe und kontinuierliche Arbeit. Zwar verpflichtet die Tradition zu Größerem, aber man muss den Leuten die Chance zu vernünftiger Arbeit geben. Chemnitz, der HFC und auch RB Leipzig, die es jetzt im dritten Jahr wohl in die 3. Liga schaffen werden, haben es vorgemacht.
Volksstimme: Könnten Sie sich vorstellen, mit dem FCM eine Liga höher zu spielen?
Kurth: Das wäre riesig, dazuzugehören. Der Verein hätte es verdient. Das muss aber hart erarbeitet werden. Ich kann mir vorstellen, wenn mein Körper mitspielt, noch mit 37 Jahren dabeizusein. Mario Kallniks Fünfjahresplan kann aufgehen. Man darf sich nur nicht von zwei Niederlagen vom großen Ziel ablenken lassen, muss Vertrauen aufbauen, bei den Fans, den Sponsoren und dem gesamten Umfeld.
Volksstimme: Wo sollte der FCM ansetzen?
Kurth: Ich denke da an das Nachwuchsleistungszentrum. Hier gibt es viele junge talentierte Spieler. Sie müssen mit Fakten und Erfolgen - ich meine zuallererst an die Regionalligamannschaft - überzeugt werden, hierzubleiben. Fabio Viteritti, Nils Butzen und Philipp Blume sind die besten Beispiele.
Volksstimme: Nun laufen in der Regionalligamannschaft am Saisonende 18 von 24 Verträgen aus. Wie sehen Sie das als Kapitän, gerät der Verein nicht langsam in Zeitnot?
Kurth: Ich gehe davon aus, dass Mario Kallnik daran arbeitet. Jedem Spieler ist doch klar, dass er Leistung abliefern muss. Dabei ist der FCM in einer komfortablen Lage. Er hat die Chance, mit seinen Wunschspielern schon jetzt zu reden.
Volksstimme: Wo sollte Ihrer Auffassung nach der FCM nachjustieren?
Kurth: Das ist nicht meine Aufgabe. Trotzdem stehe ich in ständigem Kontakt mit dem Trainer. Klar, stellen wir fest, wo es läuft und wo nicht so richtig ...
Volksstimme: Ende Januar steht ein einwöchiges Trainingslager in der Türkei auf dem Plan. Sollte nicht besser hier trainiert werden, wo auch die Pflichtspiele stattfinden?
Kurth: Ich sehe auch im Januar gern etwas Grünes. Außerdem hat es für mich den Vorteil, dass ich dann eine Woche lang nicht für mich alleine kochen muss... Ich finde es gut, wenn man nicht immer hier im Schnee trainieren muss. Es tut gut, wenn man auch mal rauskommt.
Volksstimme: Welches Ziel hat der FCM in dieser Saison?
Kurth: Unser Ziel ist es, noch mehr Punkte in der Rückrunde zu holen, als wir bisher gewonnen haben. Es gibt eine Menge zu tun. Ich bin ein Anhänger von schönen Spielen. Vor allem muss aber unsere Effektivität vor dem Tor besser werden. So ein 3:2-Sieg ist doch immer etwas für die Zuschauer.
Volksstimme: Wie verbringen Sie die Tage um die Weihnachtszeit?
Kurth: Am 24., 25. und 26. Dezember ist trainingsfrei. Wir haben abwechslungsreiche Trainingspläne für zu Hause mitbekommen. Und zum Trainingsauftakt gibt es am 7. Januar den unbestechlichen Laktattest.