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Motorsport Zwei Autos, vier Fahrer, große Ambitionen "Wir werden ganz oben stehen"

Von Daniel Hübner 18.04.2013, 03:15

Oschersleben l Die Nächte, in denen Stefan Wendl am BMW Z4 geschraubt hat, hat der Chefingenieur bei Schubert Motorsport nicht gezählt. Aber jede Minute soll sich auszahlen, wenn am 27./28. April das ADAC GT Masters in der "etropolis Motorsport Arena" in Oschersleben in die neue Saison geht. Die Ambitionen der beiden Schubert-Teams sind jedenfalls groß.

Stefan Wendl mag es durchaus entspannt. Wenn er mal nicht am Motor schraubt, schmettert er für ein Mixed-Team aus Hohenwarthe den Volleyball ins gegnerische Feld. Dann sieht der gebürtige Gommeraner kein Getriebe, keine Zylinderkopfdichtung, keine abgenutzten Reifen. Der Chefingenieur bei Schubert Motorsport muss nicht auf unfallfreie Fahrten seiner Boliden hoffen, er muss nicht auf plötzlich einsetzenden Regen reagieren. Stefan Wendl ist dann einfach 35 Jahre jung und Teil einer stressfreien Gemeinschaft. Spätestens ab dem 27./28. April, dem Saisonauftakt in der "etropolis Motorsport Arena" Oschersleben, ist Stress allerdings sein ständiger Begleiter durch die Serie im ADAC GT Masters, in der sich seine beiden BMW Z4 auf acht Stationen mit den weiteren, schnellsten Sportwagen der Welt messen werden. "Dann hängt alles von der Einstellung ab, von der Mischung aus fahrerischem Können und technischem Know-How. Jeder muss wissen, welche Klicks er an welcher Stelle zu machen hat. Das ist die Herausforderung", blickt Wendl voraus.

Torsten Schubert, der Teamchef, möchte bis zum finalen Lauf in Hockenheim am 28./29. September seine beiden Piloten-Formationen so oft wie möglich auf dem Podest sehen, sagt der Unternehmer aus Oschersleben. Das wiederum wird schwer, weiß der 49-Jährige: "Es gibt kaum noch ein schlecht besetztes Auto. Trotzdem wollen wir uns in der Serie etablieren" - und besser abschneiden als im vergangenen Jahr, als Claudia Hürtgen und Dominik Schwager auf den fünften Gesamtrang fuhren.

Während Schwager nicht mehr dabei ist, nimmt Hürtgen ihre zweite Masters-Saison im Schubert-Team in Angriff: "Wir wollen auf 2012 aufbauen", erklärt sie. "Im vergangenen Jahr hatten wir mit fünf Durchfahrtsstrafen und einem unglücklichen Unfall im sechsten Rennen viele Punkte verschenkt." Diesmal "wollen wir so lange wie möglich im Kampf um die Meisterschaft dabeisein".

Hürtgen, 41 Jahre, ist die große Routine, ihr Cockpit-Partner Dominik Baumann, 20-jähriger Österreicher, ist das große Talent. Eben solche Mischung findet sich auch im zweiten Schubert-Team wieder mit Jörg Müller (43) und Max Sandritter (24). Während Hürtgen in ihre zehnte Saison für den Münchner Automobil-Hersteller geht, ist der ehemalige Formel-1-Testpilot Müller "jetzt schon seit 14 Jahren Werksfahrer bei BMW, so lange war das auch noch keiner gewesen", sagt er.

Davon will Cockpit-Partner Max Sandritter in seiner zweiten Masters-Saison profitieren. 2012 war er mit Yaco Rancing im Chevrolet Camaro hoffnungslos hinterhergefahren. "Im Moment ist Jörg mein Vorbild", erklärt der ehemalige alpine Skiläufer, der erst mit 18 Jahren zum Motorsport gekommen ist. "Der ist immer gut drauf, er will immer helfen", beschreibt der gebürtige Münchner die Zusammenarbeit mit dem gelernten Zweiradmechaniker. Ähnlich sieht es Dominik Baumann. Er geht seine dritte GT-Saison an, ist von Heico Motorsport zu Schubert und damit vom Mercedes Benz AMG SLS auf den Z4 gewechselt. "Ich kann von Claudia viel lernen, nicht zuletzt, was Datenmanagement und Autoabstimmung betrifft", weiß Baumann.

Während sich die beiden Jungen hinsichtlich ihres Ziels in Zurückhaltung üben, haben die Routiniers ein Resultat klar vor Augen. Claudia Hürtgen sagt: "Ich hoffe, wir stehen am Ende unter den Top-Drei." Und Jörg Müller strotzt vor Selbstbewusstsein: "Wir werden zum Schluss ganz oben stehen, sonst brauche ich gar nicht erst anzutreten."

Notwendigerweise muss Stefan Wendl dafür noch an vielen Schrauben drehen. Zu den bislang unzähligen Nächten mit dem Z4 kommen noch unzählige Nächte hinzu. "Da nehmen wir uns alle nichts: Wir sind alle ein bisschen verrückt", sagt Wendl.