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SCM-Sieg Ein Sixpack, das alle von den Sitzen reißt

"Eijeijei" - diese 25:33-Pleite ist für den ambitionierten HSV Hamburg
so kurz vor dem Osterfest ein nur schwer verdauliches Ei. Ganz anders
sieht die Sache aus Sicht der Magdeburger Handball-Fans aus, denn für
sie war die sechste Partie in Folge ohne Niederlage das Gelbe vom Ei.
Und das wurde ausgelassen wie selten gefeiert.

Von Janette Beck 17.04.2014, 01:15

Magdeburg l Nach 60 Minuten knallharter Abwehrarbeit und Tempo-Handball vom Feinsten brachen am späten Dienstagabend alle Dämme in der Getec-Arena. Eine Jubelwelle rollte auf Torhüter Gerrie Eijlers zu.

Abseits ging mit Trainer Uwe Jungandreas der "Vater des Erfolges" still in Richtung Kabine. Nur ganz kurz hatte der 52-jährige Coach die Siegerfaust geballt, nach Feiern war dem Coach, der nach der Saison ebenso wie der gefeierte Held Eijlers das Feld räumen muss, offensichtlich nicht zumute - schade, aber durchaus nachvollziehbar. Das Schicksal geht eben oft seltsame Wege ...

Eijlers hat "gehalten wie ein Weltmeister"

Van Olphen Co. ließen derweil die Sau raus. Zu Recht, hatten sie doch den Champions-League-Sieger nach dessen letztem verzweifelten Aufholversuch zum 19:22 (49. Minute) noch an die Wand gespielt. Das "Sixpack" des SCM war perfekt und riss die über 6800 Zuschauer förmlich von den Sitzen. Minutenlang wurden Standing Ovations gespendet, während "Feierbiest" Bartosz Jurecki auf der Platte den Takt zur Jubelarie vorgab.

Rund eine Stunde später war der vierfache Torschütze noch immer aus dem Häuschen und schwenkte in der inzwischen leergefegten Halle bei einem Solo-Sieger-Tänzchen gekonnt die Hüften: "Unfassbar, was hier heute los war. Die Abwehr war ganz stark und Gerrie hat gehalten wie ein Weltmeister. Jedes Tor war ein Spaß für alle - für uns Spieler, die Bank, den Trainer und die Leute auf den Rängen - alles hat gepasst, alle haben ihren Teil zu dem unvergesslichen Abend beigetragen", schaute der polnische Kreisläufer auf den ganz souverän herausgespielten Sieg gegen die am Ende völlig konsternierten Hanseaten zurück.

Und mit einem breiten Grinsen im Gesicht schob "Bartek" nach: "Ganz ehrlich, nachdem ich das heute erlebt habe, bekomme ich schon etwas Angst, wenn ich an das Playoff-Spiel mit Polen gegen Deutschland im Juni denke. Aber egal, Hauptsache Stimmung, davon lebt der Handball."

Musche glaubt an siebten Sieg in Folge

Auch Andreas Rojewski wusste, bei wem er sich zu bedanken hatte: "Unser Publikum ist einmalig. Durch die Stimmung wurden am Ende Kräfte freigesetzt, die eigentlich gar nicht mehr vorhanden waren, denn die Abwehr war extrem anstrengend." Vor allem den 120-Kilo-Koloss Nielsson am Kreis in den Griff zu bekommen, sei Schwerstarbeit gewesen.

Matthias Musche ließ sich derweil als Wahrsager feiern. "Ich hab\\\'s gewusst, dass wir das Ding heute ziehen", jubelte der Youngster. "Wir waren Tage vorher schon alle unglaublich heiß, als wir gehört haben, wie viel Tickets verkauft wurden. Da haben wir uns gesagt: Ausverkaufte Hütte - jetzt, oder nie!" Und weil es so gut klappte, sagte er mit Blick auf das nächste Spiel am 26. April in Wetzlar voraus: "Wer sechs Spiele ohne Niederlage hinkriegt, der ist auch in der Lage, das siebte zu gewinnen."

Der Meinung ist auch Steffen Stiebler, der Sportliche Leiter des SCM: "Wir waren heute das Team mit der größeren Leidenschaft. Kompliment an unseren Trainer und die Mannschaft, so kann es gerne weitergehen."