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Schwimmen Paula Beyer beendet ihre Traurigkeit

Von Daniel Hübner 27.12.2014, 02:18

Magdeburg l Zweieinhalb Jahre lang hat Paula Beyer auf ihren Durchbruch gehofft, hat sie gegen ihre Zweifel gekämpft, ist sie gegen ihre Traurigkeit geschwommen. Aber sie hat verloren, hat keine Bestzeiten mehr erreicht, hat sich "nicht mehr für das harte Training belohnt", erklärt die 19-Jährige. Jetzt schwimmt Paula Beyer vom SC Magdeburg nicht mehr. "Es ging in den Wettbewerben nicht mehr vorwärts", blickt sie zurück. Und diesem Stillstand "habe ich nicht mehr standgehalten".

Am vergangenen Wochenende, beim 10. Pokalschwimmen der Landeshauptstadt, gehörte sie in der Elbehalle schon nicht mehr zu den 352 Aktiven, deshalb trug sie keinen Badeanzug, sie trug ein grünes Shirt mit weißem Aufdruck: "Orga Helfer". Paula Beyer kümmerte sich um dieses und um jenes, aber nicht um ihre Technik und ihre Zeiten im Becken. Sie sagt: "Bis jetzt kribbelt es nicht." Sie klingt sehr überzeugt von ihrer Entscheidung. Sie erklärt: "Da ich in diesem Jahr mein Abitur mache, habe ich letztlich überlegt, was mir wichtiger ist." Und wichtiger ist Paula Beyer eine Zukunft außerhalb des Beckens.

Sie will nämlich nicht Sport studieren, sondern Pharmazie. Das kann sie nicht in Magdeburg, sie muss die Stadt verlassen und damit das Vereinsleben. Sie betont: "Ich möchte auch den Verein nicht wechseln. Mit Schwimmen werde ich mein Geld nicht verdienen."

Ihre Spezialstrecke waren die 200 Meter Schmetterling, sie galt als großes Talent, das bei Jugend-Europameisterschaften einen siebten und einen sechsten Platz erzielt hatte, das bei den nationalen Titelkämpfen im November 2011 ihre letzte Bestzeit auf der Kurzbahn mit 2:11,79 Minuten notierte. Und das sechs Monate später bei den deutschen Meisterschaften auf der Langbahn mit 2:13,97 Minuten zur Bestzeit, zu Bronze und zum Altersklassenrekord schwamm. Sie war 15 Jahre jung - und es war wohl ihre beste Zeit, seit der Seepferdchenprüfung, die sie bereits mit vier Jahren abgelegt hatte. Aber dann fiel sie in ein Loch: "Ich war oft traurig."

An den Trainerwechseln am Landesstützpunkt, von Thomas Ackenhausen über Bernd Henneberg zu Bernd Berkhahn, habe es nicht gelegen, erklärt sie. Letzterer, seit 2012 in Magdeburg, hatte mit ihr an ihrer Technik gefeilt. Und "mit den Zeiten, die ich im Training geschwommen bin, war ich viel näher an ,Franzi` dran, als ich im Wettkampf weg war", berichtet sie über den frustrierenden Unterschied zwischen Probe und Ernstfall. "Ich habe irgendwann vom Kopf her zugemacht, und ich konnte es nicht mehr abstellen." Franziska Hentke ist die führende nationale Schwimmerin auf den 200 Metern Schmetterling, sie hatte eine ähnliche Phase wie Beyer: "Sie erlebte auch drei Jahre Stillstand, ehe es richtig vorwärts ging. Jetzt ist sie richtig schnell. Vielleicht würde ich aus meinem Loch auch rauskommen, aber die Schule ist jetzt einfach wichtiger."

Vielleicht wird sie nun zur Abwechslung wieder Handball spielen, wie sie es einst beim Germania Gernrode spielte, bevor es sie zum Sportgymnasium nach Magdeburg zog, wo sie letztlich von Nachwuchstrainerin und Olympiasiegerin Dagmar Hase fürs Schwimmen entdeckt wurde. "Es war für mich eine schöne Zeit", resümiert Paula Beyer. Mit allen Höhen und mit allen Tiefen eines Leistungssportlers.

Nur das letzte Tief dauerte zu lange: "Am Ende hat mir der Spaß gefehlt." Die Zweifel haben gesiegt, die Traurigkeit ist dafür beendet.