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Gewalt und Homophobie im Fußball Zwischen Zahlen und Realität klafft eine Lücke

Von Thomas Juschus 12.02.2015, 02:20

Magdeburg l "Die Realität ist eine andere als dargestellt. Das Stadion ist ein Wohlfühlort auch für Neonazis und Rassisten. Homo- und Transphobie ist auf Fußballplätzen ein Problem", sagte Sebastian Striegel. Der innen- und sportpolitische Sprecher der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Landtag von Sachsen-Anhalt hat am Mittwoch in einem Fachgespräch zusammen mit Experten die Ergebnisse einer Großen Anfrage an die Landesregierung zum Thema "Rassismus, Antisemitismus, Homophobie und Gewalt im (Fußball-) Sport in Sachsen-Anhalt" vorgestellt. Ende Februar will der Landtag über die Bestandsaufnahme auch debattieren.

Laut Landesregierung gab es 2013 in Zusammenhang mit Fußballveranstaltungen 76 Fälle von Körperverletzung, erklärte Striegel. Zudem seien 54 Fälle von Widerstand gegen Polizeibeamte registriert worden. Im Zeitraum von 2008/09 bis 2013/14 kam es zu 15 Spielabbrüchen. Der allergrößte Teil der Fußballveranstaltungen verlaufe friedlich und störungsfrei, betonte Stephan Matecki, Hauptamtlicher Koordinator im Projekt "MuT - Menschlichkeit und Toleranz im Sport" beim Fußball-Verband Sachsen-Anhalt (FSA). Laut Landesregierung liegen keine Erkenntnisse über zielgerichtete rechtsextremistische Unterwanderungen von Ultra- und Hooligangruppen sowie von Fußballvereinen, Fanclubs und Ordnerdiensten in Sachsen-Anhalt vor.

Keine Rolle spielte in den Statistiken des FSA, der die Antworten der Landesregierung vorbereitete, das Thema Homophobie. Vorkommnisse "seien nicht bekannt bzw. wurden nicht bekannt gegeben", heißt es dazu. Experten und Besucher des Fachgesprächs waren sich indes einig, dass die Wirklichkeit auf den Plätzen eine andere ist. "Da herrscht teilweise Schulhof-Slang", sagte Helge Tiede, Landeskoordinator MuT, der zugleich forderte, sich künftig mehr um die Opfer und weniger um die Täter zu kümmern. Striegel: "Dazu müssen aber erst Räume geschaffen werden, in denen offen über Gewalt und Homophobie gesprochen werden kann."