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Biathlon Hildebrand konzentriert ich auf sich selbst

In Östersund startet Biathletin Franziska Hildebrand in ihre zweite Olympiasaison.

Von Daniel Hübner 26.11.2017, 00:01

Magdeburg l Urlaub in Japan genossen, Studium vorangetrieben, die Haare von sehr lang auf halblang gestutzt: Nach der vergangenen Biathlon-Saison hat sich Franziska Hildebrand erst erholt, dann für die Zukunft nach dem Leistungssport gelernt und außerdem ihre stylischen Ideen umgesetzt. Das klang perfekt. Sie hat sich allerdings auch im Training verletzt. Das wiederum klang gar nicht gut. Und deshalb lief die Vorbereitung auf ihren zweiten olympischen Winter nach Sotschi 2014 „auch völlig anders als geplant“, berichtete sie am Dienstagmorgen dieser Woche.

Auf Skatern durch Berge und Täler zu rollern, gehört zur Sommervorbereitung eines Biathleten. Auch Hildebrand tankt auf diese Weise Kraft und Kondition. Aber dann kam ein warmer Juli-Tag, während eines Lehrgangs des Deutschen Skiverbandes (DSV) versuchte sie, einen Sturz auf ihren Skatern zu verhindern. „Das habe ich auch erfolgreich geschafft“, meinte sie leidlich lächelnd. Denn im Ergebnis der eigenen Rettung überdehnte sie sich die Außenbänder und zog sich zudem einen Syndesmose-Anriss im rechten Knöchel zu. „Zum Glück war nichts gerissen und musste nichts operiert werden.“ Zum Glück stand der Teamarzt nur drei Meter neben der Unglücksstelle und eilte zur sofortigen Erstbehandlung. „Ich hatte sowas noch nie, ich hätte nicht gewusst, wie ich damit umgehen sollte“, sagte die 30-Jährige.

Vier Monate, viele Radtouren und Doppelstockschübe auf Rollski später ist sie dennoch bereit für die neue Weltcup-Saison, die am Sonntag im schwedischen Östersund mit der Mixed-Staffel beginnt, wenngleich die Verletzung noch nicht vollständig ausgeheilt ist. „Es muckert noch“, bestätigte die Köthenerin. Dennoch greift sie in Östersund in die Jagd nach der verbandsinternen Olympianorm für Pyeonchang (Südkorea/9. bis 25. Februar) erstmals ein. Sie muss entweder zwei Top-15-Platzierungen belegen oder einmal unter die besten acht fahren. Und sie will damit nicht bis zum letzten Weltcup vor den Spielen in Antholz (18. bis 21. Januar) warten.

Das Gefühl für den Schnee holte sie sich zuletzt im norwegischen Sjusjoen, wo sich nicht nur die deutschen Biathleten, sondern auch ihre internationalen Konkurrenten traditionell den letzten Feinschliff holen. Platz 21 hat Hildebrand im Sprint-Test belegt, das Rennen gewann Denise Herrmann (Oberwiesenthal). Außerdem am Start waren mit Ausnahme von Laura Dahlmeier (Partenkirchen) noch Franziska Preuß (Haag), Vanessa Hinz (Schliersee), Maren Hammerschmidt (Winterberg) und Nadine Horchler (Willingen). Die Konkurrenz im Kampf um die vier Startplätze der DSV-Frauen bei Olympia ist also groß, „aber nicht größer als sonst“, betonte die zweimalige Staffel-Weltmeisterin Hildebrand: „Im Endeffekt habe ich meine eigenen Ansprüche. Wichtig ist allein, was ich mache.“

Sie hat trotz des Handicaps viel gemacht im letzten Sommer, wenngleich sie nun nicht zu allen DSV-Lehrgängen mitreisen konnte. Trotzdem trainierte sie am Schießstand und arbeitete an ihrer Laufform. „Ich habe trotz der Umstände alles sehr gut bewältigt“, ist sich die zweifache Weltcup-Siegerin sicher. Und ihr Masterstudium zur Wirtschaftspsychologin hat sie außerdem vorangetrieben. Ihr fehlen nur noch zwei Kurse bis zur Abschlussarbeit.

Abgeschlossen ist ihre Laufbahn nach den Winterspielen indes noch nicht. „Ich möchte nach Olympia noch nicht aufhören“, bestätigte sie. Ihr Ziel ist nämlich die WM 2019 in Östersund. Dort würde sich der Kreis ihrer Weltcup-Karriere schließen: In Schweden bestritt sie 2011 ihr erstes Einzelrennen und wurde Sechste – damals eine Sensation. Diesmal würde das Ergebnis für ihren Start bei den Winterspielen reichen.