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Boxen Knabbern gehört zum Handwerk

SES-Boxer Tom Schwarz sorgte vor seiner Titelverteidigung in Magdeburg einmal mehr für eine sehr unterhaltsame Show.

Von Janette Beck 16.08.2017, 01:01

Magdeburg l Christof Hawerkamp hatte in Vorbereitung auf die Pressekonferenz am Dienstagmittag im Magdeburger Maritim-Hotel einen Blick ins polnisch-deutsche Wörterbuch geworfen. Und so tat der Sprecher des Magdeburger Boxstalls SES kund, dass der Nachname des Gegners von Schwergewichtler Tom Schwarz - also Siwy – übersetzt grau bedeutet. „Das passt doch: Schwarz gegen Grau“, urteilte Promoter Ulf Steinforth vor dem Duell der Ungeschlagenen (Schwarz ist in 19 Kämpfen unbesiegt, Marcin Siwy in 17) am 30. September in Magdeburg. „Das bringt Farbe ins Spiel.“

Um Tristesse oder Eintönigkeit braucht sich der SES-Chef aber eigentlich ohnehin keine Sorgen machen, solange sein Schwergewichts-Zugpferd mit von der Partie ist. Der 23-jährige Schwarz weiß, dass in seinem Geschäft Klappern zum Handwerk gehört, und sorgt stets für eine gute Show. Diesmal hatte sich der Hallenser neben dem Mikrofon eine Tüte Salzstangen zum Knabbern bereitgelegt.

Und so gab er preis, dass er seinen ersten Hauptkampf im Maritim-Hotel gewinnen werde. Ganz einfach, „weil ich der Bessere und viel schneller und größer bin“. Auch dass er bereits jetzt, sechs Wochen vor dem Kampf, so fit und stark sei, dass sein Trainer Dirk Dzemski nach dem Tatzen-Training „wegen seiner kaputten Hände fast ins Krankenhaus musste“, gab Schwarz zum Besten. Dann griff er in die Tüte und erklärte. „Für mich ist jeder Gegner wie diese Salzstange hier: Ich schaue die ersten Runde, warte ab, aber irgendwann werde ich jeden brechen.“ Sprach‘s, brach die Salzstange durch und knabberte demonstrativ am Gebäck.

Seinem Gegner rang das Gedöns nur ein müdes Lächeln ab, er ließ buchstäblich die Muskeln dafür spielen („Ich mache viel Fitness“). Die Brust, ohnehin ein Wunderwerk an Muskeln, straffte sich und wurde noch breiter: „Ich werde bestimmt nicht nach Magdeburg kommen, um zu verlieren. Ich will einen guten Kampf machen und der Bessere soll gewinnen.“ Und zum Thema Salzstange meinte der 26-Jährige: „Soll er doch im Ring zeigen, was er kann.“

SES-Coach Dzemski („Ich denke, Tom gewinnt sogar vorzeitig.“) erklärte zum Auftritt seines vor Selbstbewusstsein strotzenden Schützlings: „Ich liebe seine große Klappe. Wichtig ist mir das Training. Und da kann ich mich nicht beschweren. Tom ist mit vollem Einsatz und Enthusiasmus dabei. Ob die Leute den Fernseher anschalten oder in die Halle kommen, weil sie ihn cool finden oder weil sie sehen wollen, ob er paar aufs Maul kriegt, ist mir egal, Hauptsache, sie sind live dabei.“