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Boxen Krasniqi spielt seine Trümpfe aus

Neue Gewichtsklasse, alte Ziele: Robin Krasniqi aus dem SES-Boxstall hat sich als Kronprinz im Supermittelgewicht in Stellung gebracht.

Von Janette Beck 18.07.2016, 01:01

Saarbrücken/Magdeburg l Zwei Boxer auf Augenhöhe im Ring. Immer im Vorwärtsgang, mit riesigem Laufpensum und unbändigem Siegeswillen: Eigentlich war es kein Wunder, dass nach den zwölf packenden und lange ausgeglichenen Runden im Hauptkampf des Box- abends in der Saarlandhalle weder WBA-Interconti-Champion Jürgen Doberstein (28) noch Herausforderer Robin Krasniqi (29) sicher war, dass er sich bei den Punktrichtern durchgesetzt hatte. Beide harrten eine gefühlte Ewigkeit bewegungslos aus, warteten auf die erlösenden Worte. Dann der Richterspruch: „116:113, 116:111 und 114:114 für den neuen Interconti-Champion Robin Krasniqi!“

Die Anspannung entlud sich in einem Freudensprung. Die Arme in die Höhe gereckt, ließ sich der in München beheimatete SES-Boxer von seinem Trainer Dirk Dzemski und Promoter Ulf Steinforth umarmen und von Athletik-Coach Sepp Maurer hoch in die Luft heben. „Es war megaschwer, Respekt an meinen Gegner, er hat mich gezwungen, alles aus mir rauszuholen“, zog der Sieger vor seinem ebenbürtigen Gegner den Hut. „Der Weg hierhin war lang und die Vergangenheit mit zwei verlorenen WM-Kämpfen ganz sicher nicht immer leicht, aber jetzt bin ich wieder da“, jubelte Krasniqi, der sich nach der Niederlage gegen Halbschwergewichts-Weltmeister Jürgen Brähmer im März 2015 zu einem Wechsel ins eine Klasse tiefere Supermittelgewicht entschlossen hatte. Mit seiner exzellenten Leistung im 50. Profikampf der Karriere scheint nun der Weg frei für einen dritten WM-Kampf: „Ich denke, ich habe alles richtig gemacht. Dieser Sieg bringt mich meinem Ziel, Weltmeister zu werden, ein großes Stück näher. Niemand kann mich mehr aufhalten.“

Von der ersten Runde an hatten sich Doberstein (20-3-1, 6 K.o.) und Krasniqi (46-4-0, 17 K.o.) nichts geschenkt. Beide legten ein extrem hohes Tempo an den Tag und setzten beim Gegenüber immer wieder empfindliche Nadelstiche. Bis Runde acht sah alles nach einem klassischen Unentschieden aus. Aber dann spielte Krasniqi seine Trümpfe und die bärenstarke Kondition aus und drückte dem deutsch-deutschen Duell immer mehr seinen Stempel auf. Mal traf er mit dem Jab, mal mit einer starken Rechten oder dem gefürchteten Aufwärtshaken.

In Runde elf geriet der Lokalmatador unter Krasniqis Schlaghagel mächtig ins Wanken. Doch der „Dobermann“ kuschte nicht, sondern erblieb stehen und biss sich bis zum letzten Gong durch. „Das war eine starke Leistung von beiden. Aber ob ich den Kampf wirklich verloren habe, das muss ich mir erst mal anschauen“, wollte Doberstein aus seiner emotionalen Enttäuschung heraus nicht als schlechter Verlierer dastehen.