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Handball „Wohlfühl-Oase“ Magdeburg

Das eigene Team ist raus, doch für DHB-Präsident und Gastgeber Andreas Michelmann geht die Handball-WM der Frauen bis zum Finale weiter.

Von Janette Beck 17.12.2017, 00:01

Im Interview mit der Volksstimme zog der Präsident des Deutschen Handball-Bundes (DHB) und Oberbürgermeister von Aschersleben ein Fazit zur 23. Handball-Weltmeisterschaft. Andreas Michelmann sagt mit Blick auf den Spielort Magdeburg: "Die Stadt, das lokale Organisationskomitee und die Vertreter unseres, aber auch des Weltverbandes haben perfekt zusammengearbeitet."

Volksstimme: Der Showdown um Medaillen und Titel in Hamburg findet ohne WM-Gastgeber Deutschland statt. Unabhängig davon – wie fällt Ihr Fazit mit Blick auf den WM-Spielort Magdeburg aus?

Andreas Michelmann: Der DHB hatte sich vor dieser WM drei Ziele gesteckt. Erstens: Wir wollten ein guter und würdiger Gastgeber sein. Zweitens: Wir wollten sportlich erfolgreich abschneiden. Drittens: Wir wollten im wirtschaftlichen Rahmen bleiben. Auf Magdeburg bezogen, sind wir zufrieden. Die Organisation lief reibungslos, die Stadt, das lokale OK und die Vertreter unseres aber auch des Weltverbandes IHF haben perfekt zusammenarbeitet. Und soweit ich das mitbekommen habe, haben sich alle Mannschaften in Magdeburg sehr gut aufgehoben und wohl gefühlt. Die Resonanz war durchweg positiv.

Was man mit Blick auf die Ränge in der Getec-Arena nicht sagen kann. Da blieben teilweise viele Plätze leer. Hat Sie das enttäuscht?

Aus meiner Sicht ist Magdeburg einigermaßen im Rahmen geblieben. Beim President‘s Cup war die Halle überraschend gut gefüllt, da haben viele Vereine die kostengünstigen Angebote genutzt. Auch beim Achtelfinale mit Deutschland konnten wir uns nicht beschweren. Die Unterstützung war riesig, die Stimmung fantastisch. Es passte alles, nur nicht die Performance unserer Mannschaft. Leider.

Aus Bietigheim oder Trier wurden selbst in der Vorrunde volle Hallen gemeldet. Und das, obwohl die deutsche Mannschaft hier gar nicht gespielt hat. Wurde in Magdeburg, das ja als Handball-Hochburg gilt, vielleicht zu wenig Werbung betrieben?

Nein, daran lag es nicht. Der Zuspruch war in Bietigheim oder Trier deswegen größer, weil der Frauenhandball dort zu Hause ist. In Magdeburg kam auch noch das Pech mit dem Wintereinbruch dazu. Zum Beispiel mussten da viele Niederländer aufgrund des schlechten Wetters zu Hause bleiben. Ich mache den Magdeburgern keinen Vorwurf, sie haben weder am Wetter noch am frühen Aus unserer Frauen Schuld. Danach war die Luft etwas raus, das muss man einfach so sagen.

Fällt das WM-Minus dadurch insgesamt doch deutlich höher aus als kalkuliert?

Klar fehlt uns das Viertelfinale in Leipzig mit 3000 bis 4000 Zuschauern - aber ich gehe davon aus, dass es bei der geplanten Investition von etwa 500 000 Euro bleiben wird.

Wie beurteilen Sie mit etwas Abstand das sportlichen Abschneiden des DHB-Teams?

Wir wollten ins Halbfinale, das Ziel haben wir krachend verfehlt. Das ist und bleibt enttäuschend. Klar kommen jetzt die Schlaumeier, die sagen, die Latte wurde viel zu hoch gelegt. Aber sollten wir als Gastgeber sagen: Wir wollen Kamerun und China schlagen und dann schauen wir mal? Nach vorn blickend ist indes alles mit den Worten gesagt: Jetzt erst recht!

Sie klingen sehr kämpferisch. Zuletzt haben Sie sogar gefordert, dass es mit dem „Macho-Gehabe“ im DHB aufhören müsse. Waren Sie schon immer ein großer Verfechter des Frauenhandballs?

Ehrlich gesagt war ich früher auch ein Vertreter der Theorie, dass es sich um zwei verschiedene Sportarten handelt. Doch das hat sich geändert, nachdem ich gesehen habe, wie die Ladies, die anders als die Männer ja nicht vom Handball leben können, die Mehrfach-Belastung mit Sport, Beruf und Familie meistern. Alle Achtung! Deswegen müssen wir auch den Weg weitergehen, dafür haben die Frauen und wir als Verband zu viel investiert.