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Rodeln Eggert nimmt vierten WM-Titel ins Visier

Der Rodler Toni Eggert will alle Titel der vergangenen Winter verteidigen. Trotz suboptimaler Vorbereitung.

Von Daniel Hübner 20.11.2020, 16:02

Magdeburg l Toni Eggert ist für das Fernsehen in die Luft gegangen. Vielmehr geflogen. Er musste für den „Tatort“ aus Weimar, für die Folge „Der letzte Schrey“, eine Szene fliegend abarbeiten. Und der Ilsenburger hatte daran so viel Spaß, dass er sich eine Wiederholung durchaus vorstellen könnte. Anfragen kann man dahingehend natürlich direkt an Eggert richten, Autogrammwünsche außerdem. Und wer einen Erfahrungsbericht für die Corona-Erkrankung benötigt, kann sich ebenfalls mit Eggert in Verbindung setzen. Denn auf seiner Reise durch die finale Vorbereitung auf die neue Rodel-Saison hat Corona allzu viel Platz eingenommen. Oder anders: Corona war dabei das schwerste Gepäck.

Eggert weiß nun, wie es ist, keine optimale Vorbereitung zu haben. Die hatte er schon in den vergangenen zwei Jahren nicht wegen unterschiedlicher körperlicher Beeinträchtigungen, erinnert sei dabei vor allem an den Bruch des Wadenbeins im Oktober 2018. „Man hat schon gemerkt, dass wir nicht so dominant aufgetreten sind wie in den Saisons, auf die wir uns optimal vorbereiten konnten“, erklärt der Doppelsitzer-Pilot am Dienstag am Telefon während seiner Fahrt von Innsbruck in Österreich nach Berchtesgaden in Bayern.

Dort, am Königssee, werden an diesem Wochenende die deutschen Meisterschaften ausgetragen – der letzte Härtetest vor dem scharfen Start in die Weltcup-Saison ein Wochenende später in Innsbruck. Und dort, in Berchtesgaden, sind Eggert und Benecken trotz aller Vorsichtsmaßnahmen positiv auf Corona getestet worden vor etwa zwei Wochen. Eggert: „Wir können wirklich nicht sagen, woher das gekommen sein soll.“

Eggert und Benecken hatten nun nicht die virusüblichen Symptome. „Ich kenne andere, die es viel schlimmer erwischt hat.“ Aber im Gegensatz zum Lehrgang zuvor in Altenberg, als die ersten Corona-Fälle im deutschen Team festgestellt wurden und der Doppelsitzer wie der Rest der Mannschaft noch als Vorsichtsmaßnahme des deutschen Bob- und Schlittenverbandes (BSD) für zehn Tage in Quarantäne musste, ging diesmal nur das Duo in Isolation, während der Rest einen Lehrgang in Innsbruck abhielt.

Mit dem vergangenen Sonntag endete die zweite Zwangspause, nach der Eggert/Benecken drei der sechs Wochen ihrer finalen Vorbereitung fehlen. Eggert hat sich in dieser in Ilsenburg theoretisch mit der Schlittenentwicklung beschäftigt, er hat seinen Bürokram abgearbeitet, der inzwischen eine überwältigende Menge erreicht hat, weshalb „ich nicht alles geschafft habe, was ich mir vorgenommen hatte“, meint er.

Dem deshalb wohl schlechten Gewissen ist er entflohen am Montag, zunächst eben nach Innsbruck, um sich ein bisschen Fahrtraining in jenem Eiskanal, in dem er 2017 mit Benecken zum ersten Mal Weltmeister geworden ist, zu holen. Ein Triumph, den die beiden 2019 in Winterberg und 2020 in Sotschi (Russland) wiederholt haben. Nun nehmen sie das Quadrupel ins Visier. „Unser Ziel ist es auch in diesem Jahr, unsere Titel zu verteidigen: den WM-Titel und den Gesamtweltcup“, betont Eggert. Danach kommt das vielleicht letzte große sportliche Ereignis für den 32-Jährigen und seinen Sozius: die Olympischen Spiele in Peking im Februar 2022.

Die dortige Bahn ist bereits abgenommen worden, nicht durch Eggert/Benecken, wegen Corona durfte dort nur ein BSD-Schlitten starten. Und das war der Schlitten von Julia Taubitz aus Oberhof. Das dynamische Duo indes wird die Bahn am Ende der Saison kennenlernen, wenn auch in Peking ein Weltcup gestartet wird. Bis dahin wollen sie wenigstens ein Ziel erreicht haben: WM-Gold.

Und es kommt für sie ganz recht, dass Corona für die Verlegung der Titelkämpfe am letzten Januar-Wochenende von Whistler (Kanada) nach Königssee gesorgt hat. „Ich habe mich darüber gefreut, sehr sogar, weil in Königssee der Start länger ist und wir dort unsere Stärke ausspielen können.“ Am Start sind Eggert/Benecken, ebenso ihre Konkurrenten aus dem eigenen Lager, Tobias Wendl/Tobias Arlt, nun mal die Stärksten im gesamten Feld. Der kurze Start in Whistler hat immer dafür gesorgt, dass „es brutal eng“ im Endergebnis zugegangen ist.

Eggert wird also auch in der neuen Saison wieder hoch hin-aus fliegen, das ist schon mal sicher. Auch wenn es für keinen Erfolg eine Garantie gibt. „Das wird kein Selbstläufer“, weiß Eggert und blickt dabei nicht nur auf die nationale, sondern auch die internationale Konkurrenz, die allerdings in der Vergangenheit immer größeren Schwankungen unterlag. Wie die lettischen Brüder Andris/Juris Sics sowie die Österreicher Thomas Steu/Lorenz Koller. Und Eggert ist sich sicher: „Wendl/Arlt und wir liegen eng beieinander. Ich denke, es wird darauf ankommen, wer die größten Reserven hat.“

Eggert nimmt deshalb zwei Weisheiten mit in die Saison. In sportlicher Hinsicht: „Im Weltcup liegt die Wahrheit.“ Und jene mit Corona-Bezug: „Negativ bleiben, positiv denken.“