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Rudern Letzte Probe für den Rio-Ernstfall

Marcel Hacker vom SCM und der Bernburger Maximilian Planer wollen sich beim Weltcup in Poznan (Polen) ein gutes Gefühl für Rio holen.

Von Daniel Hübner 16.06.2016, 01:01

Magdeburg l Am Mittwochmorgen um 8.33 Uhr hat sich Marcel Hacker in seiner Wahlheimat Blankenburg mit der Bahn auf dem Weg nach Poznan gemacht. Eine siebenstündige Fahrt mit zweimal Umsteigen sah der Plan vor. „Entspannter kann man nicht reisen“, sagte Hacker. Für 78 Euro. Der 39-jährige Ruderer vom SCM wird dennoch den einen oder anderen Gedanken an den bevorstehenden letzten Härtetest vor Rio gehegt haben. Der Weltcup in Poznan an diesem Wochenende soll dem Deutschen Ruderverband (DRV) Antworten auf letzte offene Fragen bei den Bootsbesetzungen geben. Hacker will darüber nicht spekulieren: „Wir wollen einfach unsere beste Leistung bringen, dann werden wir weitersehen.“

„Wir“ – das sind Hacker und Stephan Krüger (Rostock) im Doppelzweier. „Wir“ – das ist das wohl harmonischste Boot in der gesamten männlichen DRV-Flotte derzeit. Hacker und Krüger müssen nichts mehr beweisen, sie sind Vize-Europameister, sie haben zuletzt beim Weltcup in Luzern den vierten Platz errungen in einem äußerst engen Rennen. Auf dem Maltasee in Poznan, sagte Hacker, „wäre es für unser Gefühl schön, wenn wir die 2000 Meter unter 6:10 Minuten fahren können und eine Medaille holen“:

In einem anderen Boot testet derweil Chefcoach Marcus Schwarzrock ein neues „Wir“. Statt Tim Grohmann (Leipzig) wird nun Hans Gruhne (Potsdam) mit Karl Schulze (Berlin), Lauritz Schoof (Rendsburg) und Philipp Wende (Leipzig) den Doppelvierer in Polen steuern – statt des Olympiasiegers von 2012 fährt der Weltmeister von 2015. Schwarzrock muss auf ein positives Ende der letzten Probe für den Rio-Ernstfall hoffen. Weitere Rennen wird es nämlich nicht geben bis zu den Spielen. Geht das Experiment beim Weltcup schief, sind neuerliche Veränderungen vorstellbar, die sogar den Doppelzweier treffen könnten. „Darüber machen wir uns keine Gedanken“, betonte Hacker erneut.

Gedanken hat sich derweil der DRV um seine Skullerfrauen gemacht. Mit diesem Ergebnis: Die deutsche Meisterin Marie-Cathérine Arnold (Hannover) rutscht trotz Europameistertitels und Platz zwei in Luzern aus dem Doppelvierer und tauscht den Platz mit Julia Lier (Halle) im Doppelzweier. Letztlich wird die Reise nach Polen für den Verband eine Reise in die Ungewissheit – irgendwo zwischen Hoffen und Bangen.

Bangen muss Maximilian Planer nicht mehr. Der 25-Jährige hat seinen festen Platz im Rio-Vierer ohne Steuermann längst gesichert. Allerdings ist auch sein Team verändert worden. Für Johannes Weißenfeld (Herdecke) rückte Anton Braun (Berlin) ins Boot. Aus Enttäuschung darüber, nicht für den Achter nominiert worden zu sein, musste Braun allerdings über diese Alternative für Rio zunächst lange nachdenken. Zudem war zwischenzeitlich Max Korge (Berlin), der mit Felix Wimberger (Passau) das Team komplettiert, erkrankt und konnte zuletzt in Luzern nicht starten. Ergo: In Polen bestreitet der neue Vierer seinen ersten Wettkampf überhaupt. „Wir hatten zwar nicht so viel Zeit, uns einzufahren, haben aber in den letzten Wochen sehr gut trainiert“, sagte der Bernburger Planer.

Für die vier Hünen geht es in Poznan ebenfalls um ein gutes Gefühl und gemeinsame Renn-Erfahrung. Die Platzierung ist nachrangig, wenn letztlich alle überzeugt sind, „dass wir sehr gute Läufe abgeliefert haben“, so Planer. Dennoch „soll es endlich wieder mit einem A-Finale klappen“. Dazu hatte es in dieser Saison nämlich noch nicht gereicht.