Leichtathletik So bewertet Diskus-Werfer Janssen seinen Sieg in Kassel
Natürlich hat sich Hüne Janssen vom SCM über Gold in Kassel gefreut. Aber bis zu seiner WM-Nominierung muss er sich gedulden.

Magdeburg - Einen Tag nach seinem Triumph ging es im Kraftraum weiter. Nur keine Zeit vergeuden, nur keine Chance auslassen, um noch besser zu werden. Sein Trainer Jörg Schulte hatte also eine Einheit an den Hanteln verordnet. Auch deshalb blieb Henrik Janssen keine Zeit, seinen ersten deutschen Meistertitel gebührend zu feiern. „Ich war am Sonntag auch erst kurz vor Mitternacht zu Hause und bin dann sofort ins Bett. Der Tag hatte doch ziemlich geschlaucht“, sagte der Diskus-Hüne vom SCM.
Nach dem ersten Gold bei nationalen Titelkämpfen, gewonnen in Kassel, hätte sein Jubel größer sein können. Immerhin war er genau mit diesem Ziel in den Wettkampf gegangen. Aber bereits die Analyse seines Coaches hatte hörbar ergeben, dass sie sich irgendwie mehr vorgestellt haben. Janssen sagte: „Im Endeffekt habe ich mit einem soliden Wurf den Titel gewonnen.“ Mit 63,93 Metern.
Der Wettkampf selbst war nämlich „irgendwie verkorkst“. Was nicht zuletzt am 25-Jährigen selbst lag. Eigentlich „wollte ich mit dem ersten Wurf das Finale sichern und dann in den folgenden fünf Versuchen die Scheibe rausballern“, sagte Janssen. Aber schon vor dem ersten Wurf hatte er seinen Trainer etwas verärgert. Denn die beiden Probeversuche hatte Janssen aus dem Stand und ohne Drehung absolviert. „Ich bin eigentlich jemand, der nicht viele Einwerfer braucht“, erklärte der Athlet.
Da muss es definitiv anders laufen.
Henrik Janssen blickt auf die WM in Budapest voraus
Janssen startete dann mit 57,02 Metern in den Medaillenkampf: „Ich denke, das passiert auch jedem Erfahrenen mal. Aber natürlich ist es nicht gut, mit einem quasi ungültigen Versuch zu starten und sich selbst unter Druck zu setzen. Denn mit dieser Weite war ich natürlich nicht im Endkampf.“ Zwischenzeitlich wurde es ein Festival der 62er-Weiten im Feld. „Ich habe keinen richtigen Druck nach vorne gekriegt. Aber ich habe mich zum Glück von Versuch zu Versuch gesteigert“, sagte Janssen. Bis zum fünften Wurf, der weiter als jeder andere in der Konkurrenz war. Janssen setzte sich vor Steven Richter (LV Erzgebirge/63,57) und Christoph Harting (LG Nord Berlin/62,87) durch.
Bei der Weltmeisterschaft in Budapest könnte ihn ein Verlauf wie in Kassel bereits die Finalteilnahme kosten. Das weiß auch Janssen. „Da muss es definitiv anders laufen, mit 60 Metern werde ich nicht weit kommen, da muss ich schon in der Qualifikation weit werfen.“ Die WM wird vom 19. bis 27. August ausgetragen, direkt qualifiziert hätte sich Janssen nur für die Titelkämpfe, wenn er deutscher Meister oder Vizemeister mit der einmalig erfüllten WM-Norm (67,00) in dieser Saison geworden wäre. Janssen Bestweite steht bei 66,61 Metern.
„Ich bin noch nicht im Pool, aber mit Platz 20 in der Weltrangliste sieht es natürlich sehr gut aus“, erklärte der Magdeburger. Nach dem von Normerfüllern bereinigten Ranking werden die freien Startplätze in Ungarn mit den besten Athleten ohne nachgewiesene Vorgabe aufgefüllt. Allerdings muss sich Janssen noch gedulden: Das Nominierungsfenster wird erst am 30. Juli geschlossen.