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Handball Der singende Spanier beim SC Magdeburg

Carlos Molina vereint die Liebe zum Handball, zur Flamenco-Musik, zur Medizin. Mit dem SC Magdeburg will der Spanier einen Titel holen.

Von Daniel Hübner 27.07.2017, 10:00

Magdeburg l Die musikalische Grundversorgung wird von Carlos Molina garantiert: Wirft er für den Handball-Bundesligisten SC Magdeburg künftig in der Getec-Arena ein Tor, wäre zumindest „Macarena“ des spanischen Duos Los del Rio als Begleitlied denkbar. Holt der SCM einen Titel, wird Molina, das hat er versprochen, auf dem Rathaus-Balkon den Servillantes tanzen und dazu das schönste Flamenco-Lied trällern. Eine stimmliche Kostprobe hatte er der Volksstimme beim Fotoshooting am 13. Juli schon mal gegeben. Sanft und hell in der Tonlage schnitt Molina durch den Hallenmuff der Getec-Arena mit einer romantischen Note eine Furche in Dur. Klang ungewöhnlich, klang gut.

Womöglich hat der Neuzugang, gekommen von Naturhouse La Rioja, seiner Angebeteten auf diese Weise den Weg nach Magdeburg versüßt. Jennifer Salgado, die Ernährungswissenschaften und Pharmazie studiert, und Carlos Molina hatten ja im Sommer anderes im Sinn, als von der iberischen Halbinsel in die Börde zu wechseln. „Wir hatten eigentlich unseren Traumurlaub in Vietnam geplant“, sagte er der 26-Jährige. Aber aufgrund des SCM-Angebotes „war es für mich kein Problem, die Reise abzusagen“. Holt er nach, ganz sicher. Denn Reisen gehört neben Familie und Freunde und der Flamenco-Musik zu seinen Leidenschaften, die er pflegt, „Ich möchte immer wieder neue Dinge erleben“, betonte Molina.

Mit der Reise nach Magdeburg erfüllt sich für den Medizin-Studenten ebenfalls ein Traum. „Es war immer mein Wunsch, eines Tages die spanische Liga zu verlassen, und das hat vom Gefühl her zu diesem Zeitpunkt gut gepasst.“ Bis 2019 hat der 2,02 Meter große Molina einen Vertrag bei den Grün-Roten unterschrieben. Tomas Svensson, der Co-Trainer, Torwartcoach und Scout der Magdeburger, hatte den Kontakt hergestellt: „Er war unglaublich glücklich über das Angebot“, erinnert sich der 48-Jährige mit Familienwohnsitz in Barcelona. Barcelona war auch für Molina wichtig.

2009 ist mit 18 Jahren aus Cordoba in die katalanische Hauptstadt gewechselt, zum damals sechsfachen Champions-League-Sieger. „Das war für mich ein großer und wichtiger Schritt nach vorn“, sagte Molina. „Er hat eine wirklich gute Ausbildung, ich mag seine Spielintelligenz“, ergänzte Svensson. Gegen Barcelona erlebte Molina allerdings auch seine bitterste Niederlage: „In der vergangenen Saison im Finale des spanischen Pokals haben wir mit La Rioja 29:34 verloren“, erklärte er, „dabei war für uns viel mehr drin gegen eine Mannschaft, die 120 Spiele in Folge gewonnen hatte.“ Zur Pause stand es noch 14:14.

In der kommenden Saison spielt er um den deutschen Pokal. Und Trainer Bennet Wiegert hat Molina vor allem „für die Abwehr vorgesehen“, sagte der 35-Jährige. Da hat Molina in der vergangenen Saison vornehmlich bei Naturhouse gespielt. „Ich habe mein Abwehrspiel weiterentwickelt“, resümierte Molina, der mit La Rioja in der Champions League spielte. Zu seinen Stärken zählt der Rechtshänder außerdem seinen Wurf aus neun Metern aus dem linken Rückraum. Beim 56:18 (27:8)-Testspielsieg am Mittwochabend in der Barleber Mittellandhalle gegen den HSV Haldensleben (Verbandsliga Nord) markierte Molina zwei Tore. Bester Werfer vor 700 Zuschauern war Matthias Musche mit 16 Treffern.

Wenn sich Jennifer und Carlos in Magdeburg eingewöhnt haben, wollen sie auch ihr Studium wieder aufnehmen. Möglich ist dies zum Beispiel über das Erasmus-Programm, ein Förderprogramm für Auslandsaufenthalte an Universitäten. Aber so weit ist Molina in seiner Planung noch nicht, ihn treiben derzeit vor allem die sportlichen Ziele in der kommenden Saison voran. „Ich möchte um die Champions-League-Plätze mitspielen“, betonte Molina. „Und ich hoffe, dass wir den EHF-Pokal gewinnen können.“ Das wäre der perfekte Grund für die Fans, mit Molina auf dem Rathaus-Balkon zu tanzen und zu singen – „Hey Macarena! Ay!“