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Handball / SCM SCM feiert Triumph für die Ewigkeit

Die SCM-Handballer haben es geschafft. Mit einer starken Leistung im Finale gegen die Füchse holen sich die Grün-Roten als erstes Team den Pokal der neuen European League. Und in der Kabine ging die Party richtig ab.

Von René Miller Aktualisiert: 31.05.2021, 01:08
SCM-Trainer Bennet Wiegert feiert mit seinen Spielern ausgiebig den Gewinn der European Handball League.
SCM-Trainer Bennet Wiegert feiert mit seinen Spielern ausgiebig den Gewinn der European Handball League. Foto: imago images

Mannheim - Im Siegesrausch fallen schnell mal alle Hüllen. Fast alle. Denn als Piotr Chrapkowski von Zeljko Musa auf einem Gepäckwagen durch den Gang der SAP-Arena in Mannheim geschoben wurde, hatte „Chrapek“ neben dem Bier in der Hand auch noch ein Handtuch um die Hüften. Nach 14-jähriger Durststrecke auf internationaler Bühne ging es nach dem Final Four der European Handball League richtig ab.

Große Party in der Kabine

Während sich in der Kabine die Bierkästen leerten und auch der am Bus wartenden kleinen Fangruppe Flaschen und später auch der Pokal für Fotos gereicht wurden, suchte sich Trainer Bennet Wiegert eine ruhige Ecke in der leeren Halle, um alles erst einmal sacken zu lassen. Mit 28:25 (15:8) hatten die Grün-Roten am späten Abend des Pfingstsonntags im Finale die Füchse Berlin geschlagen und damit die erste Auflage des neuen Euro-Wettbewerbs gewonnen. „Das macht diesen Erfolg historisch. Als erstes Team in der Siegerliste zu stehen, das bleibt für immer. Und daran haben auch Leute einen Anteil, die nicht mit auf dem Podium bei der Pokalübergabe standen. Deshalb habe ich mich erst einmal zurückgezogen, ein bisschen herumtelefoniert und mich bei einigen Leuten für ihre Unterstützung in den durch die Pandemie nicht einfachen Monaten bedankt“, verriet Wiegert später. Natürlich mit klatschnassem Shirt, weil er irgendwann gefunden und in die Kabine geschickt worden war, wo ihn seine Spieler mit einer ordentlichen Getränkedusche empfingen.

Viel Druck im Halbfinale

Nach dem Pokalsieg 2016 war er als Trainer zweimal beim Final Four im früheren EHF-Cup gescheitert, dazu noch zwei Mal im DHB-Pokal. Wiegert: „Dadurch war bei uns schon unheimlich Druck auf dem Kessel. Wir wollten endlich wieder was mit nach Hause nehmen. Das ist eine riesige Erleichterung für uns alle. Denn bei einem Final Four muss viel passen. Das ist nicht wie Olympia oder die WM, wo man auch auf Bronze stolz sein kann. Hier zählt nur der Sieg.“

Dass der im Finale auch noch gegen die Füchse gelang, scheint der Handball-Gott perfekt geplant zu haben. Schließlich schnappten sich die Berliner vor drei Jahren den Cup beim Turnier in Magdeburg, als eigentlich alles für den SCM ausgerichtet war. „Meine schlimmste Niederlage“, sagt Wiegert immer wieder.

Im Finale viel Freude am Gewinnen

Dieses Mal sprach durch die ansteigende Form in der Liga und das starke Halbfinale gegen die Löwen alles eher für die Füchse. Der SCM musste dagegen in der Liga bittere Niederlagen einstecken und mühte sich im Halbfinale zu einem 30:29 gegen Wisla Plock. „Da hatten wir Angst vor dem Verlieren, im Finale dagegen Freude am Gewinnen“, sagte Geschäftsführer Marc-Henrik Schmedt.

Perfekte erste Halbzeit

Und Wiegert nickte zustimmend: „Wir wollten nicht wieder nur ins Spiel um Rang drei. Beim Finale war das dagegen etwas ganz Anderes. Als ich vor dem Spiel in die Augen der Spieler geschaut habe und wir nach zehn Minuten so perfekt in der Partie waren, wusste ich, dass heute unser Tag werden kann.“ Mit einer perfekten ersten Halbzeit kauften die Magdeburger den Berlinern eindrucksvoll den Schneid ab und lagen zur Pause klar vorn.

„Wir haben es so viele Jahre probiert und jetzt endlich geschafft. Das ist eine große Erleichterung für den Verein, für uns, für die Fans. Entscheidend waren im Finale die starke Abwehr und ein überragender Jannick Green im Tor. Ich bin einfach nur unheimlich stolz“, erzählte Michael Damgaard, der auch noch eine dicke Beule auf der Stirn als Erinnerung mit nach Hause nahm.

Christian O’Sullivan humpelte mit einem Pferdekuss am Oberschenkel zum Bus. Für den 2016 nach Magdeburg gewechselten Kapitän war es im fünften Final-Four-Anlauf der erste Titel mit dem SCM. „Dafür haben wir hart gearbeitet. Es bedeutet unglaublich viel, diesen Pokal mit nach Hause zu nehmen“, so der Norweger.

Fans empfingen den Bus

Einer der letzten Spieler, die den Bus bestiegen, war Marko Bezjak. „Wir haben alles abgerufen, was man an so einem Tag und Spiel braucht. Ich befürchte aber, dass die sieben Stunden im Bus jetzt schwieriger zu überstehen sind als das Spiel“, sagte der Ideengeber mit einem Augenzwinkern, bevor sich die Türen des Busses schlossen und Fahrer Holger Naujoks den Platz hinter dem Lenkrad übernahm, wo der Pokal vorübergehend abgestellt worden war.

Auch Wiegert hatte inzwischen mit einem trockenen Shirt den Bus bestiegen und überließ das Kommando seinen feiernden Spielern. Wiegert: „Heute lasse ich komplett los. Und wenn wir 20-mal die Tankstellen zum Getränke holen anfahren, ist mir das auch egal.“ Wie oft es letztlich gemacht wurde, dürfte wohl keiner der Anwesenden mehr genau wissen. Dafür aber, dass gestern Morgen gegen 6.30 Uhr rund 250 Fans den Bus an der Getec-Arena in Empfang nahmen und die Mannschaft frenetisch feierten.