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Boxen Bösel auf dem Weg nach oben

Dominic Bösel boxt um die Interims-Krone des Verbandes WBA. Was es mit diesem Titel auf sich hat.

Von René Miller 14.11.2019, 00:01

Magdeburg l Dominic Bösel will sich am Sonnabend in Halle einen Traum erfüllen. Wenn der SES-Boxer in der Messe-Arena in Halle (ab 22.35 Uhr, live im MDR) gegen Sven Fornling gewinnt, nimmt er dem Schweden im Halbschwergewicht nicht nur den WM-Gürtel der IBO ab, sondern darf sich dann auch Interimsweltmeister der WBA nennen. Und keine Frage: Das hat eindeutig mehr Wert als der IBO-Titel. Denn die WBA gehört nicht nur zu den großen vier Verbänden, sondern ist gegenüber WBO, IBF und WBC auch noch der älteste davon.

Schon Max Schmeling triumphierte einst unter dem Dach dieses Verbandes. Als er von 1930 bis 1932 den WM-Gürtel im Schwergewicht hielt, hieß die WBA allerdings noch NBA (National Boxing Association). Erst 1962 benannte sich der Verband um.

Es folgten weitere große Namen unter den WBA-Weltmeister. Im Halbschwergewicht etwa Dariusz Michalczewski oder Jürgen Brähmer, Sven Ottke durfte sich im Supermittelgewicht bei der WBA einst sogar Superweltmeister nennen, trug vom März 2003 bis März 2004 den WBA-Gürtel neben dem der IBF.

Die Wertigkeit des Verbandes ist also unstrittig. Durchaus kompliziert wird es aber bei der Sortierung der verschiedenen WM-Titel. Zwischen Bösel und Fornling geht es um den Titel als Interims-Weltmeister. Doch in der Hierarchie der WBA gibt es darüber noch einen regulären Weltmeister und oben an der Spitze einen Superchampion. Und in dieser Hierarchie ist aktuell viel Bewegung.

Anfang November hat der Verband den Russen Dmitry Bivol vom regulären Titelträger zum Superchampion hochgestuft, gleichzeitig wurde der Kanadier Jean Pascal vom Interims-Weltmeister zum regulären Weltmeister befördert.

Doch es geht noch komplizierter: Jean Pascal sollte am 28. Dezember gegen Badou Jack seinen Interimstitel verteidigen. Der Kampf in Atlanta findet auch statt, hat nun aber nicht mehr den Status einer Titelverteidigung. Die WBA setzte stattdessen auf ihrer Convention vergangene Woche in China Bösel in der Rangliste auf Nummer eins und Fornling an drei – und erklärte dieses ohnehin angesetzte Duell zum Kampf um ihren Interimstitel.

Ein kompliziertes Konstrukt also, dass im Grunde vor allem zweierlei sicherstellen soll: dass es in der geforderten Regelmäßigkeit Titelkämpfe gibt. Und dass die WBA nicht plötzlich ohne Weltmeister dasteht, falls Superchampion Bivol in eine andere Gewichtsklasse wechselt oder die Handschuhe an den Nagel hängt.

Doch ungeachtet aller Theorie: Für Bösel ist der Kampf gegen Fornling ein weiterer Schritt auf dem Weg nach oben. Und das Duell verspricht einen tollen Kampf, weil da zwei Boxer auf Augenhöhe in den Ring steigen. SES-Promoter Ulf Steinforth meint: „Ich habe immer gesagt, dass ich die Jungs ins Finale bringe. Gewinnen müssen sie dort aber selbst. Doch wenn Dominic diesen Kampf für sich entscheidet, dann öffnet sich für ihn automatisch die Bühne zu weiteren großen Kämpfen.“ Was den 30-Jährigen und den Magdeburger Boxstall SES auch finanziell in eine ganz andere Liga bringt. Als Interims-Weltmeister kann man den Preis bestimmen und muss attraktiven Gegnern nicht als Bittsteller hinterherrennen.

Doch zur Wahrheit gehört auch, dass Bösel selbst bei einem Sieg nicht automatisch der beste Boxer der Welt seiner Gewichtsklasse ist. Denn im Halbschwergewicht sind noch ganz andere Kaliber als Fornling unterwegs. Bivol eben. Oder Artur Beterbiev, Weltmeister der IBF und WBC. Sie würden schon aufgrund ihrer Schlaghärte gegen den SES-Kämpfer immer als Top-Favoriten in den Ring steigen. Nicht zu vergessen Canelo Alvarez, der vor zwei Wochen den WBO-Champion Sergey Kovalev entthronte und damit jetzt sogar Weltmeister in drei verschiedenen Gewichtsklassen ist.

Bösels Trainer Dirk Dzemski würde aber selbst gegen diese Hochkaräter eine Chance für seinen Schützling sehen. „Ich hoffe, dass es zu einem Kampf gegen solche Leute kommt. Denn Dominic wird oft unterschätzt, ist aber schwer zu boxen“, sagt er. „Aufgrund seiner guten Übersicht muss man erst einmal entscheidend an ihn rankommen.“

Was Bösel am Sonnabend zunächst gegen Fornling verhindern muss.