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Boxen Kabayel verteidigt seinen EM-Titel

Knapper 2:1-Punktsieg des SES-Boxers gegen Dereck Chisora in Monte Carlo. Spektakuläre zwölfte Runde entscheidet.

Von Janette Beck 05.11.2017, 16:27

Magdeburg/Monte Carlo l So seh‘n Sieger aus: Unter einem riesigen Kronleuchter im luxuriösen Casino von Monte Carlo und vor den Augen von Fürst Albert und Ex-Champion Tyson Fury reckte SES-Boxer Agit Kabayel seinen EM-Gürtel in die Höhe und strahlte. Mit einem knappen 2:1-Sieg hat der 25-jährige Schwergewichtler in der Nacht zum Sonntag seinen britischen Herausforderer Derek Chisora in die Schranken gewiesen - und war unmittelbar danach „sprachlos und einfach nur happy“.

Promoter Ulf Steinforth attestierte seinen Schützling im Anschluss eine „gelungene Reifeprüfung“. Man habe zwar gesehen, „dass es eng war, und man habe eine Runde „so oder so geben können“, erklärte der SES-Chef mit Blick auf die Wertung der Punktrichter (115:114, 115:113 und einmal 114:114). „Aber Agit hat clever geboxt, während Chisora es mit der Brechstange versucht hat.“ Der Sieg bedeute den Vorstoß in neue Sphären: „Agit ist in die Champions-League der Schwergewichtler aufgestiegen.“

Es war das allererste Mal, dass Kabayel seine vor neun Monate im Magdeburger Maritim-Hotel erkämpften EBU-Krone im Schwergewicht verteidigen musste. Und der Boxer mit den türkisch-kurdischen Wurzeln musste sich dabei mächtig ins Zeug legen. Denn der acht Jahre ältere und fast acht Kilo schwerere Chisora tat Kabayel nicht den Gefallen, im Verlauf des temporeichen Duells abzubauen. Im Gegenteil. Chisora kämpfte wie ein würdiger Herausforderer. Im Vorwärtsgang bestimmte er über weite Strecken von der Ringmitte aus das Duell, wirkte aktiver. Kabayel suchte indes sein Heil in der Flucht. Er tänzelte, wechselte die Richtung, war beweglich im Oberkörper und auf den Beinen. So wich er den Attacken clever aus und konterte seinen Gegner oftmals gegen Rundenende aus.

Höhepunkt und möglicherweise auch ausschlaggebend war die zwölfte und letzte Runde, als sich die Boxer einen spektakulären Schlagabtausch lieferten. Beide landeten Wirkungstreffer, allerdings machte Kabayel dabei schlussendlich die bessere, frischere Figur. Mit dem letzten positiven Eindruck und den Titelverteidiger-Bonus auf seiner Seite hievte der Europameister den Gürtel auf Biegen und Brechen über die Ziellinie.

„Zufrieden bin ich nicht mit dem Urteil“, erklärte Chisora hinterher, zeigte sich aber alles andere als seinem Ruf als Skandalboxer entsprechend dennoch als fairer Verlierer: „Ich will mich nicht beklagen oder rumjammern, weil er nur weggerannt ist. Er hat gewonnen, dann soll das so sein.“

Kabayel machte indes klar, dass genau das der Plan für das „Auswärtsspiel“ gewesen sei. „Mein Trainer Sükrü Akzu hat gesagt: Lass ihn kommen und nutze deine gute Beinarbeit, Zeig‘ der Welt, was du kannst.“ Er habe sein Bestes gegeben und sei von Beginn an fokussiert gewesen: „Ich bin in die Höhle des Löwen gegangen und bin als Löwe herausgekommen.“ Die Zukunft betreffend, blieb er trotz rosiger Aussichten bescheiden: „Ich bin keiner, der Sprüche raushaut, sondern ich bin ein Macher.“

Steinforth erklärte: „Agit ist jetzt in der unabhängigen Weldrangliste unter den Top Ten. Das gibt es viele Optionen, aber auch viel Arbeit für uns.“