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Boxen Ottkes Maskottchen ist Europameisterin

Mit Nina Meinke hat der SES-Boxstall eine talentierte Kämpferin unter Vertrag genommen. Die Berlinerin ist Europameisterin im Federgewicht.

Von René Miller 21.11.2018, 00:15

Magdeburg l Erst schlug Nina Meinke hart zu, dann verschlug es ihr die Sprache. EM-Gürtel im Federgewicht und ein Vertrag beim SES-Boxstall – das war nach dem Kampf am letzten Sonnabend in Dessau-Roßlau selbst für die kecke Berlinerin bisschen viel. Normalerweise ist sie um einen Spruch nicht verlegen. Aber nach dem klaren Punktsieg gegen Lucie Sedlackova rang sie um Worte.

„Ich bin überglücklich. Nach dem Kampf kamen so viel Emotionen hoch. Da war ich echt sprachlos“, so Meinke. Und die 25-Jährige musste ja auch einen steinigen Weg gehen, um endlich einen richtigen Titel als Profi-Boxerin zu bejubeln.

Weil Papa Christian mit Sven Ottke befreundet ist, schaute sie schon als „Göre“ bei den Kämpfen des früheren Weltmeisters im Supermittelgewicht zu und war so etwas wie sein Maskottchen. Meinke: „Schon als Achtjährige war ich damals dabei und wollte irgendwann dann auch selbst in den Ring.“ Vor zweieinhalb Jahren bestritt sie ihren ersten Profikampf und gewann.

Nach vier weiteren Siegen scheute sie sich im April 2017 auch nicht, im Vorkampf des Joshua-Klitschko-Duells vor 90 000 Zuschauern im Londoner Wembley-Stadion gegen Katie Taylor um die WBA-WM im Leichtgewicht zu boxen. Der Kampf wurde in der 7. Runde abgebrochen, weil nach einem Kopfstoß Meinkes linkes Auge durch einen Cut anschwoll. Meinke verstand die Box-Welt nicht mehr. Erst am Tag danach sah die „Kleene“ aus Berlin Spandau beim Blick in den Spiegel ein, dass es besser so war.

Vor einem halben Jahr klappte es auch in Potsdam nach umstrittenem Urteil gegen Elina Tissen nicht mit dem WM-Titel im Federgewicht. Meinke: „So bitter die Niederlage auch war. Aber sie hat mich auch irgendwie nach vorn gebracht.“ Papa Christian ergänzt: „Zuletzt ist vieles schief gelaufen. Aber das haben wir gründlich ausgewertet und das Trainingsprogramm geändert. Und dieses Mal hat sie auch die Taktik super umgesetzt.“

Mit einer idealen Mischung aus Frust, Können und Konzentration hat sie alle begeistert. SES-Promoter Ulf Steinforth: „Das war richtig guter Sport. Schade, dass der Kampf nicht live im Fernsehen kam.“ Unter der SES-Flagge boxten einst auch schon Natalja Ragosina, Ramona Kühne und Christina Hammer. Steinforth: „Doch Frauen-Boxen war zuletzt nicht mehr so unser Ding. Aber mit Nina könnte wieder was gehen. Sie hat Potenzial und Willen.“

Hört die neue „Lady Knockout“ natürlich gern. Meinke: „Mir gefällt die familiäre Atmosphäre bei SES sehr gut. Hier will ich auch den Traum vom WM-Gürtel verwirklichen.“ Und dann sitzt ganz bestimmt sogar Ottke mit am Ring!