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Diskuswurf Wrobel will der Beste sein

David Wrobel, Diskuswerfer vom SC Magdeburg, kämpft um ein Ticket für die Europameisterschaft im August in Berlin.

Von Daniel Hübner 26.06.2018, 01:01

Magdeburg l 19. August 2009, zirka 21 Uhr. Leichtathletik-Weltmeisterschaft in Berlin. Ein berauschendes Fest im Olympiastadion. Und ein Robert Harting, der den Diskus auf 69,43 Meter katapultierte. Zum Titel. Ein junger Mann, der damals als Volunteer bei der WM arbeitete, stand mit respektvollem Abstand zu Harting im Stadion und man kann sich vorstellen, wie bei seinem nächsten Gedanken die Augen leuchteten. „Da habe ich mir gesagt“, erinnert sich David Wrobel, „ich will der beste deutsche Diskuswerfer werden.“ Und so begann für Wrobel, damals zarte 18 Jahre jung, damals schon 1,95 Meter groß, ein ziemlich steiniger Weg, der ihn im Dezember 2013 zum SC Magdeburg führte.

Nun, 2018, steht er mit 65,98 Metern auf Platz vier der deutschen Bestenliste. Wrobel gehört also zu den Kandidaten, die das Ticket zur Europameisterschaft (7. bis 12. August) lösen können. In Berlin. Im Olympiastadion. Bei den nationalen Titelkämpfen am dritten Juli-Wochenende in Nürnberg entscheidet sich der Kampf um die drei Startplätze. Die Norm hat er überboten. Und womöglich war er noch nie so nah an einem großen Event.

Dabei hatte sich Wrobel vor seinem Wechsel aus seiner Stuttgarter Heimat Gedanken gemacht, „ob es nicht besser wäre, ins Ausland zu gehen, weil es dort einfacher wäre, sich für ein Großereignis zu qualifizieren“, erklärt er. Aber Wrobel ist zu sehr Patriot. Ein ziemlich cooler und lockerer außerdem. Und er hat sich womöglich schon oft ausgemalt, auf dem obersten Podest zu stehen und zur deutschen Hymne zu singen: „Das ist das schönste Gefühl.“

Der ehemalige Zehnkämpfer wäre dabei fast beim Bobsport gelandet, nachdem er von einem Trainer weggeschickt und von der nächsten Trainerin verlassen wurde. „Ich wurde vor vollendete Tatsachen gestellt und wusste nicht, wie es weitergehen soll.“ Da aber der Diskuswurf seine Passion ist, „habe ich mich in Deutschland umgeschaut und bin letztlich in Magdeburg angekommen“. Bei Trainer Armin Lemme, bei dem er sich mit einer Bestweite von 60,63 Metern vorstellte, unter dem er sich Jahr für Jahr steigert – bis zum aktuellen Rekord von 65,98 Metern.

Darauf ist er stolz. David Wrobel ist überhaupt auf vieles stolz. Auf seinen Spitznamen „Dino“, den ihm ein Turner an der Sportschule gab, weil der 140 Kilogramm schwere Hüne Salat gegessen hat. Auf seine Eileen, die er im September 2019 heiraten wird. In Schönebeck versteht sich, dort also, wo er seine Bestweite am 18. Mai aufgestellt hat. Selbst auf sein Gewicht ist der 27-Jährige stolz, weil der „Trend wieder in Richtung schwer und schnell geht“ bei den Diskuswerfern, hat Wrobel beobachtet.

Besonders stolz wäre er ganz sicher, wenn er sich für ein Großereignis qualifizieren würde. Die Sommerspiele 2020 in Tokio und vier Jahre später in Paris hat er fest ins Visier genommen. „In Tokio bin ich mit 29 Jahren im besten Wurfalter“, weiß Wrobel. Vielleicht reicht es aber auch schon für die WM in Doha im nächsten Jahr. Dann hat Robert Harting seine Karriere beendet.