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Rio de Janeiro Verloren im Transport-Dschungel

Der öffentliche Nahverkehr in Rio de Janeiro birgt ungeahnte Risiken und jeden Tag neue Geschichten.

Von Thomas Juschus 09.08.2016, 01:01

Rio de Janeiro l Eines der großen Ärgernisse für uns Journalisten unter dem Zuckerhut ist bislang die Transport-Situation. Ich kenne niemanden, der noch nicht über die Busfahrer geschimpft hat. Man kann sicher nicht sagen, die Organisatoren der Olympischen Spiele hätten sich keine Mühe gegeben. Es gibt einen Transport-Guide für das „Arrival & Departure-System (ADS)“, auf dem auf mehr auf als 170 Seiten jede Verbindung in die vier Olympia-Zentren in Barra, Copacabana, Maracanã und Deodoro oder in die Medien-Unterkünfte erklärt wird. Mein Ibis-Hotel liegt beispielsweise im Barra-Cluster 8.

In dem Wirrwarr aus Abkürzungen wie ADS, MTM (Media Transport Mall) und OLN (Olympic Lane), Haltestellen, Meeting-Points und Ladezonen den Überblick zu behalten, ist dabei nicht einfach. Vor allem für die Busfahrer... Unser Hotel liegt vom Olympiapark in Barra etwa drei Kilometer entfernt. Die gefahrene Strecke ist locker dreimal so lang – und jeden Tag anders, je nach Busfahrer. Die Fahrpläne sind eher als grobe Anhaltspunkte anzusehen, wann und in welchen Abständen die Shuttles fahren – selbst am frühen Morgen, wenn hier der Verkehr nicht stärker als in Magdeburg ist, fährt kaum ein Bus pünktlich ab.

Die Rückfahrt am Sonntag nach dem Ende des Straßenradrennens an der Copacabana dauerte mit rund 100 Minuten doppelt so lange wie angegeben. Selbst auf der OLN für die offiziellen Fahrzeuge ging es zeitweise nur im Schneckentempo und Schritttempo weiter.

Immerhin: Die Busfahrer sind freundlich, halten auch nochmal an, um schnell einen Passagier aufspringen zu lassen. Und in Deutschland fahren Bus & Bahn auch nicht immer pünktlich, habe ich mal gehört, der selten bis nie „Öffis“ in und um Magdeburg nutzt.

Ein großer Unterschied zum Transport-System beispielsweise vor acht Jahren in der Millionen-Metropole Peking sind die Kontrollen. Damals wurde beim Herauskommen aus den Media-Unterkünften kontrolliert – hier werden wir Journalisten erst beim Betreten der Olympiastätten durchleuchtet. Mussten anfangs Gürtel aus den Hosen, durften keine (Wasser)Flaschen und auch keine Lebensmittel mitgebracht werden, interessiert sich beim gelangweilten Security-Personal dafür mittlerweile niemand mehr, und mit der gewonnenen Zeit lässt sich die Bummelei vom Bus zumindest ein bisschen aufholen.

Hier erfahren Sie mehr über Olympia 2016.