Interview mit Hendrik Baumann, amtierender Leiter des Gymnasiums Tag der offenen Tür in Magdeburger Sportschulen
Am Sonnabend laden beide Sportschulen in Magdeburg zum "Tag der offenen Tür" ein. Von 9 bis 12 Uhr können Kinder und ihre Eltern alles über die Aufnahmebedingungen für die Bildungseinrichtungen erfahren, die den Titel "Eliteschule des Sports" und "Eliteschule des Fußballs" tragen. Volksstimme-Redakteurin Janette Beck sprach vorab mit Hendrik Baumann (52), dem amtierenden Leiter des Sportgymnasiums.
Volksstimme: Sie erleben den Tag der offenen Tür erstmals als Schulleiter des Gymnasiums. Sind Sie besonders aufgeregt?
Hendrik Baumann: Da ich bereits seit 2007 am Sportgymnasium als Lehrer in den Fächern Mathe, Geografie und Informatik unterrichte, habe ich schon einige solcher Tage miterlebt und weiß somit, wie der Hase läuft. Und ich weiß, dass ich mich wie mein Vorgänger Rolf Maszunat, der in den Ruhestand gegangen ist, auf eine eingespielte, engagierte Mannschaft verlassen kann. Als ehemaliger Fußballer bin ich ohnehin eher ein Teamplayer.
Volksstimme: Für wieviele Schüler haben Sie den Hut auf?
Baumann: Am Gymnasium sind momentan 554 Schüler in 25 Klassen unterwegs, an der Sekundarschule, die Marion Wegner leitet, sind es 282 sporttalentierte Mädchen und Jungen in 13 Klassen.
Volksstimme: Wie schwer ist es heutzutage, Leistungsport und Schule unter einen Hut zu bekommen?
Baumann: Sagen wir mal so: Es ist sicher nicht leicht, wenn man beides ernsthaft angeht. Die eigenen, aber auch die Erwartungen des Umfeldes, sprich die der Eltern, der Lehrer und des Trainers erfüllen zu wollen oder müssen, erzeugt mitunter ein Spannungsfeld. Gerade auch für einen Abiturienten oder Zehntklässler, dem trotz anstrengenden Trainings, Wettkämpfen oder Trainingslagern bei den Prüfungen haargenau das Gleiche abgefordert wird wie Abiturienten an einem normalen Gymnasium oder einer Sekundarschule.
Volksstimme: Braucht es da auch bei den Lehrern ein besonderes Fingerspitzengefühl?
Baumann: Es liegt in der Natur der Sache, dass Sportschüler mit hohen Belastungen gut umgehen können. Auch die Sprache, der Ton und der Umgang sind, so meine Erfahrungen, an einer Sportschule etwas anders, eher lockerer. Ebenso speziell ist das Sozialverhalten: Leichtathleten sind beispielsweise mehr Einzelkämpfer, Handballer oder Fußballer mehr in der Gemeinschaft anzutreffen. Als Lehrer sollte man auch dafür Verständnis aufbringen, wenn ein Schüler sportlich mal in einer Krise steckt oder sich schwer verletzt hat. So etwas wirkt sich natürlich auf den Schullalltag und das Lernverhalten aus. Was allerdings nicht geht, ist, dass jemand wegen des Sports alles andere um sich herum vergisst und die Schule vernachlässigt.
Volksstimme: An den Magdeburger Sportschulen können zwei verschiedene Wege eingeschlagen werden: Es wird unterschieden zwischen so genannten L-Schülern (leistungssportliche Laufbahn) und T-Schülern (sportlich talentiert). Hat sich dieses Modell bewährt?
Baumann: Es gibt durchaus auch Kritik daran, dass wir so breit aufgestellt sind und dreizügig fahren. Aber in meinen Augen ist das Format optimal, denn die T-Schüler stützen das System der L-Schüler. Ähnlich der Pyramide im Sport benötigen wir für die schmale Spitze eine schulische Breite. Denn auch für uns gelten nun mal die normalen gesetzlichen Vorgaben vom Kultusministerium was beispielsweise Schüler- oder Lehrerzahlen anbelangt oder das Angebot von Fremdsprachen.