Handball, Mitteldeutsche Oberliga HV Staßfurt gewinnt gegen Ziegelheim 32:28 (14:16) / Retting erzielt neun Tore Tempogegenstoß führt über Umwege zum Erfolg
Man mag sich gar nicht vorstellen, auf welcher Position der HV Staßfurt in der Tabelle der Mitteldeutschen Oberliga stehen könnte, wenn er konstant auf einem Level spielen würde. Gegen den LSV Ziegelheim reichte den Handballern von der Bode eine gute Schlussphase zum knappen 32:28 (14:16)-Erfolg.
Staßfurt l HV-Trainer Uwe Mäuer wirkte auf der Pressekonferenz immer noch fassungslos. Er dachte noch darüber nach, wie seine Mannschaft kurz zuvor den Erfolg eingefahren hatte. "Ich kann es selbst nicht fassen, dass wir solche Spiele gewinnen." Eigentlich, so sah es der Coach, hätte man mit so einer hohen Fehlerquote im Technik- und Regelbereich nicht gewinnen dürfen. Dass dies den Staßfurtern doch gelang, lag an einer entscheidnenen Minute.
Doch zunächst zum Anfang. Kein Team führte in Hälfte eins mit mehr als zwei Toren. Die Führungen wechselten ein paar Mal. So lag der HVS ganz zu Beginn mit 1:0 und 2:1 vorn, später mit 7:5 und 10:8 (18.). Der LSV drehte zweimal den Spieß um, hatte seinerseits mit 5:4 und gegen Ende des ersten Durchgangs mit 13:12 (25.) die Nase vorn. Trotzdem wirkten die Gastgeber teilweise unkonzentriert, die vom Trainer angesprochenen Technik- und Regelfehler hielten früh Einzug ins Spiel. Die Gäste aus Thüringen wirkten entschlossener und führten zu Pause verdient mit zwei Toren Vorsprung (16:14). Nilas Praest und Sebastian Retting sorgten vorrangig für Staßfurt dafür, dass der Rückstand zur Pause nicht höher ausfiel.
Die Kabinenansprache wird wohl etwas lauter ausgefallen sein. Auf jeden Fall verfehlte sie ihre Wirkung nicht. So langsam kam der HVS-Express ins Rollen. In der Deckung stand man nur besser und schloss aggressiver die freien Lücken. Doch die beiden Rückraumschützen des LSV, Steffen Moritz (8/4) und vor allem David Heinig (9) bekam man kaum in den Griff.
Trotzdem gelang den Rot-Weissen zunächst der 19:20-Anschluss (37.) durch Retting und wenig später der Ausgleich zum 22:22 (42.) per verwandeltem Siebenmeter von Sebastian Scholz. Als Praest per Tempogegenstoß das 24:22 (44.) erzielte, war der HVS wieder auf Kurs. Doch so einfach ließen sich die Gäste nicht abschütteln und der Nervenkrimi nahm erst seinen Anfang.
Dieser entschied sich in Form von Kleinigkeiten und quasi innerhalb nur einer Minute. Nachdem der LSV den erneuten Ausgleich zum 26:26 (54.) erzielt hatte, ging der HV Staßfurt durch ein Tor von Oliver Jacobi, nach schönen Anspiel an den Kreis von Christoph Frank, wieder in Führung. Keine ganze Zeigerumdrehung später lag er aufgrund von zwei Tempogegenstößen durch Rettung und Alexander Ernst mit 29:26 vorentscheidend vorn. Dabei hätte der erste dieser beiden Konter fast auch nicht zum Erfolg geführt. Tobias Ortmann hatte Praest auf die Reise geschickt. Dessen Querpass geriert in den Rücken von Ernst, der mit Mühe und Einsatz den Ball vor dem Aus rettete und zu Retting passte. Der erzielte mit seinem neunten Treffer das wohl wichtigste Tor der Partie. Die Szene passte ins Bild. Über Umwegen kamen die Staßfurter zum Erfolg.
Der Auftritt kostete Mäuer einige Nerven. "Ich hatte selbst in den letzten zwei Minuten Angst, dass wir den Vier-Tore-Vorsprung noch verspielen." So sind beim Coach, auch laut eigener Aussage noch ein paar graue Haare mehr hinzu gekommen. "Neues Jahr, neues Glück - spielerisch und taktisch fangen wir wieder bei Null an", brachte er es am Ende treffend auf den Punkt.
HV Staßfurt: Tuchen, Schliwa - Sonntag, Frank, Oswald, Ortmann (1), Bruchno (3), Retting (9), Jacobi (5), Ernst (2), Rach (2), Praest (8), Scholz (2/2)
LSV Ziegelheim: Zimmer, Püschel - D. Heinig (9/1), Zielke, A. Heinig (1), Moritz (9/4), Wunderlich, P. Jahn (3), M. Jahn, Biedermann (1), Kunz (3), Raubold (3)
Siebenmeter: HVS 2/2 - LSV 5/5; Zeitstrafen: HVS 7 - LSV 3; Rot: Roman Bruchno (3x2 Minuten, 44:49) -Staßfurt-