Tischtennis-Worldcup: Die Weltelite schlägt auf

Ab heute ist Magdeburg erneut Gastgeber für die Weltelite des Tischtennissports. Nach 2007 und 2010 wird in der Getec-Arena zum dritten Mal ein internationales Spitzenturnier ausgerichtet.

Magdeburg l Ingo Tast sucht nach Australien, findet aber Pakistan. Japan hat er schon. Nervös sieht er nicht aus. Gelassen wühlt sich der junge Mann durch die schwarzen Nationenschilder für die Anzeigetafel. Der "Ingo", wie ihn seine Sportfreunde in der Halle rufen, kommt aus Bremen. Krankenpfleger von Beruf und natürlich seit ewigen Zeiten an der Platte aktiv. Er ist einer von 130 freiwilligen Helfern, die seit Sonntag den organisatorischen Kraftakt eines solchen Großturniers stemmen.

Sie bauen die Courtabsperrungen, chauffieren Spieler zwischen Hotel und Halle hin und her. Sie kopieren Tabellen und Spielergebnisse und sie sorgen in und um die Halle für Sicherheit. "Viel Arbeit, aber auch viel Spaß", sagt Ingo Tast. Sportler und Helfer seien eine große Familie. Mit "Rossi", dem Bundestrainer, sind die meisten per Du. "Die Spieler aus Fernost haben aber einen Sonderstatus. Und unter den Fernostlern haben die Chinesen noch mal einen Sonderstatus", erzählt er.

Das ist auch in der Halle zu spüren. An die Spieler und Trainer der Chinesen ist kaum ein Rankommen. Beim Training an den Tischen lachen und scherzen sie untereinander gern. Doch werden sie auf Englisch angesprochen und um ein Statement gebeten, wenden sie sich meist sofort mit ernster Miene ab. Bis auf Li Sun, Co-Trainer des chinesischen Frauenteams. Der antwortet nicht nur freundlich, sondern sogar auf Deutsch: "Ich habe von 1988 bis 1997 in der deutschen Bundesliga gespielt", erzählt er. Sein Sohn wurde sogar in Deutschland geboren. "Als er drei Jahre alt war, sind wir zurück nach Shanghai gezogen. Deutsch hat er inzwischen wieder verlernt", erzählt Li. Magdeburg, sagt er, sei eine sehr schöne Stadt: "Das Hotel, die Halle - alles top."

Das hört auch Rainer Schulz gern, Präsident des Landestischtennisverbandes von Sachsen-Anhalt. Und das, obwohl er ein gestandener Hallenser ist. "Was uns in Magdeburg als Verband seitens der Stadt an Unterstützung geboten wird, ist unübertroffen", schwärmt er. Und das begann schon vor elf Jahren. Im Jahr 2000 sei Sachsen-Anhalt turnusmäßig mit der Ausrichtung der Deutschen Einzelmeisterschaft dran gewesen. "Im Hallenser Rathaus, wo wir natürlich als Hallenser zuerst waren, hat man uns erst einmal aufgelistet, was uns das kostet. Im Magdeburger Rathaus hat Polte - oder war es Trümper? - gesagt, wir sollen nirgendwo sonst hingehen. Wir machen das hier", erinnert sich Schulz. In die Bördelandhalle kamen sie dann gratis. Nach 2007 wird nun schon zum zweiten Mal der "World Team Cup" in Magdeburg ausgetragen. 2010 lockte der "World Cup" der Herren in Magdeburg dann sensationell insgesamt über 10000 Zuschauer in die Halle.

Davon träumt Rainer Schulz auch bei diesem Cup. "Es wurden im Vorverkauf zwar erst 2500 Karten verkauft. Aber wir denken, viele Besucher haben in den vergangenen Jahren die Erfahrung gemacht, dass es an der Halle jederzeit Karten gibt, und reisen deshalb ohne Karten an", so der Präsident.

Wenig förderlich für den Kartenvorverkauf war sicher die Absage von Deutschlands Topspieler Timo Boll wegen Rückenbeschwerden. Auch das Losglück meinte es gestern nicht gut mit den Deutschen. Das Bundesteam (Dimitrij Ovtcharov, Patrick Baum, Bastian Steger und Ruwen Filus) trifft bei planmäßigem Verlauf bereits am Sonnabend im Halbfinale auf China, zuvor wartet am Freitag im Viertelfinale Hongkong auf die Gastgeber-Auswahl. Top-Favorit China dürfte den Ausfall von Einzel-Weltmeister Zhang Jike leicht verkraften. Den Champion plagt eine Hüftverletzung. Der Weltranglisten-Erste, Ma Long, führt das Star-Ensemble aus dem Reich der Mitte an, das zum Auftakt gegen Russland spielt.

Die deutsche Damenauswahl bekommt es zum Auftakt am Freitag mit Hongkong zu tun.