1. Startseite
  2. >
  3. Sport
  4. >
  5. Vor der WM in London: „Volle Hosen“ und Zahltag: Littler prägt die Darts-Welt

Vor der WM in London „Volle Hosen“ und Zahltag: Littler prägt die Darts-Welt

Luke Littler hat mit 18 Jahren die komplette Elite im Darts-Sport hinter sich gelassen. Der Ruhm ist so gewaltig, dass sich die Leute auch für seine sieben Führerscheinprüfungen interessieren.

Von Patrick Reichardt und Philip Dethlefs, dpa Aktualisiert: 10.12.2025, 10:21
Wurde mit 17 Weltmeister: Der Engländer Luke Littler.
Wurde mit 17 Weltmeister: Der Engländer Luke Littler. Zac Goodwin/PA Wire/dpa

London - Die Zeit der alten Männer ist in der Darts-Welt definitiv vorbei. Rekord-Weltmeister Phil Taylor (65 Jahre) ist mit seinen 16 Titeln längst in Rente. Und auch für die Generation um Raymond van Barneveld (58), Peter Wright (55) und Gary Anderson (54) liegen die glänzenden Momente in der Vergangenheit. An der Scheibe übernommen hat stattdessen ein junger Mann, der theoretisch der Enkel all dieser Größen sein könnte: Luke Littler.

Mit gerade einmal 18 Jahren hat sich der Engländer zum Darts-Dominator aufgeschwungen. Ab Donnerstag (20.00 Uhr/DAZN und Sport1) greift er - noch immer im Teenager-Alter - nach seinem zweiten WM-Titel. 

Dass bei dem XXL-Turnier in London mit 128 Profis ein Preisgeld in Rekordhöhe aufgerufen wird, interessiert Littler kaum. „Mir geht es einzig und allein um Titel. Ich will einfach gewinnen. Das mit der Million ist nebensächlich – die ist einfach da.“

Wer hat Angst vor Littler?

Der Auftakt gegen Darius Labanauskas (Litauen) dürfte im Alexandra Palace ein lockerer Aufgalopp für Littler werden. Viel mehr stellt sich die Frage: Kann den Senkrechtstarter bis zum 3. Januar überhaupt jemand stoppen? Oder wird „The Nuke“ (Die Atombombe) nach dem ersten WM-Titel mit 17 und Platz eins der Welt mit 18 nun auch zum jüngsten Doppel-Weltmeister der Darts-Historie?

Längst ist eine Debatte entbrannt, ob der Sport langweilig zu werden droht - und ob die Gegner zu sehr vor dem Teenager kuschen. Rivale Michael van Gerwen aus den Niederlanden hat dazu eine klare Meinung. 

„Sie haben die Hosen voll, bevor das Spiel gegen Littler losgeht. Sie haben Angst. Die anderen sind mental einfach nicht stark genug“, sagte van Gerwen in diesem Jahr, in dem Littler nach der WM weitere wichtige Turniere wie das World Matchplay oder den Grand Slam gewann. Die Einzigen, die nach van Gerwens Dafürhalten keine Furcht vor dem jungen Engländer haben, seien er selbst und Gerwyn Price.

„Lecken zu viel die Stiefel“

Für den Sport ist Littlers beispielloser Aufstieg Fluch und Segen zugleich. Die generelle Aufmerksamkeit für den Sport ist auch dank Littler hoch wie nie zuvor. Das zeigen auch die WM-Aufstockung von 96 auf 128 Spieler und der baldige Umzug in die Great Hall, bei der man zur WM fast doppelt so viele Fans wie bislang empfangen kann. Dazu wird mehr Preisgeld denn je ausgeschüttet. Dank Littler ist für alle ein bisschen mehr Zahltag.

Durch Littler gibt es für alle anderen aber auch deutlich weniger Chancen auf Ruhm und Trophäen. Die Widersacher „lecken ihm ein bisschen zu viel die Stiefel“, urteilte van Gerwen in aller Deutlichkeit. Der Niederländer gibt in Duellen mit Littler dabei selbst oft kein gutes Bild ab. Das letzte WM-Finale verlor er deutlich mit 3:7.

Führerschein im siebten Versuch

Littler ist in Großbritannien so prominent geworden, dass auch jedes private Detail medial großen Widerhall findet. Sei es sein Liebesleben oder sein Versuch, den Führerschein zu ergattern. Der 18-Jährige fiel dabei sechsmal durch die Theorieprüfung. Als es Littler doch noch geschafft hatte, teilte die Fahrschule stolz ein Foto des Darts-Stars neben einem Auto.

Er selbst empfindet seine Berühmtheit als eher lästig. „Ich wäre gern wieder unbekannt“, sagte der 18-Jährige der Deutschen Presse-Agentur in London. „Aber da ich jetzt seit fast drei Jahren bekannt bin, würde es sich wahrscheinlich komisch anfühlen, nicht mehr berühmt zu sein. Ich gewöhne mich an die mediale Aufmerksamkeit, an die Interviews. So ist das jetzt eben.“

Zwischenfall mit Pietreczko

Auch die deutschen Profis müssen sich Littler regelmäßig geschlagen geben. Bei den Players Championship Finals traf jüngst Ricardo Pietreczko auf den neuen Primus - und sagte diesem während des Matches, dass er eigentlich nur ein Leg habe gewinnen wollen und nun schon fünf gewonnen habe. Auch das zeigt die Dimension der Überlegenheit von Littler.

„Warum sagt er so was in diesem Moment?“, fragte Littler, der den Vorfall öffentlich machte und nach eigenen Angaben auch deshalb mit „Show und Prahlerei“ geantwortet habe. Pietreczko sagte kurze Zeit später in einer Medienrunde über den neuen Dominator: „Ich bleibe dabei, für mich ist es ein bisschen arrogant, wie er rüberkommt. So wie er spielt, kann er sich das aber auch manchmal erlauben.“