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Schwimm-Weltmeisterschaft "Supertalent": Wellbrock ist die große WM-Hoffnung

Wenn Florian Wellbrock zusätzliche Motivation braucht, schaut er sich sein Gold-Rennen von der EM im letzten Jahr nochmal an. Seinem bisher größten Sieg sollen bei der WM in Südkorea weitere Erfolge folgen - nicht nur im Schwimmbecken.

Von Thomas Eßer und Christian Kunz, dpa 12.07.2019, 09:55

Yeosu (dpa) - Mit Coolness, Kraft und Selbstsicherheit soll Florian Wellbrock die deutschen Schwimmer zu den sehnlichst gewünschten WM-Erfolgen führen. Der 21 Jahre alte Freistilschwimmer ist der große Hoffnungsträger bei den internationalen Titelkämpfen in Gwangju und Yeosu - und das gleich in zwei Disziplinen.

Der von Freiwasser-Bundestrainer Stefan Lurz als "Supertalent" und "Zugpferd" betitelte Wellbrock tritt zunächst draußen im Zehn-Kilometer-Rennen und dann in der Halle über 800 und 1500 Meter an. Schon in seinem ersten Wettkampf am Dienstag will er "eine Medaille holen", wie er es ohne Umschweife benannte. Sein wohl größter Fan schwimmt in Südkorea ebenfalls mit.

Sarah Köhler, EM-Zweite über 1500 Meter, ist Wellbrocks Freundin und leidet bei seinen Rennen immer besonders. "Das ist schon aufregend, wenn der andere schwimmt", sagt die 25-Jährige der Deutschen Presse-Agentur. Dank starker Form und Seriensiegen in dieser Saison ist ihr "Flo" über zehn Kilometer einer der größten Anwärter auf Gold. "Ich habe drei Strecken, über die ich an den Start gehen werde und über die ich hundert prozentig abliefern möchte", sagt Wellbrock.

"Ihn zeichnet neben der körperlichen Stärke, der tollen Technik und seiner Geschwindigkeit auch seine Coolness und das sehr gesunde Selbstvertrauen aus", sagt Lurz über seinen Top-Schwimmer. "Dass er sagt, "mir kann keiner was antun, weil ich gut trainiert habe. Ich gehe da rein und sage, mich schlägt hier keiner". So ist seine Ausstrahlung und so schwimmt er auch."

Selbstbewusst und angriffslustig zeigte sich Wellbrock unter anderem bei seinem bisher größten Erfolg: Beim EM-Gold im vergangenen Jahr über 1500 Meter verwies er den starken Ukrainer Michailo Romantschuk und den italienischen Olympiasieger Gregorio Paltrinieri mit einer offensiven Taktik auf die Ränge zwei und drei. Spätestens mit dem furiosen Titel in Glasgow hat sich Wellbrock bei der internationalen Konkurrenz einen Ruf erarbeitet: Der junge Magdeburger versteckt sich auch vor großen Namen nicht. Noch heute sieht er sich das Rennen regelmäßig an - zur Motivation.

Im Gegensatz zu früher ist Wellbrock taktisch flexibler geworden, hat laut Lurz im Freiwasser, wo es auch um körperliche Durchsetzungsfähigkeit und Cleverness in harten Duellen ankommt, "unglaublich viel dazugelernt". Die guten Bedingungen des Renn-Kurses im am Freitag sonnigen und warmen Yeosu mit voraussichtlich kaum Wellen kommen ihm ebenfalls entgegen.

Zudem hat Wellbrock vor Kurzem seine Abschlussprüfung zum Immobilienkaufmann bestanden. "Ich gehe davon aus, dass er jetzt den Kopf frei für seine Schwimmziele hat, er wirkt jedenfalls auf mich sehr gelöst", sagt Wellbrocks Magdeburger Trainer, der deutsche Teamchef Bernd Berkhahn.

Dass er recht zu haben scheint, legen Aussagen wie diese nahe: Wellbrock glaube nicht, dass die Olympia-Qualifikation für die er in die Top Ten schwimmen muss, "so eine große Hürde wird", sagt er im Interview der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". "Das ist gar nicht mein Anspruch."

Als er im Höhentrainingslager in der spanischen Sierra Nevada gefragt wird, ob er Partnerin Köhler oder sich selbst die Medaille geben würde, wenn nur einer von beiden sie gewinnen könnte, antwortet Wellbrock: "Wenn ich mich entscheiden müsste, wer die Medaille von uns beiden bekommt, dann würde ich sie nehmen." Durch den Einzelsport sei er vielleicht ein bisschen egoistisch geworden, "aber ich sag' mal, das ist einfach mein Traum, dafür arbeite ich jeden Tag und deswegen will ich die Medaille auch unbedingt haben."

Wellbrock will hoch hinaus und macht das auch mit zunächst einmal unpopulär erscheinenden Sätzen klar. Köhler hätte das Edelmetall ihm gegeben, "wenn ich das als seine Freundin beurteilen müsste", sagte sie im ZDF.

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