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WADA-Komiteechef Taylor schließt harte Strafe für Russland nicht aus

Es dürfte eng für Russland werden, wenn sich die Manipulation der Moskauer Doping-Daten erhärtet. Am Sonntag berät der Prüfausschuss der WADA über mögliche Konsequenzen. Komiteechef Taylor schließt eine harte Strafe nicht aus. Russland droht damit der Olympia-Ausschluss.

Von Andreas Schirmer, dpa 15.11.2019, 13:19

Frankfurt/Main (dpa) - Russland kann nicht mehr auf Nachsicht und Kompromissbereitschaft der Welt-Anti-Doping-Agentur rechnen.

Dies machte der Chef des unabhängigen WADA-Prüfkomitees in einem Interview mit der ARD-Sportschau deutlich. Die Sanktion müsste so ausreichend sein, um die russischen Anti-Doping-Agentur RUSADA, "aber auch diejenigen zu überzeugen, die die RUSADA unterstützen, ihren Verpflichtungen nachzukommen", erklärte Jonathan Taylor. Russland droht damit der Ausschluss von den Olympischen Spielen 2020 in Tokio.

Der britische Jurist ließ zudem durchblicken, dass die den Experten der WADA Anfang des Jahres ausgehändigten Moskauer Daten aus den Jahren 2012 bis 2015 "nicht authentisch und nicht vollständig" seien. Taylor: "Es wurden einige Änderungen vorgenommen." Dagegen hatte der russische Sportminister Pawel Kolobkow beteuert, dass nichts gelöscht worden sei und sprach nur von "technischen Problemen".

WADA-Experten werden laut Taylor jetzt mit Computerspezialisten aus Russland zusammentreffen. Ob sie den Fälschungsvorwurf entkräften können oder nicht: Danach gehe ein Bericht an ihn, den er mit seinen Kollegen im Prüfkomitee CRC (Compliance Review Committee) am Sonntag beraten wird. Direkt nach der Sitzung werde es nach Angaben Taylors Empfehlungen des CRC an das WADA-Exekutivkomitee geben, das über eine mögliche Sanktion entscheiden muss.

Unklar ist, wann das Führungsgremium unter der Leitung des scheidenden WADA-Präsidenten Craig Reedie zusammenkommen und eine Entscheidung treffen wird. Im September 2018 war das Exekekutivkomitee der Empfehlung der CRC gefolgt, die Suspendierung der RUSADA aufzuheben.

Dies hatte weltweit zu Kritik geführt, weil bis zu dem Zeitpunkt von Russland noch nicht alle WADA-Bedingungen erfüllt worden waren - unter anderem die Übergabe der Doping-Daten. Sie sollen das Ausmaß des staatlichen Doping-Programms von 2012 bis 2015 sowie der Manipulationen bei den Olympischen Winterspielen 2014 in Sotschi belegen. Ein Whistleblower hatte der WADA eine Kopie dieser Daten zugespielt. Durch den Abgleich von Kopie und vermeintlichem Original kam der Fälschungsverdacht auf.

Taylor machte im ARD-Gespräch auch deutlich, dass es bei der Untersuchung nicht nur um die Bewältigung der Vergangenheit geht. Es werfe auch "einen Schatten auf aktuelle Athleten", wenn deren Daten "nicht einwandfrei" seien.

ARD-Bericht